Besprechung vom 11.07.2021
NEUES REISEBUCH
Für den Tisch Auch nach Tasmanien kommt man derzeit nicht - jedenfalls nicht, um sich das Land anzuschauen. Die Insel vor der Südspitze Australiens ist damit gerade noch viel weiter weg als sowieso schon. Bevor sich das wieder ändert, gibt es auch wenig Chancen, von den mitunter umwerfenden tasmanischen Weinen und dem ebenfalls sehr passablen Whisky zu kosten. Beides ist in Europa - da hat auch die Globalisierung Grenzen - kaum zu bekommen. So bleibt einem nur, in Büchern wie dem gerade erschienenen Bildband des Biologen und Fotografen Daniel Spohn und seiner Koautorin Stefanie Huber zu blättern. Das bessert die Laune vor allem dann, wenn man selbst gerne fotografiert und von in dieser Hinsicht lohnenden Reisezielen träumt.
Der Band ist dabei nicht nur voller schöner Bilder, sondern gibt auch viele nützliche Ratschläge für den Kameraeinsatz bei tasmanischen Motiven und Wetterverhältnissen. Denn die Garantie auf blitzblauen Himmel ist vielleicht das Einzige, was es auf Tasmanien nicht gibt. Ansonsten aber findet man so ziemlich alles: verwunschene Urwälder, an die zweihundert Wasserfälle, spektakuläre Geologie, Küstenlandschaften aller Art, die irgendwie gemütliche und trotzdem urbane Lokalmetropole Hobart - und jede Menge Tiere, die obendrein oft weniger scheu sind als anderswo. Nur den nachtaktiven Tasmanischen Teufel bekam selbst Spohn in freier Wildbahn nur einmal vor die Linse und auch nur mit Hilfe einer den Auslöser betätigenden Infrarotschranke. Dabei waren die beiden Autoren nicht zuletzt dieses vom Aussterben bedrohten Raubbeutlers wegen in fast allen Ecken Tasmaniens unterwegs gewesen, an die man mit einem Wohnmobil hinkommt. Der besonders wilde und daher weitgehend weglose Südwesten der Insel fehlt daher im Programm, dafür mehrere leichter zugängliche Beuteltieridyllen wie Maria Island vor der Ostküste oder den Narawntapu-Nationalpark im Norden der Insel, der zuweilen als die "Serengeti Australiens" bezeichnet wird - nur eben statt mit Zebras mit Kangaroos, Wombats und, wenn man Glück hat, sogar Schnabeltieren. UvR
"Tasmanien. Australiens wilde Insel" von Daniel Spohn und Stefanie Huber, Verlag Photographie 2021
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