Ich habe viele Coming Off Age Romane gelesen und selten einen, der vergleichbar ist mit "Sunburn" von Chloe Michelle Howarth. Im ländlichen Irland der Neunzigerjahre erzählt die Autorin vom Erwachsenwerden einer Gruppe Mädchen. In ihrem Zentrum Protagonistin Lucy und ihr queeres Erwachen, sowie die unsterblich große und verbotene Liebe zu ihrer besten Freundin Susannah.
Dafür nutzt Howarth eine vor Metaphern strotzende, poetische, manchmal schon fast kitschige Sprache. Aber das erträgt man als Leser (mir persönlich ist es niemals zu viel geworden), weil sich darin so authentisch die überbordenden Gefühle zweier Teenagerinnen widerspiegeln, die alles zum ersten Mal erleben. Es ist Teenie-Poesie, im besten Sinne dieses Wortes. Und es ist unglaublich schöne, mitreißende Literatur, die auch tragisch ist, weil Lucys Welt katholisch geprägt, wenig aufgeklärt ist und von einem engen Korsett aus angestaubten Moralvorstellungen zusammengehalten wird.
Darüber hinaus erkennt man in den Erlebnissen von Lucy, Susannah und ihrer Mädchenclique so viele universelle Muster, die das Leben von Mädchen in der Pubertät zur damaligen Zeit, aber auch heute prägen. Ich mochte die Darstellung von Dynamiken und Machtverhältnissen innerhalb der Geschichte. Nicht nur im Bezug auf die Teenager untereinander, sondern auch, wenn es um ihre jeweiligen Familienkonstrukte geht.
Lucy selbst ist kein likeable character. Sie ist manipulativ, manchmal naiv und häufig egoistisch. Ihre Liebe zu Susannah ist schön und tut weh.
"Sunburn" als Roman ist schön und tut weh. Für mich handelt es sich um die beste Art von Sommerread. Man ahnt als Leser unweigerlich, welche Art von Schicksal den beiden Mädchen bevorstehen wird. Es ist unausweichlich und trotzdem hofft man. Ein Buch, das sich einbrennt.
Es ist ein wenig wie bei einem Sonnenbrand. Man weiß genau, dass es schmerzlich endet, wenn man sich zu lange und ungeschützt der Sonne aussetzt - und trotzdem kann man sich nicht entziehen.