Alice Berends "Gesammelte Werke" eröffnen einen vielschichtigen Einblick in das literarische Schaffen einer Schriftstellerin, die mit feinem Gespür für gesellschaftliche Nuancen und psychologische Tiefe schreibt. Die Sammlung vereint ausgewählte Romane, Erzählungen und Feuilletons aus verschiedenen Schaffensphasen und reflektiert sowohl Berends ironisch-humoristischen Stil als auch ihre meisterhafte Beobachtungsgabe. Eingebettet in den kulturellen und sozialen Kontext des beginnenden 20. Jahrhunderts, beleuchten die Texte insbesondere die Lebenswelten und Herausforderungen bürgerlicher Frauen in Berlin und zeichnen sich durch eine präzise Sprache und subtile Charakterzeichnungen aus. Alice Berend war eine zentralen Figur im literarisch-künstlerischen Umfeld der Weimarer Republik. Ihre Ausbildung an der Kunstgewerbeschule und die enge Verbindung zu zeitgenössischen Intellektuellen, darunter Kurt Tucholsky, prägten ihre literarische Ausdrucksweise nachhaltig. Die Erfahrungen als Journalistin und der stete Blick für gesellschaftliche Umbrüche spiegeln sich in ihrem Werk wider. Berends Biografie-geprägt von Emanzipation und künstlerischem Anspruch-liefert wesentliche Impulse für ihr Schreiben und macht sie zu einer Chronistin ihrer Epoche. Diese "Gesammelten Werke" bieten Wissenschaftler:innen und Literaturinteressierten gleichermaßen die Möglichkeit, eine bedeutende, lange Zeit in Vergessenheit geratene Stimme der deutschen Literaturgeschichte neu zu entdecken. Die Lektüre empfiehlt sich allen, die sich für gesellschaftliche Entwicklung, feinsinnige Milieustudien und die literarische Vielfalt des frühen 20. Jahrhunderts interessieren.