Katabasis beginnt mit einer spannenden Prämisse: Eine junge, ehrgeizige Magierin folgt ihrem verstorbenen Professor in die Unterwelt, nur um festzustellen, dass ihr ausgerechnet ihr akademischer Erzfeind auf Schritt und Tritt folgt. Mit mythologischen Bezügen, literarischen Anspielungen und einer ungewöhnlichen Form der Magie verspricht der Roman eigentlich eine moderne, magisch-philosophische Odyssee.
Ich kenne bereits die anderen Werke der Autorin und bin deshalb mit hohen Erwartungen gestartet vielleicht zu hohen. Denn obwohl der Schreibstil wie gewohnt kunstvoll und präzise ist, hatte ich diesmal Mühe, wirklich in die Geschichte hineinzufinden. Die vielen philosophischen Exkurse, literarischen Referenzen und teils monströsen Wortgebilde sorgten zwar für Atmosphäre, aber auch dafür, dass der Lesefluss immer wieder ins Stocken geriet. Vieles wirkte für mich überladen, sodass ich einige Passagen überblättert habe.
Die Grundidee ist faszinierend, die Umsetzung jedoch für meinen Geschmack zu verkopft. Alice und Peter als Figuren hätten viel Potenzial Rivalen, die im Angesicht der Hölle gezwungen sind, an einem Strang zu ziehen. Doch emotional bin ich nicht wirklich bei ihnen angekommen. Die Unterwelt ist interessant beschrieben, aber auch hier blieb bei mir das Gefühl, dass die Geschichte sich öfter in theoretischen Gedankenspielen verliert, als in Handlung und Dynamik einzutauchen.
Trotzdem: Der Roman zeigt einmal mehr, wie sprachlich versiert und kreativ die Autorin ist. Auch wenn Katabasis für mich persönlich nicht das Level ihrer früheren Werke erreicht, freue ich mich auf ihr nächstes Buch denn Ideenreichtum und Mut zu ungewöhnlichen Erzählwegen hat sie definitiv.
Lieben Dank an den eichborn Verlag für die Bereitstellung des Leseexemplars über Netgalley.