Die junge Schriftstellerin Ana Marwan hat ein humorvolles und gleichzeitig auch sehr geistreiches Buch geschrieben. Sie erzählt von Karl Lipitsch, der als einsamer Wolf leben möchte, als Eremit und ungestört ein Buch schreiben will. Doch wie es so ist, "ungestört" bleibt man nie lange. Irgendetwas funkt immer dazwischen: in diesem Fall ist es Lipitschs Nachbarin Mathilde, die ihn zu ihren Freitagstreffen der Nachbarn einlädt. Ziemlich unbehaglich fühlt er sich zwischen den Menschen, fängt Gespräche an, tut freundlich, fühlt sich dennoch unwohl.
In diesem Buch erfährt man von einem Mann, der sich vornimmt, die Gesellschaft zu meiden, aber letztendlich doch wieder scheitert. Seine Zuneigung zu Mathilde geht in Liebe über. Beide sind einander sehr zugetan, schaffen es aber nicht den letzten Schritt zu gehen, würde es doch bedeuten, Kompromisse zu schließen, Freiheiten zu verlieren. In diesem Buch stolpern wir durch Lipitschs Gedankenwelt, kleine philosophische Ausführungen und auch die kleinen Fettnäpfchen, in die er in Gesellschaft manchmal tritt. Einerseits musste ich sehr oft schmunzeln, ja sogar lachen (S. 62,63), andererseits stellt uns Ana Marwan einen hoffnungslosen Fall vor, der mit den Menschen nichts am Hut haben möchte. Ja sie teilweise sogar wegen ihrer Dummheit verachtet. Ist Karl L. arrogant? Überheblich? Oder hat er sogar recht?
Der Aufbau der Geschichte war hervorragend, genauso wie die Sprache. Dadurch, dass die Sichtweisen Lipitschs dargestellt werden, gibt es viele Absätze. Das fand ich aber gar nicht störend, sondern sogar sinnvoll. Der Roman ist sehr leise, aber trotzdem spannend. Aufgrund des Humors, den die Schriftstellerin immer wieder einbaut, sehr gut zu lesen. Am Ende habe ich mich etwas schwer getan mit dem Ausgang, das gab bei mir einen Punkt Abzug, ist aber natürlich sehr subjektiv.
Genre: Gesellschaft; Philosophie; Emotionen; Einsamkeit