Das Paket" war mein zweites Buch von Sebastian Fitzek. Wie schon bei "Passagier 23" fand ich den Schreibstil sehr angenehm und spannungsfördernd, ebenso wie die Kapitellänge. Ich habe das Buch an einem Tag durchgelesen, weil es eben tolle Cliffhanger beeinhaltet und so zum Weiterlesen motiviert.Leider wurde ich vor einem halben Jahr schon von einem Bekannten gespoilert, wer der Täter ist. Und obwohl ich versucht habe, diese Person zu vergessen, ist es mir, sobald sie zum ersten Mal vorkam, wieder eingefallen. Somit war das Buch für mich leider nur noch halb so spannend, was aber natürlich nicht den Autor oder gar den Inhalt betrifft.Natürlich war ich trotzdem über das Motiv, die Hintergründe und auch die Story, welche sich "zwischen den Zeilen" abspielte, gespannt und daran interessiert, wie es mit der Protagonistin aus geht.Die Charaktere wurden echt, realistisch und größtenteils sympathisch dargestellt. Auch Emmas Gefühlslage wurde sehr gut beschrieben, wobei oftmals auch das Thema Depression allgemein thematisiert wurde, was dieses Buch sehr glaubhaft macht.Und ich muss sagen: obwohl ich die Auflösung mehr oder weniger schon kannte, hat sie mich doch vom Hocker gehauen! Ein rasantes und schockierendes Ende, welches Unwissenden bestimmt eine Gänsehaut verschafft und auch mich später noch zum Nachdenken angeregt hat. Eine Geschichte, die im Nachhinein sogar traurig wirkt und lange bei einem bleibt.Bis hier hin gibt es also noch keinen wirklichen Kritikpunkt.ABER (Achtung Spoiler!):Hier muss ich mich nun meinen Vorrednern anschließen. Für mich war die Geschichte (vor allem die "Rückblicke" während der Packetübergabe) sehr überspitzt. Die Protagonistin rauschte an einem Tag nur so durch die Geschehnisse. Und das, obwohl sie an allen anderen Tagen der vergangenen 6 Monate nur Zuhause saß und nichts erlebte. Von einem vergifteten Hund, einer zerbrochenen Freundschaft, einem Einbruch, ausländischen Kriminellen über eine wilde Verfolgungsjagd, einem suspekten Paket bis hin zu einem Blutbad war wirklich alles dabei. Und das alles in so einer kurzen Zeitspanne, dass es teilweise anstrengend wirkte. Hinzu kommt: wenn die Straße doch so klein ist und sich alle kennen, wie kann es dann sein, dass keiner von den Geschehnissen (z.B. Einbruch, Leichengestank) mitbekommt?Dennoch schafft der Autor es immer wieder, grade noch so die Kurve zu kriegen und die Spannung aufrecht zu erhalten. Bei Passagier 23 war es nämlich ähnlich, vielleicht sind diese teils überspielten Handlungen ja aber auch typisch für Fitzek. Bis hier hin also wirklich ein "akzeptabler Patzer".Der größte Kritikpunkt kommt aber noch:Das Buch heißt "Das Paket". Auch der Einband und der Klappentext lassen vermuten, dass ein Paket in dieser Geschichte der Dreh- und Angelpunkt ist, dass die Geschichte ihren Ursprung oder ihren weiteren Handlungsablauf auf einem mysteriösen Paket hat. So ist es aber leider nicht. Das Paket spielt zwar eine wichtige Rolle für eine eher unwichtige Nebenstory, ist aber für den Hauptverlauf total unrelevant und verliert nach einigen Kapiteln total an Bedeutung. Dieses Buch hätte genauso "Das Skalpell", "Das Trauma" oder "Zimmer 1904" heißen können.Kurz gesagt: Ob das Paket nun im Buch vorgekommen wäre oder ob man es komplett weg gelassen und durch einen anderen (weniger bedeutsamen) Gegenstand ausgetauscht hätte, hätte kaum einen Unterschied gemacht. Die Aufmachung des Buches und vor allem der Klappentext haben für mich leider wenig mit dem Inhalt des Buches zu tun. Andere Leser werden vielleicht verstehen, was ich meine.Wenn ich das Buch aus der "unwissenden" Leserperspektive betrachte, bleibt es aber dennoch ein unglaublich spannender, unterhaltender und solider Psychothriller, welcher sich schnell und flüssig lesen lässt, den Leser immer wieder auf falsche Fährten führt und vor allem am Ende in ein eiskaltes Meer fallen lässt, weil die Auflösung so realistisch ist. Vielleicht überlegt man sich nicht 2mal, ob man ein Paket für einen fremden Nachbarn annimmt. Mit Sicherheit (und einer gehörigen Portion Angst) wird man jedoch ab sofort jeden Abend in den Kleiderschrank schauen. Ich vergebe 80° und freue mich auf das nächste Fitzek-Buch!