Girls

Ich bin nach der Lektüre des Romans absolut hin und her gerissen. Die Handlung als solche ist eigentlich größtenteils spannend. Und auch die Passagen die sich mit vergangenen Ereignissen beschäftigen sind gelungen. Allerdings finde ich den Wechsel zwischen den beiden stellenweise etwas verwirrend. Und was mich an dem Buch wirklich genervt hat, war das Verhalten der einzelnen Charaktere. Besonders im zwischenmenschliche Bereich zu einander. Natürlich ist es klar, dass es zu Geschwistern die so unterschiedlich sind auch zu Spannungen kommt, besonders wenn man Zeit seines Lebens auch noch im Schatten der alles dominierenden Mutter gestanden hat. Ein Teil der Probleme sind also absolut nachvollziehbar. Aber in einigen anderen Situationen verhalten sich die Protagonistinnen wie trotzige Kinder. Irgendwann muss es doch auch mal gut sein. Ansonsten lässt sich das Buch eigentlich gut lesen. Das Tempo ist angenehm und die Handlung interessant.

Girls von Kirsty Capes ist eine feinfühlige, aber kraftvolle Geschichte über zwei Schwestern, die nach dem Tod ihrer exzentrischen Mutter auf eine Reise durch die USA gehen und damit tief in ihre eigene Vergangenheit eintauchen. Zwischen familiären Konflikten, verdrängten Erinnerungen und der schmerzhaften Suche nach Versöhnung entfaltet sich ein Roman, der ebenso berührt wie überrascht. Capes schreibt klar, lebendig und mit einem feinen Gespür für Zwischentöne mal melancholisch, mal humorvoll. Besonders stark: der Kontrast zwischen öffentlichem Ruhm und privatem Schmerz, die glaubwürdige Entwicklung der Figuren und die leise, aber eindringliche Emotionalität. Fazit: Ein ruhiges, aber eindrucksvolles Buch über Familie, Kunst und die Last der Vergangenheit einfühlsam erzählt und voller menschlicher Wahrheit. Wer Geschichten mag, die unter die Oberfläche gehen, sollte Girls nicht verpassen.