Eigentlich ist für mich die Zeit der Mittelalterromane vorbei. Aber wenn ein solcher von Rebecca Michéle erscheint, mache ich gerne eine Ausnahme und lese mal wieder einen. Die Autorin ist für mich ein Garant für spannende Unterhaltung, bildhafte Beschreibungen und exzellente Recherchearbeit.
Zudem hatte ich das Glück, dieses Buch in einer Leserunde mit Begleitung der Autorin lesen zu können. So erfuhr ich nebenher noch viele interessante Details.
Die junge Roisin wächst Ende des 13. Jahrhunderts gemeinsam mit ihrem Bruder Edward bei ihrem Vater, einem angesehenen Steinmetz, und ihrer unausstehlichen Stiefmutter auf. Ihre Mutter starb bei der Geburt des jüngeren Bruders. Von der neuen Frau des Vaters wird Roisin wie eine Sklavin behandelt. Roisin hat von Geburt an einen Gehfehler und wird deshalb verspottet. Aber sie hat auch eine herausragende Gabe, sie beherrsch die Steinmetzkunst. Da dieses Handwerk Männern vorbehalten ist, muss sie es heimlich nachts ausüben. Als der Vater bei einem Unfall verletzt wird, ist die Familie jedoch auf sie angewiesen, da ihr Bruder sowohl faul als auch unbegabt ist. Sie opfert sich für ihre Familie auf, die es ihr allerdings nicht dankt.
Roisin war mir auf Anhieb sehr sympathisch. Trotz ihres harten Loses verliert sie nicht ihren Lebensmut. Ich habe mich während des Lesens des Öfteren gefragt, wie viel ein Mensch eigentlich aushalten kann. Immer wenn es für Roisin mal ein wenig aufwärts ging, hat Rebecca Michéle ihr wieder neue Steine in den Weg gelegt. Das hat die Geschichte außerordentlich spannend gemacht.
Neben der Spannung habe ich sehr viel über die Kunst des Steinmetzens und Wales im Mittelalter erfahren. Das hat die Lektüre für mich zu einem echten Leseerlebnis werden lassen.