intensiver Einblick in die innere Zerrissenheit afroamerikanischer Frauen
"Hast Du auch manchmal das Gefühl, dich zerreißt es?", fragt Eula ihre beste Freundin, die Ich-Erzählerin Caroletta, mit der sie schon ihr halbes Leben eng verbunden ist. Kirchliche Hochzeit, traditionelle Familie, finanzielle Unabhängigkeit - als junge Mädchen haben sie die Erwartungen ihrer Mütter als eigene Träume verinnerlicht. Über die Jahre sind diese Träume geschmolzen, übrig geblieben ist ein harter Kern Realität, in dem beide beruflich auf eigenen Beinen stehen, aber der verlangte Ehemann nicht auftauchte. Während Caroletta ihren einstigen Plänen nicht nachtrauert und sich Eula als Liebes- und Lebenspartnerin wünscht, will sich Eula ihre wahre Liebe zu Caroletta nicht eingestehen.Wie in der ersten Erzählung EULA stehen auch in den acht weiteren Short Stories von CHURCH LADIES jüngere und ältere Frauen im Zentrum. Alle sind Women of Colour, die selbst oder durch ihre Mütter und weibliche Rollenvorbilder in einem bedingungslosen Glauben an Gott und eng in einem kirchlichen Kontext aufgewachsen sind. Im erzählenden Jetzt sind die Protagonistinnen selbstbestimmte Menschen, die intime Verbindungen suchen, ihre sexuellen Wünsche auch ausleben, sich immer aber gegen ihre moralisch-religiöse Sozialisation stellen müssen, die in Rückblicken erzählt wird. Ausgestattet mit Begierde und Lebenswillen leiden die Figuren zugleich an Schuldgefühlen, Scham und Angst, insbesondere wenn sie den Weg gleichgeschlechtlicher Liebe wählen.Wie dies bereits die Figur Eula zum Ausdruck bringt, kreist das literarische Debüt der amerikanischen Autorin Deesha Philyaw um eine innere Zerrissenheit afroamerikanischer Frauen, die vor allem den Glauben an sich selbst finden müssen. Vielschichtig wird dies in dichten Momentaufnahmen und wechselnder Tonalität erzählt. Am Ende ist oft nichts, wie es sein sollte und jede alltägliche Lebenssituation wird sehr wandelbar beschrieben, so dass sich die Grenze des individuell Ertragbaren stets mit verschiebt. Sehr gerne gelesen!#namethetranslator: Aus dem Englischen von Reinhild Böhnke[unbezahlte Werbung, eigenes Exemplar]