Sunburnist ein bemerkenswert subtiler Coming-of-Age-Roman, der weniger durch Handlung als durch Atmosphäre und emotionales Feingefühl überzeugt. Chloe Michelle Howarth zeichnet das Porträt einer jungen Frau, die ihre erste Liebe zu einer anderen Frau erlebt - in einem Umfeld, das von Schweigen, gesellschaftlichen Erwartungen und innerer Zerrissenheit geprägt ist.Der inhaltliche Rahmen bleibt bewusst reduziert, doch genau darin liegt die Stärke des Buches: In seiner Zurückhaltung schafft es Raum für Zwischentöne, Unsicherheiten und das, was unausgesprochen bleibt. Die Sprache ist ruhig, dabei aber eindrucksvoll präzise, poetisch und tief empfunden. Sunburn ist schlicht wunderschön geschrieben - ein Buch, das weniger auf laute Dramatik setzt, sondern auf Atmosphäre, Stimmungen und Nuancen.Howarth gelingt es, komplexe Emotionen mit einer bemerkenswerten Leichtigkeit und Klarheit zu vermitteln. Sunburn wirkt weder angestrengt noch überinszeniert - und gerade das macht es so glaubwürdig. Es ist ein Roman, der sich Zeit nimmt, sich seinen Leser*innen langsam erschließt und am Ende lange nachhallt.Ein kleiner Wermutstropfen liegt in der deutschen Übersetzung: Dort wurden auffällig viele englische Begriffe beibehalten, was teils irritierend wirkt und stilistisch nicht ganz zur sonst so fein gearbeiteten Sprache des Romans passt. Hier hätte eine einfühlsamere sprachliche Anpassung dem Gesamtbild gutgetan.Fazit: Ein stilles, feinfühliges Debüt, das mit leisen Tönen Großes erzählt. Poetisch, ehrlich und wunderschön geschrieben - Sunburn ist ein literarisches Kleinod, das Leser*innen noch lange begleiten wird. Uneingeschränkt empfehlenswert - mit einem kleinen Hinweis für alle, die zur deutschen Fassung greifen.