Medea, eine Person aus der griechischen Mythologie, der man das schlimmste nachsagt, was eine Mutter tun kann wahrscheinlich kennen viele zumindest Teile ihrer Geschichte. Rosie Hewlett hat ihr mit diesem Roman eine Stimme gegeben, und am Ende wird man Medea vielleicht besser verstehen können.
Die Autorin lässt Medea selbst in Ich-Form erzählen, das ist meiner Meinung auch notwendig, denn es ist wichtig, sie nicht nur von außen beobachten zu können, sondern auch ihre Gedanken und Emotionen hautnah mitzuerleben. Der Roman beginnt mit der kindlichen Protagonistin, die Magie in sich trägt, diese aber noch nicht wirklich versteht. Ein Zauber an ihrem Bruder führt dazu, dass Medea Furcht und Hass entgegengebracht wird, auch durch ihre Familie, nur Chalkiope, ihr Schwester hat noch positive Gefühle für sie.
Medea ist eine Nichte Circes, und diese kommt, um Medea zu lehren, ihre Magie zu verstehen und sinnvoll zu nutzen. Als Medea älter wird, zwingt ihr Vater, der Herrscher von Kolchis, sie, ihre Magie für seine Zwecke einzusetzen. Medea hofft immer mehr darauf, ihre Heimat verlassen zu können, und als die Argonauten in Kolchis haltmachen, sieht sie ihre Chance gekommen.
Die griechische Mythologie hat mich schon immer sehr fasziniert, und so habe ich mich gefreut, dass in den letzten Jahren immer mehr Romane über mythologische Frauen erschienen sind. In manchen ist mir Medea auch bereits begegnet, so in einem Roman über Circe und einem über Atalante, die beide hier auch eine größere Rolle spielen. Mir gefallen solche Verknüpfungen gut, man bekommt andere Perspektiven und neue Erkenntnisse. Alle diese Romane werden von Frauen geschrieben, und haben jeweils eine feministische Ebene, so auch dieser.
Nicht immer kann man Medeas Gedanken und Handlungen nachvollziehen, was aber vielleicht auch daran liegt, dass man weiß, was ihr bevorsteht, zumindest ging es mir so. Andererseits gibt es auch vieles, was man verstehen oder wenigstens nachempfinden kann. Der Autorin ist es gut gelungen, Medea lebendig und vor allem glaubhaft zu gestalten. Auch die anderen Charaktere sind gut gezeichnet.
Am Ende wechselt die Perspektive, auch das fand ich nachvollziehbar und sogar notwendig. Während der Erzählung gibt es zudem drei Zeitsprünge, auch diese sind gut gesetzt und der Geschichte geschuldet. Leider gibt es kein Nachwort, in dem die Autorin näher auf den Roman eingeht.
Medeas Geschichte ist tragisch, Rosie Hewletts Roman spiegelt dies gut wieder, Medea wird greifbar dargestellt. Darüberhinaus hatte ich erneut Freude daran, tief in die griechische Mythologie einzutauchen.