VOR DEN TOREN JERUSALEMS...Vor den Toren Jerusalems kommt es zu einer Tragödie, als ein mit palästinensischen Kindern besetzter Schulbus von einem Sattelschlepper gerammt wird und in Flammen aufgeht. Ungeklärte Zuständigkeiten und lähmende Bürokratie im Grenzgebiet verhindern ein schnelles Eingreifen der Rettungskräfte. Am Unfallort treffen israelische und palästinensische Menschen aufeinander, die gemeinsam versuchen den Kindern zu helfen. Ausgehend von diesem Ereignis werden einfühlsam ihre unterschiedlichen Lebensgeschichten erzählt. In seinem auf Tatsachen basierenden Buch gibt Nathan Thrall der Geschichte des israelisch-palästinensischen Konflikts ein zutiefst menschliches Gesicht. Selten wurden die Auswirkungen israelischer Siedlungspolitik für das tägliche Leben im Westjordanland so schonungslos und bewegend beschrieben. (Verlagsbeschreibung)Angesichts der aktuell absolut katastrophalen Versorgungslage in dem Palästinensergebiet aufgrund der mittlerweile gut zweimonatigen Blockade aller Hilfslieferungen durch Israel erscheint dieses Buch derzeit nahezu "harmlos". Allerdings zeigt es auf, wie sich all der Hass, der Widerstand, die Ängste, die Völkerfeindschaft im Laufe der Jahre aufschaukeln konnten - ohne dass eine Lösung in Sicht wäre. Das Buch bietet einen Abriss moderner palästinensischer Geschichte, eingefasst in die persönlichen Erinnerungen verschiedener Individuen. Das Busunglück, das es so tatsächlich gegeben hat, dient als Aufhänger und Rahmenhandlung des erzählenden Sachbuchs, für das Nathan Thrall 2024 den Pulitzer-Preis in der Kategorie "General Nonfiction" erhielt. In dem Unglücksbus befinden sich palästinensiche Kinder und Lehrerinnen auf einem Schulausflug, und bei dem Unfall mit einem Sattelschlepper geht der Bus in Flammen auf. Menschen vor Ort versuchen zu helfen, doch es dauert unendlich lange, bis die Rettungskräfte eintreffen. Zuständigkeitsgerangel, Grenzsperrungen durch Israel, eine unmenschliche und unnachgiebige Bürokratie, all das verhindert ein rasches Eingreifen. Es gibt viele Schwerverletzte, aber auch Tote. Und keine Information darüber, wohin die Verletzten gebracht wurden. Abed Salam irrt wie andere Eltern auch durch die in Frage kommenden Krankenhäuser und versucht herauszufinden, ob sein fünfjähriger Sohn Milad dort liegt - und ob er überhaupt noch lebt.Nach der bedrückenden Eingangsszene schildert der Autor Abed Salams Lebenslauf, was diesen allerdings - unabhängig von der Tragödie des Busunglücks - für mein Empfinden eher unsympathisch wirken lässt. Immer wieder wendet sich das Geschehen dann auch wieder dem Busunglück zu, greift andere Schicksale heraus und präsentiert weitere Lebensläufe. Dadurch gewährt der Autor einen tiefen Einblick in das Leben im Westjordanland, das längst nicht mehr ländlich geprägt ist, sondern in zusammengeballten Städten stattfindet und vor allem mit einer eingeschränkten Bewegungsfreiheit der Palästinenser einhergeht. Die israelische Siedlungspolitik sowie die Schutzmaßnahmen der Israelis vor Terroranschlägen tragen dazu bei.Eine große Anzahl an Namen begegnet einem hier, Personen, Orte, Organisationen, politische Zusammenhänge - alles doch recht wirr und komprimiert präsentiert und wohl am ehesten für diejenigen mit viel Vorwissen verständlich. Ich oute mich hier mal als eine derjenigen ohne wirklich komplexes Vorwissen, auch wenn natürlich etliche Begriffe bereits bekannt waren. Für mich war das Lesen dadurch leider eher anstrengend, wenn auch nicht uninteressant. Alles in allem ein irreführender Buchtitel, hinter dem sich ein erzählendes Sachbuch verbirgt, ein Bericht über das Leben unter der israelischen Besatzung des Westjordanlandes. Durch das Busunglück erhält das Buch eine persönliche und dramatische Note, was die Reichweite der Beschränkungen verdeutlicht. Trägt zu einer differenzierten Sicht auf das Verhältnis Israel-Palästina bei...© Parden