Vier Monate im Haus von Thomas Mann in Pacific Palisades das verändert den Blick auf Amerika und Deutschland gleichermaßen. Von hier aus begibt sich Andreas Platthaus ins weite Land, auf die Spuren des deutschen Exils, während er gleichzeitig den aktuellen Entwicklungen in den Vereinigten Staaten auf den Grund geht: An der West- wie der Ostku ste, von der mexikanischen Grenze tief in der Wu ste bis zu den Millionärsvillen hoch u ber dem Pazifik, in Disneyland genauso wie auf den Straßen zwischen Obdachlosen sucht ein Alteuropäer nach dem Code der Neuen Welt. Er wählt eigene Wege durch das globale gesellschaftliche Versuchslabor, das Los Angeles darstellt, und zieht die Werke von Gewährsleuten wie Thomas Mann und Quentin Tarantino heran, die ein Amerika imaginiert haben, wie wir es nie fu r möglich gehalten hätten, aber nun erleben.
Vor dem Horizont der Präsidentschaftswahl im Herbst 2020 fu hlt Andreas Platthaus unserem transatlantischen Gegenu ber den Puls. In seinem Amerikanischen Tagebuch, entstanden «auf den Palisaden», begegnet uns ein tief gespaltenes Land mit dem wir, mehr als sieben Jahrzehnte nach der Zeit des deutschen Exils, noch immer untrennbar verbunden sind.
Besprechung vom 01.04.2020
[kein Titel]
ANDREAS PLATTHAUS, verantwortlicher Redakteur für Literatur und literarisches Leben dieser Zeitung, war im vergangenen Jahr einer der ersten Fellows des Thomas Mann House in Pacific Palisades, dem ehemaligen Exil-Wohnsitz des Literaturnobelpreisträgers am Rande von Los Angeles. Vier Monate lang hat Platthaus jeden Tag eine ihn faszinierende Beobachtung aus dem amerikanischen Leben aufgeschrieben: über Begegnungen, Museumsbesuche, politische Ereignisse, Reisen, Konzerte und Recherchen auf den Spuren des deutschen Exils. Dabei entsteht nicht nur ein vielschichtiges Porträt der Stadt Los Angeles, sondern auch eines der Vereinigten Staaten vor den diesjährigen Präsidentenwahlen: als Land im Zustand der wachsenden gesellschaftlichen Spaltung. (Andreas Platthaus: "Auf den Palisaden". Amerikanisches Tagebuch. Rowohlt Berlin Verlag, Berlin 2020. 409 S., 5 Abb., geb.
© Alle Rechte vorbehalten. Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH, Frankfurt.