Besprechung vom 15.06.2023
Kreatives vom Feuer
Karl-Heinz Drews sieht genauso aus, wie man sich einen Grillmeister heutzutage vorstellt: stämmig, bärtig, glatzköpfig, tätowiert, gelernter Metzger, Showkoch und Motörhead-Fan, wie es in seiner Vita heißt. Kurz: ein richtiger Kerl. In der Welt des Grillens sind solche Burschen momentan die Chefs. Charmante Schwiegermutter-Typen wie der amerikanische Grill-Papst und Starautor Jamie Purviance mit seiner irgendwie pedantischen Hausmann-Attitüde haben ausgedient. Heute zählt bodenständige - und natürlich nachhaltige - Natürlichkeit. Männer, die mit großen Messern mächtige Bio-T-Bone-Steaks zerlegen, aber auch ohne Zucken ein veganes Burger-Patty aus Kidneybohnen und Zwiebeln auf den Rost hauen - Männer wie Karl-Heinz Drews eben.
Zu diesem Haudegen-Stil passen auch der Titel und das Titelfoto des Buches, das Drews zusammen mit Jürgen Kernegger - Jäger, Angler, Autor und ebenfalls leidenschaftlicher Griller - geschrieben hat: "Kings of Fire" heißt das reichlich bebilderte Werk, in dem die beiden versuchen, der üblichen Grill-Kochbuch-Schreiberei einen neuen Dreh zu geben.
Das gelingt ihnen zum einen durch die Vorstellung einiger eher ungewöhnlicher Grills und Techniken, vom Ofen Tandoor über den afghanischen Kazan und den Flare-Grill bis zum japanischen Robatayaki, vor allem aber durch eine ganze Reihe von sehr kreativen Rezepten: Seeteufel-Curry mit Banane und Roter Bete aus dem Lehmofen zum Beispiel. Oder Hirschsteak am Knochen mit Topinambur-Chips, Rotkrautsalat und Heidelbeersoße. Oder Rindfleischsalat 2.0, für den ein Flanksteak mit Ananas, Paprika, roten Zwiebeln und Frühlingszwiebeln auf einer Feuerplatte scharf angebraten und später mit Granatapfelessig, Öl, Koriandersamen und Zitronenpfeffer abgeschmeckt wird.
Nicht jede der 60 Kreationen ist so mir nichts, dir nichts nachzugrillen, aber für Hobbyköche, die ein wenig experimentierfreudig sind und die ausgetretenen Grillpfade auch mal verlassen wollen, bietet das Buch der Feuer-Könige viele brauchbare Anregungen. bad.
Kings of Fire
Jürgen Kernegger und Karl-Heinz Drews,
Südwest-Verlag, München 2022, 208 Seiten
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