Die Nachbarschaft der Harlow Street trifft sich zu einem Gartenfest: Alle scheinen eine gute Zeit zu haben, doch das ist nur Fassade, unter der schönen Oberfläche brodelt es. Dann verliert die Gastgeberin die Fassung, sie schreit ihren neunjährigen Sohn wütend an, so dass alle es mitbekommen. Als er einige Zeit später aus seinem Kinderzimmerfenster fällt, machen Verdächtigungen die Runde, diese verwandelt sich schnell in Verurteilungen, der Skandal wird passiv aggressiv ausgeschlachtet. In der Harlow Street ist allerdings kaum jemand ehrlich, alle haben etwas zu verbergen ... Es geht um vier unglücklich, verstörte Frauen, die mit ihren Rollen als Ehefrau und (verwaister) Mutter zu kämpfen haben. Eine geht in ihrer Mutterrolle auf, entwickelt jedoch Hass auf ihren Mann. Eine erträgt ihre Kinder nur in "homöopathischen¿ Dosen. Eine 82-jährige ist zutiefst verbittert. Eine ist einem Albtraum gefangen, aus dem sie lange nicht aufwachen will, weil sie glaubt, ihn in einen schönen Traum verwandeln zu können. "Das Geflüster¿ ist wirklich einzigartig: packend, intensiv, psychologisch interessant, verstörend, vor allem mutig!!! Der "Sinn¿ des Buches erschließt sich mir allerdings nicht. Mir ist klar, dass die "offene Struktur¿ höchstwahrscheinlich ein Stilmittel ist, für mich fühlt es sich dennoch irgendwie unvollständig an. Ich fand die eindringlichen Schilderungen von Verzweiflung, Obsession, (Selbst)Zerstörung, Wut und (Selbst)Hass interessant sowie bewegend, aber mir fehlt eine tiefere Botschaft bzw. ein übergeordneter Kontext. Geht es darum, dass die meisten Menschen anscheinend mit naiven Vorstellungen in die Familiengründung starten? Dass sie die Hinweise drauf, dass Elternschaft große Herausforderungen mit sich bringt bzw. Opfer erfordert, nicht ernst genommen haben? Dass die Kluft zwischen Erwartung und Realität unvermeidlich zu Frust führen muss? Oder geht um gesellschaftliche Strukturen, verinnerlichte veraltete Rollenvorstellungen etc., die es Frauen unmöglich machen sich nicht schuldig zu fühlen - entweder weil sie nicht ihrer Mutterrolle aufgehen, weil sie mehr wollen oder weil sie zu sehr darin aufgehen und keine weiteren nennenswerten Ambitionen haben? Soll das Buch eine Warnung sein? Ist die Vorstellung von einer guten Ehe UND harmonischen Familie, mit echter Lebensqualität, eine Illusion? Gibt es realistische Möglichkeiten, trotz scheinbar unvereinbarer Wünsche, alles unter einen Hut zu kriegen? Oder ist es Sinn und Zweck, dass all diese Fragen aufkommen? ;-)