Schon auf den ersten Seiten hat das Buch mich in eine Welt gezogen, die gleichzeitig vertraut und voller Geheimnisse ist. John Irvings Sprache webt Bilder, die lange nachhallen: das salzig-feuchte Licht von New Hampshire, die engen Gassen Wiens, das flirrende Zwielicht zwischen politischen Umbrüchen und persönlicher Suche. Jimmy Winslows Suche nach Herkunft und Liebe wird nie plakativ, sondern bleibt zart verknüpft mit absurden, oft schmerzhaften Details ein vaterloser Junge, ein Schäferhund, die große Idee, im Zweifel Vater zu werden, um dem Militär zu entgehen. All das erzählt Irving mit einer Mischung aus Melancholie und schwarzem Humor, die mich mehrfach atemlos lächeln ließ.
Die Figuren sind lebendig, widersprüchlich und warmherzig gebrochen; besonders die Beziehung zu Annelies bleibt mir im Herzen. Manche Wendungen geraten beinahe opernhaft, doch genau diese Emotionalität macht das Lesen so reich: Hier trifft großes Weltgeschehen auf intime, fast zerbrechliche Momente. Manchmal hätte das Tempo ein wenig straffer sein dürfen einige Szenen ziehen sich , aber die Belohnung ist ein Roman, der lange nach dem Zuklappen nachklingt. Wer starke, bildgewaltige Charakterstudien mag, wird hier viel finden.