Worum geht es in der Geschichte?
Die siebenundzwanzig jährige Bibliothekarin hat ihre Zukunft noch vor sich, doch dann tauchen eines Nachts zwei Todesengel bei ihr auf und teilen ihr mit, dass sie sterben wird. Amy darf sich, bevor sie stirbt, etwas von ihnen wünschen. Da sie ihren seit Jahren vermissten Vater, zu dem sie immer schon aufgeschaut hat, wiedersehen möchte, machen sich die drei auf die Suche nach ihm.
Wie hat mir die Reise mit Amy, Vincent und Sam gefallen?
Mein allgemeiner Leseeindruck:
Bei den ernsten und wirklich emotionalen Themen, die ich aus dem Klappentext herausgelesen habe, hatte ich eine düstere Geschichte mit tragischem Ende erwartet. Umso mehr haben mich die Geschichte und die Charaktere überrascht: Die Geschichte wird aus den Perspektiven der drei Hauptfiguren erzählt. Sie ist vom Schreibstil her leicht und flüssig zu lesen und die Charaktere sind teilweise sehr humorvoll. Sie ergänzen sich in ihren Eigenschaften perfekt, aber müssen erstmal zueinander finden. Das Ganze unter dem Motto: Was sich neckt, das liebt sich. Sowohl Amy und Vincent als Liebespaar, als auch Vincent und Sam als Freunde haben spannende Dynamiken, darum habe ich die drei beim Lesen schnell ins Herz geschlossen und wollte mehr über sie erfahren. Der rätselhafte Verbleib des Vaters und die Frage nach Vincents und Sams früherem Leben haben mich ebenfalls zum Weiterlesen motiviert. Ich hatte mich schon die ganze Zeit gefragt, wie die Geschichte ausgeht und natürlich auf ein Happy End gehofft, weil mir die Charaktere so sympathisch waren. Der Plottwist am Ende kam dann völlig unerwartet, hat aber nochmal für sehr viel Spannung und Emotionen gesorgt.
Das Trio Amy, Vincent und Sam:
Ich konnte mit allen drei Charakteren sehr gut mitfühlen! Mir hat es sehr gut gefallen, dass die Protagonistin Amy mal keine sechzehn Jahre alt ist, so wie es in vielen Romantasy-Romanen der Fall ist, sondern in ihren Zwanzigern steht und eine gewisse Unabhängigkeit mitbringt. Das macht die Geschichte für mich gleich viel authentischer und weil Amy in meinem Alter ist und auch eine Vorliebe für Bücher hat, konnte ich mich persönlich sehr gut in sie hineinversetzen. Das Mädchen, das eigentlich eine sehr talentierte Künstlerin ist, aber Bestätigung von außen braucht, um das anerkennen zu können, hat mich sehr beeindruckt. Einerseits zeigt sie sich emotional und zerbrechlich, fängt auch mal an zu weinen, wenn ihr alles zu viel wird, andererseits ist sie sehr mutig und abenteuerlustig.
Dann ist da noch der Love-Interest Vincent, der nicht der höflichste Engel ist. Er handelt unüberlegt und aus den Emotionen heraus, was ihn sehr authentisch macht. Da weder die Leser noch er selbst seine Vorgeschichte kennen, weil er sich als Todesengel nicht sofort an sein früheres Leben erinnern kann, wirkt Vincent nicht so selbstsicher und fragt aus Verunsicherung bei seinem Freund Sam immer wieder um Rat. Ich fand Vincent gerade wegen seiner Verunsicherung und seinen Macken sehr sympathisch, und habe zum Ende des Buches hin immer mehr mit ihm mitgelitten.
Die spannendste Figur war Sam, der beste Freund und Mentor von Vincent. Er gehört zu dieser Art von Buchcharakteren, die auf den ersten Blick sehr durchschaubar und einfach gestaltet wirken, gerade weil sie scheinbar keine Fehler haben und immer freundlich sind. Aber auf den zweiten Blick, zwischen den Zeilen, erkennt man sehr schnell, dass Sam nicht einfach ein austauschbarer Nebencharakter ist, sondern ein sehr komplex gestalteter Protagonist. Ich habe ihn als einen zutiefst unglücklichen Charakter interpretiert, mit einer großen Sehnsucht nach Freiheit und Liebe. Da seine Vorgeschichte kaum bis gar nicht thematisiert wird, ist das Interesse an dieser Figur auch nach dem Lesen bei mir noch groß.
Die Botschaften im Buch:
Im Buch werden sehr viele wertvolle Botschaften thematisiert, die ich nach dem Beenden der Geschichte für mich selbst mitnehme und die ich nochmal zusammenfassen will: Einmal das Hauptthema Tod, was auch automatisch das Thema Leben mit einschließt. Dadurch, dass das Thema Sterben zur Sprache kommt, setzen sich die Charaktere auch mit dem Wert des Lebens, mit den Sonnen- und den Schattenseiten auseinander. Es geht um Love and Death, wobei hier nicht nur die romantische Liebe gemeint ist, sondern auch die Geschwisterliebe, was ich sehr schön fand. Außerdem spielt das Thema Vergebung eine große Rolle: Die Charaktere lernen anderen, aber auch sich selbst zu vergeben. Ein weiteres zentrales Thema ist die Kunst und die künstlerische Arbeit: Kunst bildet Emotionen ab, fasst wertvolle Momente des Lebens ein und erinnert an eben diese Momente und an den Künstler. Jedes Kunstwerk hat eine eigene Geschichte und kann diese auch nach dem Tod des Künstlers noch erzählen. Die Verbindung zwischen Leben und Kunst finde ich sehr schön. Ich sehe darin sehr viel Wahrheit.
Mein Fazit:
Tiefgründige Themen mit wertvollen Botschaften, authentische Charaktere und eine spannende Erzählweise. Ich bin sehr froh, auf dieses Buch gestoßen zu sein und würde gerne noch mehr über die Todesengel lesen.