Arg konstruiert, dennoch lesenswert
Roy Cummings, den die Hauptfigur Ellen beim Besuch der Küstenstadt Beacon kennenlernt, ist in der Baubranche. Und so wie er Häuser konstruiert und zurechtzimmert, so ist auch die Story: mehr offensichtliche Willkür der Autorin geht kaum, mehr unglaubwürdige Zufälle kann man in einen Plot kaum einbauen. Der Mann, der Ellen vorm Ertrinken rettet, ist ebenjener Roy, der auch gleichzeitig der Neffe desjenigen Cummings ist, dem Ellen ein Brief von ihrer verstorbenen Großmutter überbringen soll. Roy Cummings taucht überhaupt immer genau da auf, wo er der Story Impulse zu verleihen hat und bringt Ellen natürlich immer in Verlegenheit. Man wundert sich über sein Erscheinen irgendwann nicht mehr, ebenso wenig über einen zum Bersten vollen Pub an einem Dienstagabend, wo eine Stimmung wie an einem Freitag herrscht, und wo Ellen, ausgerechnet im betrunkenen Zustand zur Gewinnerin im Darts wird, gegen wen wohl, na?Genug gespoilert, wobei: schon auf Seite 11 weiß man eh, wie die Story enden wird; die Frage ist nur, welche Wendungen es noch geben wird und wie bestimmte innere Konflikte zu lösen sind. Dass dies irgendwie gelingen wird, ist natürlich klar.Letztlich muss ich aber sagen, dass ich das Buch auf eine Art doch mochte: mir gefiel die Atmosphäre des malerischen Küstenorts, mir gefiel, wie die Autorin auf kenntnisreiche Weise Malerei und Fotografie einen wichtigen Raum einnehmen ließ, und irgendwie gelingt es ihr auch, Ellens Gefühlswelt spannend zu beschreiben. Der Schreibstil ist flüssig und unaufdringlich, nimmt die Leserin mit auf Ellens Entdeckungsreise ins Glück. Und auch wenn es kaum Überraschungen gibt, folgt man ihr gern.