Ottessa Moshfeghs My Year of Rest and Relaxation ist ein Roman, der ein tiefes Unbehagen hinterlässt - und genau das macht ihn so faszinierend. Die namenlose Protagonistin beschließt, sich mithilfe eines Cocktails aus Medikamenten für ein Jahr weitgehend aus dem Leben zurückzuziehen. Ihr Ziel: Schlaf als radikale Flucht aus der eigenen Existenz.Moshfegh gelingt es, eine durchgängig beklemmende Atmosphäre zu erzeugen. Jede Figur ist auf ihre eigene Weise unsympathisch, und doch fügen sie sich perfekt in das düstere Gesamtbild ein. Trotz der Abgestumpftheit und Arroganz, mit der die Protagonistin ihrer Umwelt begegnet, blitzen in den Rückblicken auf ihre Vergangenheit Momente auf, die eine gewisse Verletzlichkeit zeigen. Ihr Trauma und ihr innerer Schmerz verleihen ihr eine Tiefe, die zumindest teilweise Empathie weckt.Insgesamt hat mich das Buch sehr beeindruckt. Die Idee, durch Schlaf ein neues Leben zu beginnen, ist verstörend und gleichzeitig nachvollziehbar. Das Setting, die düstere Stimmung und die zynische Erzählweise fügen sich zu einem stimmigen Gesamtwerk. Einen Stern ziehe ich für das Pacing ab: Während sich einige Passagen etwas zu sehr in Wiederholungen verlieren, hätte ich mir gegen Ende - besonders auf den letzten 50 Seiten - eine ausführlichere Erkundung der rasanten Entwicklungen gewünscht.