Wer von Andreas Brandhorst ferne Welten und galaktische Abenteuer gewohnt ist, wird trotz des Settings am Anfang überrascht sein. Im ersten Drittel ist "Der Riss" nämlich ein astreiner Cyberthriller, mit Verschwörungen, undurchsichtigen Regierungsprogrammen und rivalisierenden Hackergruppen, die alle ein großes Geheimnis lüften wollen. Worin das besteht, weiß der Leser bereits aus dem Klappentext, daher bleibt vor allem eine entscheidende Frage: Warum das alles?Die Hintergründe der Weltsimulation bleiben die Triebfeder der Handlung, auch wenn es immer mal Verfolgungsjagden und futuristische Einschübe gibt. Überhaupt ist zunächst nicht klar, in welcher Zeit die Handlung spielt. In den ersten Kapiteln könnte es noch die Gegenwart sein, wenig später tauchen unvermittelt Cyborgs und fliegende Autos auf. In der Science Fiction nimmt man das hin, in einem Thriller, der offiziell "die nahe Zukunft" zeigt, kann das irritieren. Aber wenn eh alles eine Simulation ist, dann ist auch vieles möglich.Themen wie künstliche Intzelligenz, weltweite Pandemien und politische Krisen werden angeschnitten und hängen bedingt mit dem Schicksal der simulierten Welt zusammen, doch welche Wesen nun wirklich hinter allem stecken, das bleibt weitgehend im Dunkeln. Flynn und der menschlichen Anomalie Salome glückt es zwar, sich außerhalb der Simulation zu bewegen, doch was die "echte", nicht simulierte Wirklichkeit ist (oder ob sie überhaupt existiert), erfährt man nicht.Wer sich also spannende Erkenntnisse zur in der Wissenschaft durchaus diskutierten Simulationstheorie erhofft, wird am Ende womöglich trotz aller akribisch recherchierten Fachbegriffe enttäuscht. Für einen Thriller ist der Ausgang fast versöhnlich, auch wenn der Weg dahin durchaus spannend beschrieben wird. Aufgrund des Tempos und der Einschübe aus Informatik und Physik vergisst man beinahe, dass die Figuren eigentlich komplett austauschbar sind. Fallhöhe? Fehlanzeige. Und das obwohl das Schicksal der Welt auf dem Spiel steht ...Den Lesegenuss trübt zudem die billige Machart des Hardcovers. Das Papier ist so dünn, dass die Druckfarbe der nächsten Seite durchscheint, besonders schlimm beim farbintensiven Innentitel. Der Buchschnit franst zudem beim neuwertigen Exemplar aus, da wurde in der Druckerei womöglich schlecht beschnitten. Das bekommen selbst die einfachsten Taschenbücher besser hin.