Das neue Buch von Cho Nam-Joo hat mich als Halbkoreanerin, natürlich wieder sehr interessiert.
Ihr erstes Buch geboren 1982, hat mir wirklich sehr gefallen, also war ich gespannt wie sich die neue Stimme Koreas entwickelt hat.
Also was kann ich sagen.
Grundsätzlich hat Cho Nam-Joo einen ganz eigenen Stil, der mir gefällt und der sich in seiner Einfachheit und auch Klarheit abhebt von dem, was wir in Europa oder der westlichen Welt gewohnt sind. Ich finde es dabei auch interessant, wie es auf mich wirkt, da ich in Deutschland aufgewachsen bin und dementsprechend den westlichen Leser repräsentiere.
Ich glaube dieser klare, fast schliche Stil reflektiert sehr gut die Distanziertheit, die in Asien viele Menschen zu ihren Gefühlen haben. Gefühle, besonders ungehemmte Gefühle in der Öffentlichkeit zu zeigen ist nicht angebracht und so folgen wir als Leser den Charakteren und ihrer Geschichte ebenfalls durch eine gewisse Distanz, wie durch eine Glasscheibe.
Mani, ein lustiger Name für mich, bedeutet er doch "viel" auf koreanisch, verkörpert eine soziale Schicht, mit der man normalerweise nicht so stark in Korea konfrontiert ist, jedenfalls nicht in der Öffentlichkeit.
Was glaube ich auch ganz wichtig zu sagen und hervorzuheben ist, dass dieses Buch in den 90ern handelt und nicht den aktuellen Zustand von Korea abbildet.
Beim Lesen hat eine Art Beschützerinstinkt von mir Besitz ergriffen. Gewisse Passagen haben mich ein wenig aufgeregt, weil ich immer wieder sagen wollte, also so ist das gar nicht.
Ja ich habe mich sogar ein wenig über die Autorin aufgeregt, weil ich nicht verstehen kann, warum man seine Heimat für die westliche Welt als Drittwelt inszeniert, wenn das gar nicht so ist.
Mir ist also wichtig, dass der Leser jetzt nicht denkt, in Korea gibt es keine Toiletten im Haus oder wenn dann halten das alle Koreaner für einen grossen Luxus.
Die geschilderte Lebenssituation, gab es 1990, als ich mit 13 dort war schon noch, aber eher vereinzelt.
Also was möchte ich eigentlich sagen. Das Buch ist gut geschrieben und interessant, aber für mich war es nicht das schöne Leseerlebnis das ich mir gewünscht hätte und ich hoffe, dass die Leser dieses Buch richtig einordnen können und keinen falschen Eindruck von Korea erhalten.
Es ist jedoch von der Autorin sehr mutig gerade dieses Buch zu schreiben, wenn man bedenkt, dass sie damit sicher eine Kontroverse in Korea ausgelöst hat, in einem Land, in dem es so wichtig ist den äusseren Schein zu wahren und niemand solche Zustände offen ansprechen möchte.
Aus diesem Blickwinkel ein mutiges Buch.