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Produktbild: DAVE - Österreichischer Buchpreis 2021 | Raphaela Edelbauer
Produktbild: DAVE - Österreichischer Buchpreis 2021 | Raphaela Edelbauer

DAVE - Österreichischer Buchpreis 2021

Roman

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Irrwitzig, eindrücklich, abgründig. Raphaela Edelbauers Roman über Künstliche Intelligenz.

»Ein Geistesblitz von einem Roman! «
Denis Scheck, Druckfrisch (Das Erste), 24. 01. 2021

Was braucht es, um eine Maschine mit menschlichem Bewusstsein auszustatten? Den Programmierer Syz interessiert nichts so sehr wie die Beantwortung dieser Frage. Doch als er hinter die Kulissen des Labors blickt, gerät sein bedingungsloser Glaube an die Technik ins Wanken. Welchem Zweck dient DAVE wirklich und wer wird von ihm profitieren?

In der Welt von Syz dreht sich alles ums Programmieren. Geschlafen und gegessen wird hauptsächlich, um schnellstmöglich wieder in die Datenströme des Computers abzutauchen. Das Ziel des gesamten Labors ist nichts Geringeres als die Programmierung der ersten generellen Künstlichen Intelligenz, ausgestattet mit einer Höchstleistung an Rechenkraft und menschlichem Bewusstsein: DAVE. Dann allerdings bringen zwei Ereignisse Syz' geregeltes Leben ins Wanken. Erstens, Syz verliebt sich in eine junge Ärztin, und zweitens, DAVE droht ein Totalausfall. Der Strudel, in den Syz in der Folge gerät, katapultiert den Programmierer in unmittelbare Nähe der Machtzentrale. Während das Labor in blinder Technikgläubigkeit weiterhin auf die Verwirklichung der Künstlichen Superintelligenz hinarbeitet, taucht Syz tief in die Geschichte des Labors ein und versucht herauszufinden, wessen Interessen DAVE am Ende eigentlich dient. Nach dem großen Erfolg von »Das flüssige Land« legt Raphaela Edelbauer einen einzigartigen Roman über Geschichte, Gegenwart und Zukunft der Künstlichen Intelligenz vor.

Ausgezeichnet mit dem Österreichischen Buchpreis 2021

Aus der Begründung der Jury:

Raphaela Edelbauer hat mit DAVE einen raffinierten Science-Fiction-Roman mit eingebauter Liebesgeschichte geschaffen, der nach den Gesetzen des Thrillers funktioniert. Dabei unterhält man sich nicht nur, sondern erfährt dank Edelbauers erstaunlicher Belesenheit viel über philosophische Debatten, Bewusstseins- und Gedächtnisforschung, Informatik und lernende Systeme, deren Heilsversprechen die Autorin spürbar misstraut. Denn der Weg zu einer schmerzlosen und total vernünftigen Gesellschaft nach dem Ebenbild des Computers führt durch Überwachung und Repression. Edelbauer erzählt elegant und pointiert, mit galligem Witz, Lust an der Anspielung und immer wieder verblüffenden Wendungen von der Ohnmacht des einzelnen in einer Diktatur der Weltverbesserer.

Produktdetails

Erscheinungsdatum
18. Januar 2021
Sprache
deutsch
Auflage
6. Druckaufl., 2021
Seitenanzahl
432
Autor/Autorin
Raphaela Edelbauer
Illustrationen
Lesebändchen
Verlag/Hersteller
Produktart
gebunden
Abbildungen
Lesebändchen
Gewicht
537 g
Größe (L/B/H)
211/132/38 mm
Sonstiges
gebunden mit Schutzumschlag
ISBN
9783608964738

Portrait

Raphaela Edelbauer

Raphaela Edelbauer, geboren in Wien, studierte Sprachkunst an der Universität für Angewandte Kunst. Für ihr Werk »Entdecker. Eine Poetik« wurde sie mit dem Hauptpreis der Rauriser Literaturtage ausgezeichnet. Außerdem wurde ihr der Publikumspreis beim Bachmann-Wettbewerb, der Theodor-Körner-Preis und der Förderpreis der Doppelfeld-Stiftung zuerkannt. Ihr Debütroman »Das flüssige Land« stand auf der Shortlist des Deutschen Buchpreises, ihr dritter Roman »Die Inkommensurablen« auf der Longlist. Für ihren zweiten Roman »DAVE« erhielt sie den Österreichischen Buchpreis. Raphaela Edelbauer lebt in Wien.



Pressestimmen

»Raphaela Edelbauer zündet in diesem Buch ein intellektuelles Feuerwerk, das philosophische Reflexion, Ironie und politische Satire verbindet und die großen Fragen zum Gegenstand hat, was uns Menschen ausmacht und ob man es in eine Maschine bringen kann. «Catrin Misselhorn, Süddeutsche Zeitung, 29. Dezember 2021 Catrin Misselhorn, Süddeutsche Zeitung

»Durch das Spiegelkabinett multipler Identitäten, leckender Gedächtnisräume und diffundierender Doppelgänger bewegt Edelbauer sich leichtfüßig, mitunter gar akrobatisch. Das unterhält ebenso wie der gallige Witz und die aufblitzende Lust am Wortspiel, aber man lernt eben auch allerhand. «Daniela Strigl, FAZ, 08. April 2021 Daniela Strigl, FAZ

»Edelbauer beschreibt mit bedrückender Präzision die klaustrophobische Wirkung der blassen Welt zwischen Codes und Zweckmöbeln. [ ] Edelbauer [ ] wagt sich an die Beschreibung einer Gegenwart, die sich permanent so anfühlt, als hätte sie einen Teil ihrer Zukunft schon durchlebt. [ ] Man muss sich an die Realitäten dieser Welt ohnehin schon langsam gewöhnen, muss sich darin zurechtfinden. Im Kopf von Raphaela Edelbauer fällt das sehr viel leichter. «Andrian Kreye, Süddeutsche Zeitung, 05. März 2021 Andrian Kreye, Süddeutsche Zeitung

»Ein Geistesblitz von einem Roman! «Denis Scheck, Druckfrisch (Das Erste), 24. 01. 2021 Denis Scheck, Das Erste druckfrisch

»Dieser Roman ist nicht nur inhaltlich, sondern eben auch formal unheimlich clever. Wurde dieser Text von Raphaela Edelbauer geschrieben oder doch von einer künstlichen Literatursuperintelligenz? [. . .] Das Wissenschaftliche wird hier literarisch, und die vordergründig so coole Prosa präsentiert sich als so amüsantes wie bitterböses Spiel mit den religiösen Auswüchsen technoiden Denkens. « Carsten Otte, Zeit Online, 23. 01. 2021 Carsten Otte, Die Zeit Online

»Der Autorin gelingt in DAVE` etwas, das mit dem geologischen Phänomen des Erdrutsches verglichen werden kann: die Darstellung einer gewaltigen Zeit- und Epochenbewegung, die in unserer Gegenwart wurzelt, angereichert mit umfassender Unsicherheit. «Wolfgang Paterno, Profil, 14. November 2021 Wolfgang Paterno, Profil

»Edelbauer erzählt elegant und pointiert, mit galligem Witz, Lust an der Anspielung und immer wieder verblüffenden Wendungen von der Ohnmacht des einzelnen in einer Diktatur der Weltverbesserer. «HVB-Pressemitteilung, 08. November 2021 HVB-Pressemitteilung

»Ein surrealistischer Science-Fiction-Roman mit einem filmreifen Showdown. «Renzo Wellinger, PNP, 08. Mai 2021 Renzo Wellinger, Passauer Neue Presse

»Ein komplexes Gedankenspiel, das Lust macht, über das Thema KI nachzudenken, und daran erinnert, dass es letztlich darum geht, ob wir technische Entwicklungen verwenden, um mehr Ausbeutung, Kontrolle und Normierung zu schaffen, oder um ein besseres Leben mit mehr Freiheit zu ermöglichen. «Norma Schneider, Neues Deutschland, 05. Mai 2021 Norma Schneider, nd

»DAVE ist ein hochintelligentes Meisterwerk, wie man es selten liest. «Dierk Wolters, Frankfurter Neue Presse, 19. April 2021 Dierk Wolters, Frankfurter Neue Presse

»Es ist ein wahrlich seltsamer Ort, den Edelbauer flirrend lebhaft schildert. Es gibt Szenen, die auch losgelöst von DAVE im Gedächtnis bleiben. Als seien es eigene Erinnerungen. «Judith von Sternburg, FR, 16. April 2021 Judith von Sternburg, Frankfurter Rundschau

»Dieser Roman macht den Leser fertig; schleudert ihn ungebremst durch alle Sphären der Wahrnehmung. Wo er eben noch kurz glaubte, jetzt habe er es begriffen, steht er kurz darauf am Abgrund und sieht alle seine Begriffe in die Tiefe stürzen. Er steht am Abgrund - und zugleich auf dem (vorläufigen) Gipfel der Erzählkunst von Raphaela Edelbauer, auf dem sie selbst, womöglich, nicht mehr weiter weiß. [. . .] Es gibt also noch eine Literatur, die sich nicht im Autofiktionalen erschöpft, die sich herausschält aus den Begrenzungen des eigenen Ichs und aus dem, was ist, etwas ganz Neues, etwas Eigenes schöpft. Fraglich, ob es je einen DAVE geben wird. Aber es gibt Raphaela Edelbauer und das ist viel besser. «Alexander Solloch, NDR, 09. April 2021 Alexander Solloch, Norddeutscher Rundfunk

»Ein Zukunftsroman mit humanistischer Botschaft. «Rainer Moritz, Chrismon, April 2021 Rainer Moritz, Chrismon

»Das Genre der Science-Fiction weiß Raphaela Edelbauer auf spektakuläre Weise zu nutzen: Das Wissenschaftliche wird hier literarisch, und die vordergründig coole Prosa präsentiert sich als so amüsantes wie bitterböses Spiel mit den quasireligiösen Auswüchsen technoiden Denkens. «Carsten Otte, ORF Ö1, 28. März 2021 Carsten Otte, ORF Ö1

»Spannende Zukunftsfragen, von Raphaela Edelbauer literarisch ziemlich perfekt eingefangen. «Gérard Ortremba, Sounds & Books, 15. März 2021 Gérard Ortremba, Sounds & Books

»Raphaela Edelbauer durchmisst in Art der Göttlichen Komödie von Dante das gesamte Sein vom lichtesten Gipfel bis hinab in die finsterste Unterwelt. Sage einer noch, die alte Metaphysik wäre tot! Diese abenteuerliche Erzählung beweist das Gegenteil. «Alois Knoller, Augsburger Allgemeine, 13. März 2021 Alois Knoller, Augsburger Allgemeine

»Was für ein faszinierendes Vexierspiel sich da vor unseren Augen entfaltet! Dramaturgisch meisterhaft spinnt Raphaela Edelbauer die Fäden aus technischem Wissen und philosophischen Fragen rund um Bewusstsein, künstliche Intelligenz und Singularität zu einem Plot, in dem sich alle Fragen zunehmend verknoten und verknäueln, bevor sie einem Finale zurasen, das, nur so viel sei verraten, noch manche Überraschung birgt. Und einmal mehr wird deutlich, welch spannende Reflexionsräume die Literatur eröffnet, um drängende Zeitfragen zu verhandeln. «Franziska Meister, WOZ, 11. März 2021 Franziska Meister, Die Wochenzeitung

»[ ] Raphaela Edelbauer mit DAVE [ ] ein Romanwelt geschaffen, in der sie mit der ihr ureigenen, bestaunenswerten Sprachmacht eine Geschichte erzählt, die stetig zwischen Schein und Wirklichkeit, Vision und Dystopie, Absurdität und Grauen wandelt, gleichzeitig intellektuell enorm (heraus)fordert und [ ] die Spannungsschraube anzieht, dass man sich dem Textgeschehen ganz so, wie es sein soll bis zum alles auflösenden, perfekt komponierten Ende nicht mehr zu entziehen weiß. «Dr. Matthias Eichardt, Tam Tam Stadtmagazin, 01. März 2021 Matthias Eichardt, tam. tam Stadtmagazin

»Unbedingt lesenswert. «Ernst W. Koelnsperger, Studiosus Bücherschau, März 2021 Ernst W. Koelnsperger, Studiosus Bücherschau

»Ein meisterlich durchkomponierter Text, der die großen philosophischen Fragen der Menschheit über eines der großen Themen unserer modernen Welt verhandelt. . «ORF, März 2021 ORF

»[ ] Computerwissenschaft, Philosophie, Kybernetik und Popkultur zu einem komplex konstruierten, fesselnden Ganzen. «Andreas Rauschal, Wiener Zeitung, 27. Februar 2021 Andreas Rauschal, Wiener Zeitung

»DAVE [ ] liest sich spannend wie ein Polit- und Verschwörungsthriller und wartet mit einem wahrhaft spektakulären Ende auf. Edelbauers Roman verhandelt nicht nur hochaktuelle Themen wie den Einfluss von Technik auf unser Leben und den Umgang mit künstlicher Intelligenz. Dave ist ein Vehikel, an dem sich existenzielle Fragen, wenn nicht beantworten, so doch durchdenken lassen: Fragen nach Identität und Menschlichkeit, die mit dem Erzählen verknüpft werden. [ ] Edelbauer [ ] schafft es, aus wahnsinnig vielen Details, popkulturellen Anspielungen, Finten und Fakten ein großes Ganzes zu formen, ohne dass Spannung und Unterhaltung dabei auf der Strecke bleiben. «Veronika Schuchter, Die Furche, 11. Februar 2021 Veronika Schuchter, Die Furche

»Ein futuristisches Umblätter-Abenteuer für eine Nacht, nach der man die Gegenwart genauer betrachtet. «Peter Grubmüller, OÖ Nachrichten, 10. Februar 2021 Peter Grubmüller, Oberösterreichische Nachrichten

»Edelbauer zeigt, dass wir Menschen uns dringend überlegen müssen, wie wir mit den Maschinen, die uns umgeben, eigentlich zusammenleben wollen und was dies auch politisch bedeutet. «Denis Scheck, WDR 2, 07. Februar 2021 Denis Scheck, WDR 2

»[ ] Eine zeitgemäße, mit schwarzem Humor eingefärbte göttliche Komödie. Soghaft, sagenhaft, sensationell. «Werner Krause, Kleine Zeitung, 06. Februar 2021 Werner Krause, Kleine Zeitung

»Raphaela Edelbauer malt eine mythische Dystopie zwischen Traum, Rausch und Immersion: fantasievoll, überbordend, witzig. Ein intensives Cybermärchen. [ ] Intensiv und faszinierend! «Monika Vasik, Die Presse, 06. Februar 2021 Monika Vasik, Die Presse

»Dave ist die zeitgemäße Pageturner-Variante eines Ludwig Wittgenstein-Traktats, hochgeputscht wie ein Christopher-Nolan-Film, dramatisch wie eines von Goldmanns Weltraum Taschenbüchern : ein geglücktes Philosophie-Experiment im 16:9-Format. «Jan Drees, Deutschlandfunk, 04. Februar 2021 Jan Drees, Deutschlandfunk

»Raphaela Edelbauer gelang mit diesem Ausblick über die Möglichkeiten künstlicher Intelligenz ein dystopischer Roman der Sonderklasse. «Report PLUS, Februar 2021 Report PLUS

»Ihre absolut lesenswerte Geschichte hört auf Seite 430 auf. Sie hört aber nicht auf, einen zu beschäftigen. . . «Wolfgang Huber-Lang, OE24, 29. Januar 2021 Wolfgang Huber-Lang, OE24

»Man kann DAVE als spannende Tech-Novel lesen, man kann den Roman als Kritik an bedingungslosem Fortschrittsglauben lesen und man kann in ihm einen literarischen Beitrag zum Diskurs um künstliche Intelligenz und Bewusstsein lesen. Das geht sich alles aus. Beeindruckend. «Daniel Grabner, FM4, 24. 01. 2021 Daniel Grabner, FM4

»Für mich ist DAVE ein relevanter Roman, der mit den großen Themen unserer Zeit spielt. «Arndt Stroscher, Astrolibrium, 24. 01. 2021 Arndt Stroscher, AstroLibrium

»Gerade seine narrative und meta-narrative Feinmotorik sorgen dafür, dass DAVE nicht nur ein Schmöker für diesen oder den nächsten Lockdown ist, sondern ein besonders hinterhältiges Vexierspiel, das man am liebsten gleich nochmal lesen möchte. «Tiroler Tageszeitung, 22. 01. 2021 Tiroler Tageszeitung

»Edelbauer ist mit DAVE der schwierige Spagat gelungen, eine anspruchsvolle Genre-Verbeugung zu schreiben, die sowohl den Literaturpuristen als auch den kundigen Nerds unter ihrer Leserschaft großes Vergnügen bereiten wird. «Barbara Kadletz, Buchkultur, Januar 2021 Barbara Kadletz, Buchkultur

Besprechung vom 08.04.2021

Schlechte Erfahrungen mit Intelligenz gemacht

Aber nicht im Fall dieses Buches selbst: Raphaela Edelbauers Science-Fiction-Roman "DAVE" verblüfft.

Ich mag keine Science-Fiction", sagt der Held dieses Science-Fiction-Romans und beweist damit Raphaela Edelbauers Fähigkeit zur Selbstironie. Wir befinden uns in einer nicht allzu fernen Zukunft, das System auf der Erde ist dank einer Bevölkerungszahl von achtzig Milliarden, ungebremster Klimaerwärmung und dramatischen Wassermangels kollabiert, ein knapp über der Erdoberfläche angedocktes sogenanntes Labor fungiert als Arche Noah von einiger Aufnahmekapazität: Exakt 118 998 Menschen bewohnen den Riesenbau.

Der Ich-Erzähler Syz, ein hochbegabter Mathematiker von Ende zwanzig mit ausgeprägtem Karriereknick, arbeitet als "Assistent in Arbeitsgruppe 2E, meistens Tagschicht, an Unterskriptprotokollen zur Rückkopplung von Pronomenroutinen". Damit ist er ein kleines Rädchen in einer gigantischen Maschinerie, die von einem einzigen quasireligiösen Zweck - man kann es nicht anders sagen - beseelt ist: der Hervorbringung einer der menschlichen machtvoll überlegenen Künstlichen Intelligenz.

Das Projekt hat bereits Formen angenommen, die Formen eines Rechners, der im Allerheiligsten des Labors thront: DAVE. Nach den Gesetzen der Science-Fiction müssten die Buchstaben des Namens für irgendetwas Bedeutsames stehen, das Akronym wird in Edelbauers Roman jedoch nicht aufgeschlüsselt. DAVEs synthetisches Bewusstsein soll sozusagen klassisch über die Entwicklung von Sprachfähigkeit funktionieren. Eine halbe Million "Skripts" existieren bereits, in denen die Mikrostrukturen komplexer Sprachprozesse erfasst werden sollen, ein Ende ist nicht absehbar.

DAVE soll aber nicht allein mit Fakten gefüttert, ein Persönlichkeitskern soll angereichert werden. Dafür brauchen die Hohepriester der KI-Kaste um den angeblich blinden, jedenfalls undurchsichtigen Laborleiter Fröhlich Material in Form menschlicher Erinnerungen - und die holen sie sich just bei Syz. In nächtlichen "Kopiesitzungen" muss er prägende Szenen seines Lebens erzählen, auf dass Leerstelle um Leerstelle der künftigen Computerpersönlichkeit "mit dem Stopfei meines Charakters geflickt" werde. Als Hauptperson einer hoch geheimen Aktion steigt Syz von seiner schäbigen Programmierer-WG in ein eigenes Apartment auf und bekommt das zehnfache Gehalt. Mit einem Mal bewegt er sich im Zentrum der Macht, das heißt: des Wissens und seiner Regulierung. Und weil es sich bei "DAVE" auch um einen veritablen Thriller handelt, bekommt ihm das nicht.

Vier Verse aus T. S. Eliots "Vier Quartetten", als Menetekel an die Wand geschrieben, geben am Beginn der Erzählung die Richtung einer Kreisbewegung vor: "We shall not cease from exploration / And the end of all our exploring / Will be to arrive where we started /And know the place for the first time." Das nennt man Umwegrentabilität, und auch Syz kommt in ihren Genuss, wenn auch anders, als er und seine Vorgesetzten sich das vorgestellt haben. Eine Rolle spielt dabei jedenfalls das vom Schriftsteller Philip K. Dick entworfene Konzept der "orthogonalen Zeit", in dem die Wirklichkeit sich jenseits der Linearität darstellt und dem Menschen erlaubt, sich an Ereignisse aus der Zukunft zu erinnern. So ergeht es Syz mit der faszinierenden Perserin Khatun. Ihr Gesicht, ihr Duft vermitteln ihm ein "inverses Déjà-vu", die Vorahnung einer künftigen Erinnerung an diesen Moment.

Überhaupt wird es kompliziert in dieser Liebesgeschichte, die damit beginnt, dass die beiden im Großraumbüro eine halbe Stunde stumm hintereinander im Kreis (!) gehen. Khatun, die als Ärztin mit Menschenkontakt nur knapp über dem Reinigungspersonal rangiert, glaubt als rebellische Natur nicht an DAVE, hat sie doch "mit der Intelligenz keine so guten Erfahrungen gemacht, bisher". Nachdem Syz Einblick in den Personalakt eines auf mysteriöse Weise verschwundenen genialen Vorgängers genommen hat, wird er verstehen, was sie damit meint.

Im Jahr 1871 hatte George Eliot in ihrem Epochenrundgemälde "Middlemarch" das politische, medizinische, ökonomische und religionsgeschichtliche Wissen ihrer Zeit ausgebreitet. Hundertfünfzig Jahre später ist solches im Roman nicht mehr zu leisten und jene Nonchalance wissbegieriger Belehrung kaum zu erreichen. Für den Komplex der lernenden Systeme, der Informatik, der Bewusstseins- und Gedächtnisforschung ist dies Raphaela Edelbauer jedoch erstaunlich gut gelungen. Ob es um den Logiker Alan Turing oder den Arzt Ernst von Feuchtersleben und seine "Diätetik der Seele" geht, um Heinrich Seuses Mystik oder Ciceros Merkmethode, um Hegel oder Wittgenstein, die Autorin hat sich aus der im weitesten Sinne einschlägigen Literatur offenkundig nicht bloß bedient, sie hat sie studiert und schöpft daraus mit erzählerischer Eleganz und Ökonomie.

Dass sie selbst den Heilsversprechen der Superintelligenz misstraut und vor allem die Frage nach deren Ethik stellt, erschließt sich aus der dystopischen Evidenz: Das Bestreben, Unvernunft, Gewalt und Leiden auf Erden abzuschaffen, führt zur Diktatur der Weltverbesserer. Wer nicht einzelne Probleme eliminieren will, "sondern die Idee des Problems an und für sich", der baut nicht den Computer nach dem Bild des Menschen, sondern die menschliche Gesellschaft nach dem Bild des Computers. So gleicht das fünfstöckige Labor zugleich einem Gehirn und einem Datenspeicher, ist ein "flimmernder Bienenstock", in dem die arbeitende Masse naturgemäß ein kärgliches Leben fristet, mit "Knircks Kargbrei", einer öden Nährstoffpampe, und ohne Schokolade (was an George Orwells "1984" erinnert, gewiss eine der Hintergrundfolien für diese Erzählung). Überwachung und Repression funktionieren in dieser erinnerten Zukunft der Humanoptimierer subtiler, ihre wahren Absichten sind besser getarnt, Fröhlichs "Aula der fröhlichen Menschen und Tiere" duldet gleichwohl kein Abweichen vom Pfad der Vervollkommnung.

Durch das Spiegelkabinett multipler Identitäten, leckender Gedächtnisräume und diffundierender Doppelgänger bewegt Edelbauer sich leichtfüßig, mitunter gar akrobatisch. Das unterhält ebenso wie der gallige Witz und die aufblitzende Lust am Wortspiel zwischen "Makellosigkeit" und "Makulatur", aber man lernt eben auch allerhand. Akteure und Akteurinnen gewinnen dabei allerdings kaum menschliche Plastizität, sie bleiben als Spielfiguren einer futuristischen Versuchsanordnung erkennbar - oder als wandelnde Chatbots, ein Systemfehler sozusagen. Am Ende erzwingt der Held dank der Spannungsdramaturgie des Thrillers doch noch unsere Anteilnahme, und die Rezensentin, die ihrerseits keine Science-Fiction mag, wundert sich über ihre treue Gefolgschaft. Und denkt an Ernst von Feuchterslebens Diktum von 1841: "Die Gegenstände an und für sich sind gleichgültig. Es kommt darauf an, wie sie sich zur Natur und Geisteskraft des Künstlers verhalten."

DANIELA STRIGL

Raphaela Edelbauer: "DAVE". Roman.

Verlag Klett-Cotta, Stuttgart 2021. 432 S., geb.

© Alle Rechte vorbehalten. Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH, Frankfurt.

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