Tonio Kröger: "Tonio Kröger¿ ist eine Novelle von Thomas Mann. Im Mittelpunkt der Handlung steht der titelgebende Tonio Kröger, dessen Leben episodenhaft von einem allwissenden Erzähler dargelegt wird. Mit Tonio begegnen wir einem feinsinnigen, sensiblen, von Minderwertigkeitskomplexen geplagten Protagonisten, der auf Identitätssuche ist; kurz: Hanno Buddenbrooks geistiger Bruder. Tonios Identitätskonflikt wird durch zwei Pole markiert: auf der einen Seite seine bürgerliche Sozialisation (mit all ihren Verpflichtungen, die Tonio verabscheut), auf der anderen Seite seine Affinität zum Künstlerischen (wie die Lektüre Schillers und Storms sowie die Schaffung eigener Gedichte). Interessant dabei ist, dass auch das angestrebte Künstlerdasein nicht als durchweg positiv dargelegt wird: Tonio berichtet u.a. über Schaffenskrisen und die Krux des Künstlers, das Leben nur zu beobachten, es zu verarbeiten, selten gelöst an ihm teilzunehmen. Daneben dreht sich die Novelle um Freundschaften, die erste Liebe und die Selbstfindung. Ein Highlight war für mich die Rückkehr des erwachsenen Tonio in seine Heimatstadt, während der er Stätten seiner Vergangenheit aufsucht, was wirklich eindrücklich dargestellt wird. Insgesamt ist "Tonio Kröger¿ eine angenehm zu lesende Novelle über das Dasein, die Identität und die Zerrissenheit eines Künstlers."Mario und der Zauberer - Ein tragisches Reiseerlebnis": Der Inhalt von Thomas Manns "Mario und der Zauberer - Ein tragisches Reiseerlebnis" ist schnell erzählt: Der namenlos bleibende Ich-Erzähler verbringt - irgendwann in den 1920er Jahren - mit seiner Familie den Spätsommer am Tyrrhenischen Meer. Die Stimmung dort ist sichtlich aufgeheizt (was nicht nur an den sommerlichen Temperaturen liegt): Der Faschismus herrscht bereits in Italien; die Menschen sind nationalistisch gesinnt - ein Umstand, den auch die Familie des Ich-Erzählers zu spüren bekommt. Kernstück der Novelle ist eine Vorstellung des Zauberers Cavaliere Cipolla, die der Ich-Erzähler mit seiner Familie besucht - und diese hat es in sich. Ohne zu viel vorwegnehmen zu wollen: Thematisiert werden hier auf eine eindrückliche Art und Weise die hypnotischen Verführungskünste Cipollas, der immer wieder den Willen der Zuschauenden bricht (daher kann man "Mario und der Zauberer" auch als Parabel für den (italienischen) Faschismus (und daran anschließend aus der Retrospektive: als Parabel für den Nationalsozialismus) lesen). Wer Mann kennt, weiß, dass er gerne verschachtelte Sätze nutzt. Dies ist auch in "Mario und der Zauberer" der Fall. Man braucht ein, zwei Seiten, um sich an diesen Schreibstil (neu) zu gewöhnen - danach ist er aber äußerst reizvoll und man kann das Buch kaum aus der Hand legen. Insgesamt ist "Mario und der Zauberer" eine sprachgewaltige Novelle mit einer eindrücklichen politischen Botschaft, die auch heute noch eine Relevanz besitzt - gerade jetzt.