Die Kindheitserinnerungen von Dacia Maraini in einem japanischen Internierungslager gehen unglaublich nahe.
Der Vater, Fosco Maraini, war als Anthropologe und Ethnologe während des Zweiten Weltkriegs in Japan. Er galt als unzuverlässiger Italiener er wollte 1943 dem faschistischen Italien nicht die Treue schwören. Als Konsequenz wurde die gesamte Familie seine Frau, die drei Töchter und er in ein japanisches Internierungslager gesperrt.
In dem autobiografischen Roman wird beschrieben, welch grausamen und sadistischen Handlungen von Seiten der japanischen Bewacher die Familie und weitere Gefangene ausgesetzt waren. Hunger und dadurch entstandene Mangelkrankheiten, wie Beriberi und Skorbut, waren die Folge. Die Kinder im Lager erhielten keine eigene Ration zum Essen alle Erwachsenen mussten einen Teil von ihrem wenigen Reis an die Kinder abgeben. Die für sie vorgehsehnen Nahrungsmittel nehmen sich die Bewacher um selbst davon zu leben oder sie am Schwarzmarkt zu verkaufen. Die kleine Dacia ernährt sich von ein paar Körnern Reis und Ameisen oder verdorbenen Lebensmitteln, die sie irgendwo findet oder von den Bewachern erhalten. Die Bewacher wussten, dass die ausgehungerten Gefangenen sich auch auf Verdorbenes stürzen würden, egal wie faulig das Fleisch stinkt.
Zu Beginn der Inhaftierung wurde noch demokratisch geteilt, entschieden und diskutiert. Je lebensbedrohlicher die Situation in der Gefangenschaft war, desto egoistischer, ums eigene Überleben zu sichern, wurden die Inhaftierten untereinander und die Stimmung kippte. Der Vater hatte sich bei einem Aufstand im Internierungslager den kleinen Finger abgehackt, die jüngste Schwester ist nach der Befreiung an den Folgen der Inhaftierung gestorben.
Maraini vergleicht die japanischen Internierungslager mit den europäischen Konzentrationslagern der Nazis und geht auch der Frage nach, wie diese unbemerkt von der Bevölkerung existieren konnten.
Ein Text, der sehr berührt und zum Nachdenken anregt, obwohl er nicht auf grausame Details eingeht. Es ist unverstellbar, was hier Menschen aushalten mussten, und wie sie auch überlebten.
Aus dem Italienischen übersetzt von Ingrid Ickler #namethetranslator