T.C. Boyle hat wieder einmal bewiesen, dass er der Meister darin ist, menschliche Abgründe schonungslos offenzulegen. No Way Home ist kein Roman, den man mal eben liest es ist eine intensive, manchmal beklemmende Erfahrung. Boyle beschreibt Liebe nicht als romantische, sondern als zerstörerische, chaotische Kraft, die seine Figuren in einen Strudel aus Begierde, Abhängigkeit und Selbsttäuschung zieht.
Im Mittelpunkt steht Terry, ein Arzt aus Los Angeles, der nach dem Tod seiner Mutter in ihr Haus in der Wüste Nevadas zieht. Eigentlich wollte er es verkaufen, doch dann tritt Bethany in sein Leben wild, unberechenbar, magnetisch. Gegen seinen Willen zieht sie bei ihm ein, und aus Faszination wird schnell Abhängigkeit. Der eifersüchtige Ex-Freund Jesse taucht immer wieder auf und warnt ihn: Sie ist Gift. Doch Terry kann sich nicht lösen.
Beim Lesen wollte ich manchmal gar nicht weitermachen, weil ich immer dachte: Du rennst in dein Unglück. Diese Mischung aus Faszination und Unbehagen ist typisch für Boyles Erzählkunst. Er zieht Leser*innen so tief in die Gefühle seiner Figuren hinein, dass man selbst Teil dieses emotionalen Karussells wird hin- und hergerissen zwischen Mitleid, Wut und Verzweiflung.
Bethany ist dabei keine klassische Femme fatale, sondern ein komplexer, zutiefst beschädigter Mensch. Man hasst sie zwischendurch, nur um später wieder Verständnis für sie zu entwickeln. Terry und Jesse sind ebenso gefangen jeder auf seine Weise Opfer der eigenen Sehnsucht. Am Ende sind alle toxisch, unrettbar verstrickt in ein Netz aus Emotionen, das sie selbst gesponnen haben.
Boyles Sprache ist wie immer präzise, rhythmisch und bildstark. Er braucht keine großen Gesten, um Spannung zu erzeugen das Unheil schwingt in jedem Satz mit. Die Wüste Nevadas wird zur perfekten Bühne: leer, heiß, gnadenlos ein Ort, an dem Gefühle ebenso verdorren wie auflodern können.
No Way Home ist kein Wohlfühlroman, sondern eine schonungslose Studie über emotionale Abhängigkeit, Selbstzerstörung und die Illusion von Kontrolle. Es ist ein Buch, das weh tut, weil man ahnt, wohin der Weg führt und trotzdem weiterlesen muss. Boyle zwingt einen, hinzuschauen, auch wenn man lieber die Augen verschließen würde.
Ein intensiver, düsterer Roman über Liebe, die mehr zerstört als verbindet und über Menschen, die aus ihrem inneren Labyrinth keinen Ausweg finden.