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Bad Regina

Roman

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Eine bitterböse und urkomische literarische Fantasie über den Untergang Europas.

Eine Geisterstadt im Herzen der Alpen, ein mysteriöser chinesischer Immobilientycoon, der alles aufkauft und verfallen lässt, und 46 Verbliebene, die beschließen, den Kampf aufzunehmen - mit »Bad Regina« ist David Schalko eine brillante literarische Allegorie auf einen sterbenden Kontinent gelungen. Verstörend, grotesk, morbide, komisch - und äußerst spannend.

Nur noch wenige Menschen leben in Bad Regina, einem einst glamourösen Touristenort in den Bergen, starren auf die Ruinen ihres Ortes und schauen sich selbst tatenlos beim Verschwinden zu. Denn ein mysteriöser Chinese namens Chen kauft seit Jahren für horrende Summen ihre Häuser auf - nur um sie anschließend verfallen zu lassen. Als er auch noch das Schloss des uralten örtlichen Adelsgeschlechts erwerben will, entschließt sich Othmar, der von Gicht geplagte ehemalige Betreiber des berühmtesten Partyklubs der Alpen, herauszufinden, was es mit diesem Chen auf sich hat und was dieser mit Bad Regina vorhat. Dabei erleben Othmar und die verbliebenen Einwohner eine böse Überraschung . . .

In »Bad Regina« entwirft David Schalko eine faszinierende Geisterwelt, in der nicht nur die Bauwerke, sondern auch die wenigen verbliebenen Bewohner wankende Ruinen der Vergangenheit sind. Ein bitterböser und gleichzeitig urkomischer Roman über ein Europa, das immer und immer wieder moralisch versagt - und über dessen Zukunft nun andere entscheiden.

Produktdetails

Erscheinungsdatum
14. Januar 2021
Sprache
deutsch
Auflage
4. Auflage
Seitenanzahl
400
Autor/Autorin
David Schalko
Verlag/Hersteller
Produktart
gebunden
Gewicht
486 g
Größe (L/B/H)
35/135/210 mm
ISBN
9783462053302

Portrait

David Schalko

David Schalko, geboren 1973 in Wien, lebt als Autor und Regisseur in Wien. Bekannt wurde er mit revolutionären Fernsehformaten wie der »Sendung ohne Namen«. Seine Filme und Serien »Aufschneider«, »Braunschlag«, »Altes Geld«, »Ich und die Anderen« und das Remake von »M eine Stadt sucht einen Mörder« wurden mit zahlreichen internationalen Preisen ausgezeichnet. Zuletzt erschienen seine Romane »Schwere Knochen« und »Bad Regina«.


Pressestimmen

»Eine durch und durch gelungene Satire. « MDR Kultur

»Große literarische Satirekunst. « Jens-Christian Rabe, Süddeutsche Zeitung

»Schalkos Bad Regina ist ein lost place des pittoresken Verfalls, eine Parabel auf den Untergang des alten Europas im Allgemeinen und die österreichischen Untergeher im Besonderen. « Martin Halter, FAZ

»Ein tiefgründiger Roman, reich an Skurrilitäten und schwarzem Humor. « 3sat Kulturzeit

»Ein grotesk-komisches 400-Seiten-Panorama. « Christian Buß, Der Spiegel

»David Schalko hat einen Sinn für außergewöhnliche Stoffe. In seinem neuen Roman Bad Regina lässt er in einem alpinen Wachtraum zärtlich das alte Europa untergehen. « stern

»Wer einen figurenstarken, handlungssatten und obendrein sehr szenisch angelegten Pageturner sucht, wird gut bedient. « Sebastian Fasthuber, Falter

»David Schalko hat einen urkomischen, beeindruckend auf denPunkt gebrachten und filmisch erzählten Roman geschrieben. « Claudia Cosmo, NDR

»David Schalko beherrscht die hohe Kunst des Kolportageromans. « Marc Reichwein, Welt am Sonntag

»Eine wunderbare Alpen-Groteske. « Dominik Bloedner, Badische Zeitung

Besprechung vom 21.01.2021

Kurort im Ausverkauf

Das zieht selbst Thomas Bernhard die Lederhose aus: Den Menschen in David Schalkos Untergeher-Parabel "Bad Regina" fehlt das Unrechtsbewusstseins-Gen.

Bad Gastein, nach dessen Modell David Schalkos Bad Regina offensichtlich gebaut ist, war einmal eines der mondänsten Kurbäder Europas. Kaiser und Könige besuchten das Weltdorf in den Hohen Tauern, durch dessen Mitte ein Wasserfall schneidet wie ein blitzblankes Messer durch die Sachertorte. Dann wurden Bäder und Grandhotels geschlossen, und seither herrscht hier nur noch Verfall: morbide blätternde Fassaden, bröckelnder Stuck, vernagelte Fenster, vernagelte Köpfe. Neuerdings gibt es aber wieder ein paar Lebenszeichen. Bad Gastein, einst wegen seiner steilen Skyline als "Manhattan der Alpen" und noch heute als Monte Carlo des Salzkammerguts beworben, wird gerade von Berliner Hipstern als "Berlin der Alpen" wiederentdeckt.

Schalkos Bad Regina ist ein lost place des pittoresken Verfalls, eine Parabel auf den Untergang des alten Europas im Allgemeinen und die österreichischen Untergeher im Besonderen. Alle wollen weg von hier, selbst die Bienen, Katzen und letzten Piefke-Touristen. Die letzten Einheimischen verkaufen Haus und Hof und Würde an einen potenten chinesischen Investor und hoffen, dass niemand sie beim Ausverkauf der Heimat erwischt. Ganze 44 Menschen hausen noch in Bad Regina, jeder eine Ruine unter Ruinen, die sich wortreich und tatenlos "beim eigenen Verschwinden zuschaut".

Fast jeder von ihnen bekommt bei Schalko eine Geschichte, einen Spleen, einen running gag zugeteilt; zu tieferen Abgründen und schärferen Konturen reicht es selten. Da ist der schöne Pfarrer Helge, der als Mörder im Gefängnis saß und jetzt Moral predigt. Der betrügerische Zahnarzt, der gesunde Zähne zieht (nie mehr als dreißig Prozent, damit es nicht auffällt). Der Bahnhofsvorsteher träumt vom Zug nach nirgendwo, der Polizist von der Transfrau Petra (aber nicht von ihren genderfluiden Erscheinungen als Peter oder Petzi). Der Hotelier Moschinger hat bei Ebay für dreitausend Euro die Lederhose von Thomas Bernhard ergattert und sondert jetzt dauernd krachlederne Bernhardiana ab: "Österreich ist kein Land. Österreich ist eine Geisteskrankheit. Dem Österreicher fehlt ein Gen. Er hat kein Unrechtsbewußtsein. Es handelt sich um einen von Grund auf verdorbenen Menschen." Und der Bürgermeister Zesch, nach Art der Haiders und Straches rechtspopulistisch fesch und skrupellos, tut alles, um ins Klischee zu passen. Seine alles sehende Mutter hält sich für "Gottes zuverlässigste Zeugin", seine Frau pflegt eine trotzige Ausländerliebe: "In mir steckt auch eine Flüchtige, aber ich konnte es halt nie so ausleben wie Sie."

Mitten im Gewimmel zwischen Wasserfall, Luziwuzi-Bar und Grandhotel Abgrund, aber politisch und moralisch eher am Rande steht Othmar, ein spitzbäuchiger Trinker, ehemals links, heute zu passiv und müde, um sich noch zu empören. Früher war er mal in einer Punkband aktiv, und sein "Krake" war der angesagteste Club diesseits der Alpen. Jetzt lebt er lustlos und lässig vom Pflegegeld, das sein Schützling, ein im Koma liegender Techno-DJ aus Manchester, bezieht. Othmars Freundin Selma ist krebskrank, aber ziemlich fidel; überhaupt sind die Frauen in Bad Regina deutlich lebenstüchtiger und aufgeweckter als die Männer.

Schalko beschreibt in kurzen, pointierten Sätzen Typen, Szenen und Säuferdialoge aus dem Irrenhaus Österreich. Das ist oft witzig, manchmal irrwitzig oder sogar kafkaesk-surreal, aber doch mehr Hochleistungskabarett als Roman. Erst im zweiten Teil bekommt das Untergeher-Wimmelbild dann so etwas wie einen Plot: Chen, der kapitalkräftige Chinese, will Bad Regina in einen Erlebnispark umwandeln, in dem jeder sich selbst spielt, selbstverständlich unter Beibehaltung seiner "Würde". Von Hallstatt und Neuschwanstein gibt es ja auch schon originalgetreue Nachbauten in China.

Man spürt in jedem Satz, dass Schalko gelernter Werbetexter ist. Mit Fernsehserien wie "Braunschlag", "Altes Geld" und "M - Eine Stadt sucht einen Mörder" hat er sich einen Namen gemacht, in seinem Roman "Schwere Knochen" (2018) hat er Leichen im Keller der Geschichte ausgegraben, und gerade arbeitet er zusammen mit Jan Böhmermann an der Verfilmung der Ibiza-Affäre. "Bad Regina" liest sich wie ein Gemeinschaftswerk von Böhmermann, Agatha Christie und einem Thomas Bernhard auf Speed, garniert mit Rollenprosa von Qualtinger bis Josef Hader: eine wilde Kreuzung aus Politsatire, Heimatkrimi, Aphorismensammlung ("Die Geschichte der Zivilisation ist nicht eine des Aufstehens, sondern des Hinsetzens") und Daily-Soap-Simulationen, etwas lang geraten, aber nicht ohne Schmäh und provozierenden Schmackes. Der Warnvermerk des Verlags, "Wir weisen darauf hin, dass einige Figuren des Romans rassistische Sprache verwenden", ist durchaus angebracht. In Bad Regina darf man noch N-Wörter benutzen, Transsexuelle veralbern oder syrische Schutzsuchende mit Alkoholproblem auftreten lassen, ohne die antifaschistische Grundhaltung zu beschädigen.

Dass am Ende schwarze "Afronauten" in Dirndl, Polizeiuniform und Häuptlingslendenschurz durch Bad Regina paradieren und Alteuropa fröhlich-wild verjüngen, geht in Österreich wohl auch noch als politisch unkorrekter Humor durch. "In Österreich ist alles vermodert", bernhardet Moschinger einmal. "Selbst der Humor. Der ja keiner ist. Selbst der vielgerühmte Humor ist nichts als Verdunkelung. In Österreich will nichts ans Licht, weil sich der Österreicher nur im Dunkeln als Riese wähnen kann. Der Österreicher hat zu allem ein schlampiges Verhältnis. Alles, was er tut, passiert, um etwas zu kaschieren. Im Gegensatz zum Deutschen, der versucht, alles richtig zu machen. Der Österreicher macht alles falsch. Und das mit allergrößter Lust. Deshalb braucht der Österreicher Humor und der Deutsche nicht."

MARTIN HALTER

David Schalko: "Bad Regina". Roman.

Kiepenheuer & Witsch, Köln 2021. 398 S., geb.

© Alle Rechte vorbehalten. Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH, Frankfurt.

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LovelyBooks-BewertungVon porte-bonheur am 22.10.2023
Vorsicht Satire! Vielleicht nicht hochgradig originell und mit vielen Anlehunungen an andere Autoren. Die Frage nur: Satire auf was
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Bad Regina - eine Geisterstadt mitten in den österreichischen Alpen. Einst ein glamouröser Touristenort, liegt das Dorf nun in Ruinen und die Bewohner sehen sich selbst beim Verschwinden zu. 46 Einwohner gibt es nur noch - und wer noch ein Haus zu verkaufen hat, der wird es früher oder später auch tun. Denn ein  chinesischstämmiger Immobilienunternehmer namens Chen hat bereits das halbe Dorf aufgekauft und jeder wird früher oder später ein Angebot von ihm bekommen. Einzig Othmar möchte das verhindern und versucht die restlichen Dorfbewohner für seinen Plan zu begeistern. Das ist gar nicht so einfach, denn Othmar ist - passend zur trostlosen Kulisse - auch nicht in bester Form. Einst war er der Betreiber des berühmtesten Partyklubs der Alpen - dem "Kraken". Doch das ist alles lange her. Jetzt plagt ihn die Gicht, er ist dem Alkohol verfallen und lebt von der Invalidenrente des ehemaligen Star-DJs Alpha, der im Kraken aufgelegt hat und verunglückte, als er mit Othmar bekifft Ski gefahren ist. Seitdem lebt er in Othmars Wohnung und döst im Wachkoma im Rollstuhl dahin.David Schalko hat mit "Bad Regina" eine Persiflage auf den Ausverkauf österreichischer Kurorte und vor allem auf den Kurort Bad Gastein geschaffen. Auch Bad Gastein war ein hübsches Alpendorf, das in den 60er- und 70-er Jahren vom Jetset belagert wurde - bis diese ab den 1980er lieber woanders hinfuhren. Ab da ging es bergab mit Bad Gastein - bis es sich heute dank Hotelinvestoren aus Berlin zum Hippster-Treffpunkt gemausert hat. In Bad Regina hat es allerdings mit dem Neustart nicht so geklappt.Wie schon in seinem Fernsehserienhit "Braunschlag" bewiesen, ist es Schalkos Stärke, im Dreck zu wühlen und das Hässliche und Verdorbene der Menschen zum Vorschein zu bringen. Versiffte Kulissen und desolate Protagonisten verstärken dies. So gibt es in Bad Regina zum Beispiel den schönen Pfarrer Helge, der ein Mörder ist und im Knast war. Die Lehrerin Grün hat sich von einem Schüler schwängern lassen und der Zahnarzt zieht auch gesunde Zähne, um über die Runden zu kommen. Bürgermeister Heimo Zesch kommt aus einer Nazifamilie und auch ihm steckt das Nazitum im Blut.Schalko ist ein starker Satiriker - der dialogische Witz, auch die Kuriositäten, die er sich einfallen lässt, und der trockene Erzählton sind große Kunst. Allerdings wird der Roman nach 100 Seiten dann doch ein bisschen zäh und nervig - zu viele Personen und deren Geschichten kommen darin vor, zu viele Rückblicke, Wendungen und Merkwürdigkeiten gibt es. Trotzdem gibt es kaum Figurenentwicklungen oder Innenansichten. Dazu hat man das Gefühl, dem Ziel mit keiner Seite näher zu kommen. Die zweite Hälfte es Romans war für mich tatsächlich recht mühsam zu lesen, trotz der immer wieder grandiosen Dialoge und Szenen.
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