Allison Saft entführt ihre Leser*innen mit A Dark and Drowning Tide in eine düstere, märchenhafte Welt, in der Folklore, Magie und tödliche Intrigen eng miteinander verwoben sind. Im Zentrum steht die Folkloristin Lorelei Kaskel, die mit einer kleinen Expedition eine magische Quelle suchen soll - doch schon zu Beginn wird ihr Mentor ermordet und jeder der Mitreisenden wird zum Verdächtigen. Während Lorelei versucht, das Rätsel zu lösen, trifft sie auf ihre Rivalin Sylvia von Wolff, und zwischen gegenseitigem Misstrauen, beißenden Worten und unausgesprochenen Gefühlen entwickelt sich langsam eine Anziehung, die dem Roman eine besondere Tiefe verleiht.Die Stärke dieses Buches liegt vor allem in seiner Atmosphäre: Allison Saft erschafft eine Welt, die dunkel und geheimnisvoll ist, geprägt von alten Legenden, Gestaltwandlern und vergessenen Göttern. Ihr Schreibstil ist bildhaft und poetisch, voller Details, die die Landschaften und Figuren zum Leben erwecken. Dabei bleibt das Erzähltempo eher gemächlich, was der Geschichte aber Raum gibt, sich behutsam zu entfalten und die komplexen Beziehungen der Figuren glaubwürdig zu entwickeln.Besonders beeindruckend ist die sorgfältig aufgebaute Dynamik zwischen Lorelei und Sylvia. Was als Feindschaft beginnt, wächst über subtile Gesten, scharfe Dialoge und verletzliche Momente zu einer tiefen, vielschichtigen Beziehung. Der Mordfall selbst bleibt bis zum Schluss spannend und sorgt für eine stetige, unterschwellige Bedrohung, die perfekt mit der melancholischen Grundstimmung des Buches harmoniert.A Dark and Drowning Tide ist ein Roman für alle, die langsam erzählte Fantasy mit reichhaltigem Worldbuilding, vielschichtigen Figuren und einer queeren Liebesgeschichte suchen, die nicht auf schnellen Effekt, sondern auf ehrliche Entwicklung setzt. Eine Geschichte, die man nicht schnell vergisst und die mit ihrer Atmosphäre lange im Gedächtnis bleibt.