Unglaublich einnehmend und herrlich gesellschaftskritisch!
Erste Gedanken:Mein erstes Buch der Autorin und ich bin bereits begeistert! Kuang erzählt eine gesellschaftskritische Geschichte, die mich mehrmals verzweifeln ließ und sogar ein paar Thriller-Elemente am Ende bereithielt. Für mich ein herausstechendes Buch.Das Cover:Simpel aber unglaublich ausdrucksstark. In Zeiten, wo Cover sehr oft überladen oder aufwendig verziert sind (was ich manchmal auch mag), ist es erfrischend ein so gutes schlichtes Cover vorzufinden.Die Handlung:Autorin Juniper findet das Manuskript ihrer verstorbenen Bestsellerfreundin Athena und macht daraus ihre ganz eigene Geschichte. Sie recherchiert, schreibt viel um und schickt es an ihren Agenten, der es an große Publikumsverlage pitcht. Niemand hat jemals das Manuskript von Athena gelesen, daher ist es ja kein Diebstahl oder? Aber was, wenn Juniper eine weiße Frau ist, und sich eine Geschichte aneignet, die eine chinesische Autorin geschrieben hat? Darf sie diese Geschichte erzählen, wenn bereits alles mit einer Lüge begann und sie sogar ihren Nachnamen chinesischer klingen lässt, damit es glaubwürdiger verkauft werden kann?Meine Meinung: Nicht nur bekommen hier die Lesenden einen unglaublich spannenden Einblick in die Verlagswelt, Kuang hat auch ein großes Talent eine scharfsinnige und mächtige Geschichte zu schreiben. Die Autorin erklärt, dass Bestseller nicht immer aus Versehen Bestseller werden, sondern diese auch vom Verlag ausgesucht und dementsprechend gepusht werden. So kommt es, dass Juniper jahrelang Misserfolge feiert und immer im Schatten ihrer "besten" Freundin Athena steht, die hingegen einen Bestseller nach dem nächsten feiert. Dann stielt sie jedoch ihr Manuskript und ändert ihren Nachnamen zu "Song" (weil dieser ja viel chinesischer sei und somit Junipers fehlenden chinesischen Wurzeln nicht auffallen). Ab da hatte die Protagonistin die Abwärtsspirale für sich besiegelt. Mir fielen schon zu Anfang die rassistischen Untertöne in Junipers Gedanken auf oder die stereotypischen Beschreibungen von nicht weißen Menschen. Juniper ist zudem seit Langem die unsympathischste Protagonistin, über die ich gelesen habe. Manchmal gab es ganz kleine Momente, in denen ich Mitleid empfand, nur, damit sie es auf den nächsten Seiten wieder mit einer neuen unverzeihlichen Aktion zerstörte. Dieses Buch übt unglaublich viel Gesellschaftskritik, beschäftigt sich mit dem Thema Cancel Culture und kultureller Aneignung. Für ein Highlight hat mir noch ein wenig gefehlt (vor allem der Schluss kam doch sehr schnell und ich hätte mir da noch ein wenig mehr Ruhe gewünscht), aber das sind nur kleine Kritikpunkte.Fazit:Ein Buch, das noch lange bei mir nachhallt. Ich vergebe hier 4,5/5 Sternen und eine klare Leseempfehlung!