Konrad Lang soll eine Villa der Familie Koch auf Korfu verwalten, als er eines Abends versehentlich einen Holzvorrat mit Benzin entzündet, woraufhin ein Brand entsteht, der den gesamten Gebäudekomplex zerstört. Als alter Freund der Familie und Protegé der Leiterin der Koch-Werke Elvira Senn kommt er ungeschoren davon, die reiche Industriellenfamilie holt ihn zurück in die Schweiz, wo er eine kleine Wohnung bewohnen darf und ein wöchentliches Taschengeld erhält. Es scheint gerade wieder bergauf zu gehen in seinem Leben, er lernt eine Frau kennen und verliebt sich - doch dann findet er beim Einkaufen den Ausgang aus dem Supermarkt nicht mehr, vergisst beim Spazierengehen wo er wohnt und erinnert sich bald auch nicht mehr an den Namen der Frau, die er heiraten möchte. Woran er sich aber immer besser erinnert: Seine Vergangenheit mit der Familie Koch, was Elvira Senn in Angst und Schrecken versetzt."Small World" ist Martin Suters Romandebüt und erschien 1997 - in meinem Geburtsjahr! Ein gutes Omen für dieses Buch, das zusammen mit "Die dunkle Seite des Mondes" und "Ein perfekter Freund" zur - von Suter selbst so genannten - neurologischen Trilogie gehört. In allen drei Büchern hat der Protagonist jeweils mit Identitätskrisen zu kämpfen, in "Small World" hat Konrad Lang Alzheimer, was sein Kurzzeitgedächtnis nach und nach zerstört, dafür aber die Erinnerungen seiner Kindheit umso präsenter werden lässt. Martin Suter wäre nicht Martin Suter, wenn er daraus nicht einen spannenden Roman mit sensationellem Plottwist am Ende basteln würde - denn natürlich hat Lang eine komplizierte Vergangenheit, die auf einem großen Geheimnis fußt, das Elvira Senn, das Oberhaupt der reichen Schweitzer Koch-Familie am liebsten für immer begraben hätte. Ich finde es erstaunlich, dass man bereits bei seinem Debüt Suters so typischen Stil erkennen kann, seine Geschichten waren schon damals aufgebaut wie heute, seit fast dreißig Jahren schreibt er über die Schweitzer High Society, über Liebe und Hass, immer mit einer Prise Krimihandlung. Abgesehen von dem Ende, das ich dann doch recht unglaubwürdig fand, habe ich "Small World" richtig gerne gelesen, ein zeitlos fesselnder Lesegenuss.