Preis und Klage

Besprechung vom 17.09.2024

Entschlossen sechshebig

Ein Band mit Texten, die zu Geburtstags- und Trauerfeiern vorgetragen wurden, auch an einem Nationalfeiertag oder bei der Verabschiedung von Mitarbeitern in den Ruhestand - das ist nicht gerade, womit man in Buchform rechnet. Zumal die Jubilare ebenso wie die Toten und Pensionierten selbst in Österreich, genauer: in Wien, fast durchweg nur einem eher überschaubaren Kreis bekannt sein dürften. Wir werden auch gar nicht erst versuchen, die Freunde, Bekannten und Arbeitskollegen vorzustellen, denen Armin Thurnher, Mitbegründer und Herausgeber der Wiener Wochenzeitschrift "Falter", seine hier versammelten Reden widmete. Es kann uns nur um die Form gehen, die der unbestechliche Kommentator österreichischer Verhältnisse zu diesen Anlässen wählte. Sie ist ungewöhnlich, keine Prosa, sondern wohlgesetzte Rede in Hexametern. Das mag zuerst nach einem allzu spielerischen Verfahren klingen, nach dem gewollten oder ungewollten Anschlagen histrionischer Register. Doch nichts wäre falscher als diese Einschätzung. Liest man diese Preis- und Trauerreden, wird einem ohne philologische Umwege der mögliche Vorzug solcher gebundenen Rede im immerhin bodenständigen Versmaß klar. Sie hält spürbar zu Ordnung und Disziplin an; zumindest dann, wenn man die Aufgabe so taktvoll und gewandt angeht wie Thurnher, mittlerweile 75 Jahre alt und vor Kurzem auch vom Österreichischen Staatspreis für Kulturpublizistik ereilt (dessen Verleihung unseres Wissens kein Anlass für Verse war). Lob und Gedenken bekommen dann eine verbindliche, den Redner in Pflicht und Mühe nehmende Form. Indem er sich ihr beugt, erweist er schon durch die Wahl seiner Mittel den Angeredeten seine Reverenz. Es wird keine Schule machen, wohl zum Glück, denn es verkäme schnell zur Masche, aber lernen kann man schon etwas aus diesem Band. hmay

Armin Thurnher: "Preis und Klage".

Reden und

Nachreden in Versen.

Czernin Verlag,

Wien 2024.

140 S., geb.