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Produktbild: Das Haus aus Stein | Asli Erdogan, Asl Erdoan
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Produktbild: Das Haus aus Stein | Asli Erdogan, Asl Erdoan

Das Haus aus Stein

Roman

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Asli Erdogans wichtigster Roman endlich auf Deutsch

»Haus aus Stein« ist nicht nur der wichtigste Text im Werk der gefeierten türkischen Schriftstellerin Asli Erdogan. In diesem symphonisch komponierten Roman über Gefangenschaft und den Verlust aller Sicherheiten nimmt sie auch auf erschütternde Weise die eigene Gefängniserfahrung vorweg. »Was hatte ich hier zu suchen? Was war übrig von einem Ich? «, fragt einer der Protagonisten. Ein anderer wird freigelassen, doch was in der Haft geschehen ist, bleibt unsagbar, und er verfällt allmählich dem Wahnsinn. Asli Erdogan folgt mit ihrer poetischen dunklen Sprache den tiefen Narben, die eine Begegnung mit dem »Haus aus Stein« hinterlässt. Ihren in der Türkei bereits 2009 erschienenen Roman ergänzt sie durch einen eigens für diese Ausgabe verfassten Essay über die Monate, die sie 2016 nach dem gescheiterten Militärputsch willkürlich im Frauengefängnis Bakirköy-Istanbul inhaftiert war.

Produktdetails

Erscheinungsdatum
18. März 2019
Sprache
deutsch
Untertitel
Roman. Originaltitel: Tas Bina.
Seitenanzahl
128
Autor/Autorin
Asli Erdogan, Asl Erdoan
Übersetzung
Gerhard Meier
Verlag/Hersteller
Originaltitel
Originalsprache
türkisch
Produktart
gebunden
Gewicht
242 g
Größe (L/B/H)
209/135/18 mm
ISBN
9783328600763

Portrait

Asli Erdogan

Asl Erdo an, geboren 1967 in Istanbul, ist eine der bekanntesten Schriftstellerinnen und Kolumnistinnen der Türkei und weltweit Symbolfigur für den Widerstand gegen die Willkürherrschaft in ihrer Heimat. Ihre literarischen Werke (u. a. »Die Stadt mit der roten Pelerine« und »Das Haus aus Stein«) sind in über 20 Sprachen übersetzt, Erdo ans Arbeit wurde mit einer Vielzahl von Preisen geehrt: 2010 erhielt sie den Sait-Faik-Preis, den bedeutendsten Literaturpreis der Türkei, 2017 den Erich-Maria-Remarque-Friedenspreis und 2018 den Prix Simone de Beauvoir. Im August 2016 wurde Asl Erdo an nach dem gescheiterten Militärputsch in der Türkei zusammen mit 22 anderen Journalisten verhaftet und monatelang im Gefängnis festgehalten. Erdo an lebt im Exil in Deutschland.

Pressestimmen

»Ein meisterhafter Text, ein Gedicht über staatliche Gewalt. . . Er liest sich, als hätte Erdogan ihn mit ihrer Haut, ihrem Blut geschrieben. « FAZ, Karen Krüger

». . . ein beeindruckender Beweis für Wirksamkeit und Macht der Worte, für das Wunder der Literatur. Hier wird erlebbar und mitteilbar, was eigentlich unsagbar ist. « Deutschlandfunk Kultur, Carsten Hueck

»Erdogan entfacht einen regelrechten Sturm der Metaphern, der in manchen Passagen an Rimbauds Ausflüge in die Hölle erinnert. « Die Zeit, Juliane Liebert

»Asl Erdogans Das Haus aus Stein ist ein poetisches Aufbäumen gegen dieses gewalttätige Ansinnen. ( ) Der Text verfügt über so viel Kraft und Würde, Hellsichtigkeit und Abstraktionsvermögen, dass er über eine konkrete Situation und Zeit hinausweist« MDR Kultur, Ulrich Rüdenauer

» Das Haus aus Stein` ist kein Roman, den man von Anfang bis zum Ende liest. Dazu ist das Buch zu schmerzhaft. Es ist ein Gesang, in dem jede Strophe einzeln zuschlägt mit Bildern, die einem lange folgen. « NDR Kultur "Neue Bücher", Jochanan Shelliem

»Erdogan lässt sich den Mund nicht verbieten, nicht als Journalistin und nicht als literarische Autorin. « hr2 Kultur "Frühkritik", Hadwiga Fertsch-Röver

Besprechung vom 16.03.2019

Beschwörung der Schreckensexistenz

Vom Gefängnisleben in der Türkei: "Das Haus aus Stein", der beklemmendste und beste Roman von Asli Erdogan, ist nun auf Deutsch erschienen.

Von Karen Krüger

Im Istanbuler Stadtteil Sirkeci steht ein Gebäude, das in vielfacher Hinsicht ein Symbol für staatliches Unrecht ist und bei dessen Anblick viele Menschen erschaudern. Benannt nach seinem einstigen armenischen Besitzer, trägt es den Namen "Sansaryan Han". Sansaryan schenkte es 1881 dem armenischen Patriarchat. Nach dem Genozid an den Armeniern wurde das "Sansaryan Han" vom türkischen Staat konfisziert und 1944 zum Sitz der Istanbuler Polizeidirektion gemacht. Sie blieb dort bis in die neunziger Jahre und verwandelte das Haus, das einmal eine Schule für armenische Kinder werden sollte, in das berüchtigtste Folterzentrum der Stadt. Politische Gefangene wurden dort gequält, später auch minderjährige Kleinkriminelle. In den Zellen konnte man nur stehen, zum Hinlegen waren sie zu schmal. Sie erinnerten an aufrecht stehende Särge. "Sarg-Haus" wurde das "Sansaryan Han" deshalb von vielen genannt. Der Dichter Nazim Hikmet wurde dort gefoltert, auch der Schriftsteller Aziz Nesin. Heute verrät keine Gedenktafel, wem das Haus einmal gehörte, unter welchen Umständen es konfisziert wurde oder was später darin geschah. In der Türkei wird gern so getan, als hätte es staatliches Unrecht niemals gegeben.

Die Schrifstellerin Asli Erdogan hat sich schon immer gegen diese Politik der Leugnung aufgelehnt. Sie schrieb über die Verhältnisse in türkischen Gefängnissen, über die Kurdenfrage, Gewalt gegen Frauen und den Genozid an den Armeniern. Wegen ihres Engagements für eine kurdische Zeitung wurde sie im August 2016 verhaftet und saß 132 Tage im Istanbuler Frauengefängnis von Bakirköy. Ihr Prozess dauert an, ihr droht lebenslange Haft. Im September 2017 reiste sie über Paris nach Osnabrück, um den Erich-Maria-Remarque-Friedenspreis entgegenzunehmen. Sie kehrte nicht in die Türkei zurück. Mittlerweile lebt sie im Exil in Frankfurt.

Nun erscheint das bisher wichtigste Werk der Zweinundfünfzigjährigen auf Deutsch. Der Wunsch, Menschen eine Stimme zu geben, die staatliches Unrecht erlitten haben, prägt Asli Erdogans gesamtes Schaffen. Doch in keinem anderen Text gelingt ihr das so eindringlich wie in ihrem Roman "Das Haus aus Stein". In der Türkei, wo das Buch 2009 erschien, wurde es zum Bestseller. Sicherlich auch wegen der unverkennbaren Parallelen, die es zwischen dem "Haus aus Stein" und dem "Sansaryan Han" gibt.

Das Haus aus Stein ist ein Ort in einer namenlosen Stadt, an dem die Polizei Intellektuelle und Straßenkinder foltert. Der Leser folgt der Erzählerin, die sich, schwankend zwischen Traum und Wirklichkeit, an ihren Aufenthalt dort erinnert: an die Zellen, die Gänge, an den Schmerz, die Isolation, Demütigungen und Einsamkeit. Wie in Trance beschwört sie wieder und wieder die Existenz des Schreckens herauf. Sie hat diese Welt des Terrors überlebt, aber einen Mann dort verloren, den sie liebte und der ihr "seine Augen geschenkt hat". Mal scheint es, als sei er eins mit A., den die Folter im Haus aus Stein in den Wahnsinn getrieben hat und der nun auf der Straße lebt: vernarbt, verwahrlost, seiner Identität beraubt. Niemand will hören, was er zu sagen hätte. Also redet er mit den Vögeln, den Toten, dem Wind. Manchmal hält er das nicht mehr aus, tritt in der Einkaufsstraße eine Schaufensterscheibe ein, klettert in den Laden, nimmt einer Schaufensterpuppe die Kleider ab, einem für die Beschneidungsfeier als Sultan verkleideten Jungen beispielsweise, und staffiert sich damit aus. Dann nimmt er in dem verwüsteten Schaufenster Platz wie ein Geschichtenerzähler. Geschmückt mit Umhängen und Preisschildern, spricht er zu den Passanten, bis die Polizei ihn wegschleppt und abermals ins Haus aus Stein bringt.

Es ist ein meisterhafter Text, ein Gedicht über staatliche Gewalt, eine poetische Wehklage für die Toten und ein unvollendeter Abschiedsbrief. Der Roman zählt nur 110 Seiten, länger hätte er auch nicht werden dürfen. Nicht für den Leser, aber auch nicht für die Autorin. Er liest sich, als hätte Asli Erdogan ihn mit ihrer Haut, ihrem Blut geschrieben. Sie selbst hat mehrfach Polizeigewalt erfahren und leidet bis heute unter den Folgen.

"Die Personen in diesem Buch sind frei erfunden. Nur das Haus aus Stein ist echt. Nur die Hölle ist echt", schreibt Asli Erdogan in dem Vorwort, dass sie für die deutsche Ausgabe verfasst hat. Gleichzeitig offenbart sie, dass sie Anfang der achtziger Jahre selbst im "Sansaryan Han" war. "Schwer, noch einmal davon zu reden. Nach all den Zellen, den vielen Schlägen, den Verlusten des Lebens. Aus der bitteren, harten, qualvollen Erfahrung heraus zu sprechen, dass man zum Schweigen gebracht wurde." Nichts habe sie später mit solchem Entsetzen erfüllt wie das, was sie dort erlebte und sah.

Asli Erdogan und die namenlose Erzählerin sind nicht voneinander zu trennen. Sie ist auch A., den das Haus aus Stein für immer umschließt. Es ist auch eine Metapher für Traumata.

Eine Weile sah es so aus, als gehörten Orte wie das Haus aus Stein der türkischen Vergangenheit an. Nach dem versuchten Militärputsch von 2016 soll die Zeit der Folterknechte abermals angebrochen sein. Wer verstehen möchte, was das bedeutet, muss diesen Roman lesen.

Asli Erdogan: "Das Haus aus Stein". Roman.

Aus dem Türkischen von Gerhard Meier. Penguin Verlag, München 2019. 128 S., geb.

© Alle Rechte vorbehalten. Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH, Frankfurt.

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LovelyBooks-BewertungVon miro76 am 22.12.2019
Was ein Gefängnisaufenthalt mit einem Menschen machen kann, wie dieser die Seele zersetzt. Sehr poetisch - man sollte Lyrik mögen.
LovelyBooks-BewertungVon jenvo82 am 08.10.2019
"Ich war in ein endloses, einziges Jetzt gepfercht, sein Stundenzeiger war abgefallen und sein Minutenzeiger drehte sich sinnlos im Kreis. Die Stunden waren blutig gepeitscht worden und vermochten ihre schwere Last nicht mehr zu tragen, keinen Schritt mehr vor und zurück zu tun, die Zeit nicht mehr von der Stelle zu bewegen."InhaltWen es einmal in das Haus aus Stein verschlägt, der kommt nicht mehr zurück in die Welt der Unbedarften, der Optimisten, der Menschen, die nach jedem schlechten Tag einen neuen, besseren erwarten. Denn sämtliche Vorstellungen von einer Sinnhaftigkeit und einer tieferen Bedeutung des eigenen Lebens werden nach und nach ausgelöscht. Bei jedem, der die Mauern des Gefängnisses von innen gesehen hat und irgendwann die Mauern desselben Gebäudes von außen, gibt es keine Hoffnung mehr. Der Körper, die Hülle ist noch da, der Inhalt aber unwiederbringlich zerstört. Alles wird seltsam unbedeutend, Neuanfänge scheinen sinnlos und auch die Hoffnung wieder so zu werden, wie man einmal war, ist zwischen den grauen Mauern versickert ...MeinungSo klein und unscheinbar dieser Roman aus der Feder der türkischen Autorin Asli Erdo¿an auch ist, so zentnerschwer und bedrückend wirkt sein Inhalt. Es ist ein tiefsinniger, umwälzender Roman, der weder gefallen möchte, noch restloses Verständnis erzwingt, vielmehr initiiert er weitreichende Gedankengänge des Lesers, der hier einen wunderbar anspruchsvollen, literarischen Text in den Händen hält, dem man sich aus diversen Perspektiven nähern kann. Die Bewältigung eines Gefängnisaufenthalts ist einerseits sehr generalistisch und nachvollziehbar beschrieben und greift doch, sobald man die Vorgeschichte der Autorin kennt und das Nachwort gelesen hat, ganz persönlich in das Leben der Beteiligten ein. Interessant auch der Aspekt der Schuld bzw. Nichtschuld der Gefangenen. Denn seltsamerweise kommt diese Erzählung ganz ohne die Begriffe des Rechts oder Unrechts aus. Es geht auch nicht darum, etwas zu erklären und es schönzureden, nein vielmehr konzentriert sich der Inhalt auf die Zersetzung des menschlichen Glaubens an irgendetwas, an einen Gott, an einen Menschen oder auch an das System - nur durch die Schilderung einer unbestimmten Abfolge der stets gleichen Sinnlosigkeit und Lethargie - begrenzt durch Mauern aus Stein. Dennoch wird deutlich, wie die Gefangenen behandelt werden, das Folter als eine der vielen grausamen menschlichen Methoden angewandt wird, um die Insassen zu brechen. Und letztlich zielt der Inhalt vor allem auf den Schaden ab, den die Seele erleidet, ganz egal, was der Körper aushalten kann oder nicht.Für diesen Roman muss man sich Zeit nehmen, er zwingt dazu aufmerksam zu lesen, gerade weil er kein klassischer Unterhaltungsroman ist, sondern eher eine philosophische Auseinandersetzung mit der Thematik und außerdem entwirft er so zahlreiche sprachliche Bilder, dass man geradezu aufgefordert wird, den Text reflektierend zu betrachten. Auch ein mündlicher Austausch über das Gelesene bietet sich hier an und ich könnte mir gut vorstellen, eine derartige Lektüre in einem Lesekreis aufzugreifen und sie in der Gruppe zu besprechen.FazitIch vergebe hochachtungsvolle 4 Lesesterne, für diesen weder leichten noch herkömmlichen Text, der intensiv und reflektierend das Unausgesprochene benennt und die Emotionen des Lesers wachrüttelt. Der ungewöhnliche Aufbau und die Fähigkeit sowohl distanziert als auch betroffen zu wirken und dem Text durch Wiederholungen, Metaphern und Leerstellen eine derartige erzählerische Dichte zukommen zu lassen, hat mir ausgesprochen gut gefallen. Sicherlich kein Buch für jedermann und irgendwie auch sehr speziell. Doch wenn man etwas sucht, was so direkt nicht zu beschreiben ist, wenn man auf die Grundsätze des menschlichen Daseins zurückgeführt werden möchte, dann sollte man unbedingt zu diesem Buch greifen. Ein Roman, der nachhallt und das Prädikat "besonders" verdient.
Asli Erdogan, Asl Erdoan: Das Haus aus Stein bei hugendubel.de. Online bestellen oder in der Filiale abholen.