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Reichskanzlerplatz

Roman | Ein intensives Porträt der Frau, die Magda Goebbels wurde | Nominiert für den Deutschen Buchpreis 2024

(73 Bewertungen)15
250 Lesepunkte
Buch (gebunden)
25,00 €inkl. Mwst.
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»Ein furchtloser Roman über Mittäterschaft und darüber, wie aus dem kleinen Bösen das große Böse wächst. Kann man denn über das 'Dritte Reich' erzählen? Die Frage wird oft gestellt, nicht zu Unrecht. Nora Bossong beantwortet sie mit diesem großartigen Buch, indem sie es tut - vielschichtig, besonnen und erbarmungslos. « Daniel Kehlmann

Als Hans die junge und schöne Stiefmutter seines Schulfreunds Hellmut Quandt kennenlernt, ahnt er noch nicht, welche Rolle Magda in seinem Leben spielen wird, für ihn persönlich, aber auch Jahre später als fanatische Nationalsozialistin und Vorzeigemutter des »Dritten Reichs«. Noch ist die Weimarer Republik im Aufbruch und Hans so heftig wie hoffnungslos in Hellmut verliebt. Doch nach einem Unglücksfall beginnen Hans und Magda eine Affäre, von der sie sich Trost und Vorteile versprechen: Sie will aus ihrer Ehe ausbrechen, er seine Homosexualität verbergen. Erst als Magda Joseph Goebbels kennenlernt und der NSDAP beitritt, kommt es zwischen Hans und ihr zum Bruch. Während Magda mit ihren Kindern bald in der Wochenschau auftritt, gerät Hans zunehmend in Gefahr. Ein Roman, der über zwanzig Jahre den Weg zweier Menschen und eines Landes erzählt, der nicht unausweichlich war.

Nora Bossong zeichnet in ihrem neuen Roman das intensive Porträt der Frau, die Magda Goebbels wurde, und ihres jungen Liebhabers. Zwei Menschen in der Maschinerie der historischen Ereignisse, unterschiedlich verstrickt, unterschiedlich schuldig geworden. Auch an sich selbst.

Produktdetails

Erscheinungsdatum
12. August 2024
Sprache
deutsch
Seitenanzahl
296
Autor/Autorin
Nora Bossong
Verlag/Hersteller
Produktart
gebunden
Gewicht
406 g
Größe (L/B/H)
209/130/30 mm
ISBN
9783518431900

Portrait

Nora Bossong

Nora Bossong, 1982 in Bremen geboren, schreibt Lyrik, Romane und Essays, für die sie mehrfach ausgezeichnet wurde, zuletzt mit dem Joseph-Breitbach-Preis, dem Thomas-Mann-Preis und dem Elisabeth-Langgässer-Literaturpreis. Nora Bossong lebt in Berlin.

Pressestimmen

». . . schon nach wenigen Seiten konnte ich kaum aufhören zu lesen. Ja, es braucht dringend dieses kluge, mitreißende Buch. « Katja Iken, DER SPIEGEL

»Nora Bossong traut sich was. « Tilman Krause, DIE WELT

». . . schon deshalb lesenswert, weil er packende Einblicke in eine ebenso rätselhafte wie spannende Epoche zu geben weiß. « Philip Aubreville, Berliner Zeitung

»Wie Leuchtraketen platziert sie Sätze. « Judith von Sternburg, Frankfurter Rundschau

»[Das] Porträt der deutschen Gesellschaft in prekärer Zeit, [die] Studie eines autonom scheinenden Charakters, der sich den Autoritäten beugt. Und der das weiß, weshalb der Zweifel auch ihm selbst gelten muss. « Andreas Platthaus, Frankfurter Allgemeine Zeitung

»Was ich an diesem Buch so faszinierend finde [. . .]: Es ist ein Buch, das bleibt streng in der Zeit [. . .], und trotzdem musste ich bei jedem Kapitel, bei jeder Seite an heute denken. « Thea Dorn, ZDF - Das Literarische Quartett

»Ein Meisterwerk poetischer Schauerlichkeit. « Felix Heck, FOCUS

»Nora Bossong hat mit Reichskanzlerplatz einen preiswürdigen Roman geschrieben . . . « Carsten Otte, taz. die tageszeitung

»Unbeschadet der beeindruckenden Sensibilität, mit der Bossong immer wieder die menschliche Fähigkeit zu verletzen und verletzt zu werden, literarisch herausgearbeitet hat: Ihr Werk ist eben auch von einer trotzigen Hoffnung durchzogen. « Karl Tetzlaff, Zeitzeichen

»Reichskanzlerplatz ist deshalb nicht nur eine literarische Aufarbeitung des Nationalsozialismus, sondern mehr noch ein bedeutsamer Beitrag zu aktuellen politischen Debatten in Deutschland und Europa. « Dr. Thorsten Stegemann, Kulturabdruck

Besprechung vom 10.08.2024

Gebannt vom Meisterspiel der Täuschung

Namen werden getragen wie Masken: Nora Bossongs "Reichskanzlerplatz" erzählt von noch viel mehr als Magda Goebbels.

Das Buch ist 126 Seiten alt, da taucht er doch noch auf: "Seine Miene ist nicht so düster wie auf den Plakaten, er lauscht aufmerksam der Musik, tritt einen Schritt näher und blickt mir über die Schultern auf die Finger. Schubert, sage ich. Es geht zu Herzen, antwortet Hitler."

Natürlich war er zuvor schon immer präsent, denn wer einen Roman über eine der prominentesten Frauen der NS-Zeit schreibt, setzt dessen Handlung unvermeidlich in den Schatten Hitlers. Aber als er dann persönlich auftritt, lang erwartet, doch zuvor nie erwähnt, ist das ein kleines Virtuosenstück, weil es eben so beiläufig geschieht. Wobei Nora Bossong um die Wirkung nur zu genau weiß, platziert sie den zitierten Auftritt doch am Ende eines Kapitels, sodass der Name nachhallt in die Zäsur der Lektüre.

"Reichskanzlerplatz" heißt ihr Roman, und schon der Titel könnte die Erwartung wecken, es ginge um Hitler. Aber das ist eine der vielen geschickten Täuschungen in Bossongs literarischem Spiel, denn der Reichskanzlerplatz in Berlin hatte mit der NS-Regierung gar nichts zu tun - die benannte ihn sofort 1933 um in Adolf-Hitler-Platz, weil der alte Name auch die Regierungschefs aus den von den Nazis als "Systemzeit" geschmähten anderthalb Jahrzehnten der Republik ehrte. Nach dem Krieg bekam der Platz seine alte Bezeichnung zurück, ehe er 1963 dann jenen Namen erhielt, unter dem er sich zum Verkehrsknotenpunkt von Westberlin entwickelte: Theodor-Heuss-Platz. Aber dass diese neuralgische Adresse nun einen Romantitel abgibt, verdankt sich allein einer Anwohnerin, die dort 1931 einzog. Und so ist der von Nora Bossong für ihre Geschichte gewählte Titel genauso ein reines Stimmungsphänomen wie der Auftritt Hitlers.

Der Name der Anwohnerin am Reichskanzlerplatz? Sie trug viele. Als sie einzog, hieß sie Magda Quandt, bald danach Magda Goebbels, geboren wurde sie 1901 unter dem Familiennamen ihrer damals unverheirateten Mutter, Behrend, nach deren Eheschließung wurde daraus Friedländer und 1920 Ritschel (der Name des biologischen Vaters von Magda, denn einen jüdisch klingenden wollte sie nicht mehr). Diese Frau wechselte ihren Namen noch häufiger als der Reichskanzlerplatz. Und doch ist auch sie nicht die Hauptfigur dieses Romans.

Das scheint Hans Kesselbach zu sein, ihr sieben Jahre jüngerer Geliebter und der Icherzähler von "Reichskanzlerplatz". Magda Quandt lernte er als Gymnasiast kennen, weil sie die Stiefmutter eines Klassenkameraden war, in den er sich verliebte, und die gleichzeitige Faszination des homosexuell affizierten Halbwüchsigen für die noch junge Frau macht Bossong mehr durch dessen Irritation als durch juvenile Schwärmereien deutlich. Er beobachtet diese Dame der Gesellschaft, reich verheiratet und von den beiden Freunden mit der erotisch konnotierten Bezeichnung "Madame Quandt" bedacht, die wie auf einer Bühne agiert - der geliebte Freund sagt über seine Stiefmutter, "dass Madame Quandt auch unseren Namen nur wie eine Maske trägt". Das ist schon auf Seite 17 des Romans zu lesen, auch an einem Kapitelende. Und so ist früh der Ton gesetzt für das, was von Hans Kesselbach über Magda Quandt/Goebbels erzählt wird. Und über sich selbst.

Nora Bossong war mit ihrem Vorgängerroman "Schutzzone" vor fünf Jahren die literarische Aufsteigerin in Deutschland: Kranichsteiner Literaturpreis, Wilhelm-Lehmann-Preis, Thomas-Mann-Preis, Joseph-Breitbach-Preis - alles innerhalb nur eines Jahres. "Schutzzone" erzählte aus der Perspektive einer Mitarbeiterin der Vereinten Nationen über das Dilemma, Politik, Moral und Privates in Übereinstimmung zu bringen. Das hätte auch das Grundthema von "Reichskanzlerplatz" werden können (und der Klappentext behauptet so etwas Ähnliches), aber Bossong ist an anderem interessiert: der allmählichen Verfertigung einer Persönlichkeit beim Leben. Und einem Sittenbild (im buchstäblichen Sinne) aus nachtschwarzer Epoche. Die eigentliche Hauptfigur dieses Romans ist eine imaginäre: das Fremdbild einer Frau, das nichts zu tun hat mit deren Realität. Und deshalb vom Urheber auch immer wieder selbst in Zweifel gezogen wird. "Weniges wollen wir so sehr wie betrogen werden", sagt sich der Icherzähler, "und Meisterschaft bedeutet ja nichts anderes, als zu wissen, wie man täuscht."

Das gilt auch für Nora Bossong. Ihr Hans Kesselbach sieht die charakterlichen Schwächen von Magda Quandt schon, bevor sie Magda Goebbels wird. Aber es rettet ihn nicht: Bossong beschreibt die charakterlichen Schwächen ihres Icherzählers. Denn der ist zwar ein Außenseiter, passt sich aber doch ins Gefüge seiner jeweiligen Umgebungen ein und gibt eigene Überzeugungen auf, wenn es die Umstände erfordern. So wird "Reichskanzlerplatz" zum Porträt der deutschen Gesellschaft in prekärer Zeit, zur Studie eines autonom scheinenden Charakters, der sich den Autoritäten beugt. Und der das weiß, weshalb der Zweifel auch ihm selbst gelten muss.

In gewisser Weise ist Hans Kesselbach als literarische Figur dadurch ein Erbe Adrian Leverkühns. Man kann sagen, dass Nora Bossong als seit Langem in Berlin lebende Autorin über große Kenntnisse der Hauptstadt verfügt, die ihrem Buch zugutekommen, die Sprache aber aus Lübeck hat - in ihrer Dankesrede zum Thomas-Mann-Preis gab sie eine Liebeserklärung ans literarische Vorbild des Namensgebers der Auszeichnung ab (F.A.Z. vom 14. Juni 2021). Der Tonfall ihrer Prosa in "Reichskanzlerplatz" ist erkennbar daran geschult - was sich ja auch stilistisch angesichts der Handlungszeit auch anbietet. Wobei die Prosa allerdings auch bisweilen in ein Thomas Mann fremdes hohles Pathos abgleitet: "Ich spürte jenen dunklen Sog, den Schwindel beim Blick in den Abgrund, der uns entsetzt und dem wir uns deshalb umso hemmungsloser hingeben, und im Fallen stoßen wir an die grausamen Mächte in uns."

Zum Zeitpunkt der Handlung, als dieser Satz fällt, ist Magda Quandt mit Joseph Goebbels verheiratet. Diese durch die hohe Zahl der gemeinsamen Kinder (fünf Töchter, ein Sohn) und deren schreckliche Schicksale (vor dem Suizid ihrer Eltern wurden sie alle im Berliner Führerbunker vergiftet) seinerzeit wie heute prominenteste Familie des "Dritten Reichs" spielte vor fast dreißig Jahren schon einmal eine Rolle in einem herausragenden deutschen Roman: Marcel Beyers "Flughunde" aus dem Jahr 1996. Bossong nun nimmt nicht nur eine Fokussierung auf Magda Goebbels vor, sondern sie spart auch das Ende der Familie aus; die erzählte Geschichte endet 1944. Das ist mutig, denn die erwartbare Katharsis des Untergangs entfällt. Auch darin erliegen wir einer meisterhaften Täuschung.

Nora Bossong hat ihren Erzähler an einer realen Person orientiert: Fritz Gerber, einem Liebhaber Magda Goebbels, über den wenig bekannt ist. Wie auch so ziemlich alles, was im Roman von Magda Goebbels berichtet wird, jene Lücken füllen muss, die dieses Leben hinterlassen hat - es gibt außer ihrem Abschiedsbrief keine schriftlichen Selbstzeugnisse.

Diesen Brief schrieb sie ihrem an der Front stehenden Sohn aus erster Ehe. Harald Quandt sollte nach 1945 einer der einflussreichsten deutschen Wirtschaftskapitäne werden, aber darüber verliert "Reichskanzlerplatz" nur zwei Sätze, allerdings seine beiden letzten. Was Nora Bossong an den Schluss ihrer Abschnitte setzt, verdient Beachtung. Denn dort eröffnet sie weitere Erzählungen, die über den eigentlichen Inhalt ihrer Geschichte hinausgehen. ANDREAS PLATTHAUS

Nora Bossong:

"Reichskanzlerplatz".

Roman.

Suhrkamp Verlag,

Berlin 2024.

296 S., geb.

© Alle Rechte vorbehalten. Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH, Frankfurt.

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Von Lesepartie am 21.08.2025

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Nach dem Ersten Weltkrieg kommt Hellmut Quandt in die Klasse von Hans Kesselbach. Die beiden Jungen freunden sich an. Hans ist vom Reichtum der Quandts eingeschüchtert und fühlt sich nie dazugehörig. Besonders beeindruckt ist Hans von der jungen Stiefmutter Magda Quandt, die nur wenig älter ist als ihre Stiefsöhne. Als Hellmut viel zu früh verstirbt, finden Hans und Magda in ihrer Trauer zueinander. Hans ahnt noch nicht, was die Zukunft für sie bereit hält. Denn Magda wird eines Tages die erste Frau im nationalsozialistischem Reich sein und Hans wird um sein Leben bangen müssen. Der fiktive Charakter Hans Kesselbach ist der Erzähler dieser Geschichte, die Fakten und Fiktives gekonnt vermischt. Als sehr junge Frau heiratet Magda den Industriellen Günther Quandt, doch dieser interessiert sich mehr für seine Geschäfte als für seine junge Frau. Sie wiederum findet Trost in Affären. Nach der Scheidung lernt Magda Quandt Joseph Goebbels kennen und heiratet ihn. Hans berichtet von der ersten Begegnung mit der jungen Frau, deren Ausstrahlung er sich trotz seiner homosexuellen Neigungen nicht entziehen kann. Zwischen ihnen gibt es eine Verbindung, die über die Jahre bestehen bleibt. Hans ist Einzelkind, sein Vater ein verdienter Soldat, er genießt eine gute Schulbildung und soll in den diplomatischen Dienst eintreten. All das erfüllt Hans, ohne jemals zu hinterfragen, ob es wirklich sein Weg ist. Er erfüllt einfach die Erwartungen, die an ihn gestellt werden. Er dient der Weimarer Republik ebenso wie dem Dritten Reich. Nur eine Erwartung erfüllt er nicht, er weigert sich zu heiraten, obwohl es ihm immer wieder Nahe gelegt wird. Hans ist ein typischer Mitläufer, der aufgrund seiner Stellung genau weiß, was vor sich geht und doch wegschaut und darauf hofft, dass es bald ein Ende hat. Nur am Schluss kann man erahnen, dass Hans wohl doch Rückgrat bewiesen und aufbegehrt hat. Für mich ist Hans Kesselbach die zentrale Figur des Romans, weitaus mehr als Magda Goebbels. Er ist ein Kind seiner Zeit, gehorsam, hat seine Emotionen im Griff und ist unauffällig. Die einzigen Ausbrüche aus diesem Leben sind die kurzen Liebschaften mit Männern und die Liaison mit Magda. Mich hat der Roman überzeugt, weil er anhand von seinen Charakteren sehr gut diese Zeit zwischen den Weltkriegen beschreibt. Und weil Nora Bossong einfach wunderbar intensiv erzählen kann.
LovelyBooks-BewertungVon wbetty77 am 21.08.2025
Fiktives und Fakten erzählerisch gut verpackt. Ein wunderbares Portrait über die Generation zwischen den Weltkriegen. Nach dem Ersten Weltkrieg kommt Hellmut Quandt in die Klasse von Hans Kesselbach. Die beiden Jungen freunden sich an. Hans ist vom Reichtum der Quandts eingeschüchtert und fühlt sich nie dazugehörig. Besonders beeindruckt ist Hans von der jungen Stiefmutter Magda Quandt, die nur wenig älter ist als ihre Stiefsöhne. Als Hellmut viel zu früh verstirbt, finden Hans und Magda in ihrer Trauer zueinander. Hans ahnt noch nicht, was die Zukunft für sie bereit hält. Denn Magda wird eines Tages die erste Frau im nationalsozialistischem Reich sein und Hans wird um sein Leben bangen müssen.Der fiktive Charakter Hans Kesselbach ist der Erzähler dieser Geschichte, die Fakten und Fiktives gekonnt vermischt. Als sehr junge Frau heiratet Magda den Industriellen Günther Quandt, doch dieser interessiert sich mehr für seine Geschäfte als für seine junge Frau. Sie wiederum findet Trost in Affären. Nach der Scheidung lernt Magda Quandt Joseph Goebbels kennen und heiratet ihn. Hans berichtet von der ersten Begegnung mit der jungen Frau, deren Ausstrahlung er sich trotz seiner homosexuellen Neigungen nicht entziehen kann. Zwischen ihnen gibt es eine Verbindung, die über die Jahre bestehen bleibt. Hans ist Einzelkind, sein Vater ein verdienter Soldat, er genießt eine gute Schulbildung und soll in den diplomatischen Dienst eintreten. All das erfüllt Hans, ohne jemals zu hinterfragen, ob es wirklich sein Weg ist. Er erfüllt einfach die Erwartungen, die an ihn gestellt werden. Er dient der Weimarer Republik ebenso wie dem Dritten Reich. Nur eine Erwartung erfüllt er nicht, er weigert sich zu heiraten, obwohl es ihm immer wieder Nahe gelegt wird.Hans ist ein typischer Mitläufer, der aufgrund seiner Stellung genau weiß, was vor sich geht und doch wegschaut und darauf hofft, dass es bald ein Ende hat. Nur am Schluss kann man erahnen, dass Hans wohl doch Rückgrat bewiesen und aufbegehrt hat.Für mich ist Hans Kesselbach die zentrale Figur des Romans, weitaus mehr als Magda Goebbels. Er ist ein Kind seiner Zeit, gehorsam, hat seine Emotionen im Griff und ist unauffällig. Die einzigen Ausbrüche aus diesem Leben sind die kurzen Liebschaften mit Männern und die Liaison mit Magda. Mich hat der Roman überzeugt, weil er anhand von seinen Charakteren sehr gut diese Zeit zwischen den Weltkriegen beschreibt. Und weil Nora Bossong einfach wunderbar intensiv erzählen kann.