Zunächst hatte ich mit dem Roman Dunkelschön von Eduard Freundlinger und Natali van Otterlo meine Startprobleme. Zu aberwitzig erschien mir die Story des todkranken, 19-jährigen Ben und der alten geheimnisvollen Clara. Clara lockt mit einem Trick Benn auf eine Reise nach Spanien. Da beide keine Papiere besitzen, beginnt die Reise in einem alten Auto und gestaltet sich sehr abenteuerlich. Nachdem ich mich darauf einlassen konnte, dass hier Realität und Fantasie sich in einer irren, aber durchaus humoristischen Art nach dem Vorbild Don Quijotes vermischen, hatte ich viel Vergnügen beim Lesen. Der Vergleich mit Don Quijote ist in einem tieferen Sinn zu verstehen. Zum einem sind sowohl Clara als auch Ben große Kenner der Werke Miguel Cervantes, so dass man immer wieder Zitate und Bezugspunkte im Buch findet, zum anderen ähnelt auch ihre Reise den Abenteuern vom berühmten Ritter und seinem ulkigen Begleiter. Im Laufe der Reise tauchte ich besser in diese Mischung aus Realität und Fantasie ein und verstand die Parallelen, so dass das Lesen vergnüglicher wurde. Die Geschichte erinnerte mich an einen meiner Lieblingsfilme "O Brother, Where Art Thou?" eine Anlehnung an Homers Odyssee von den Coen-Brüdern historische Vorlage, neu interpretiert.
Auch die Personen Ben und Clara wuchsen mir mit der Zeit ans Herz, besonders amüsant waren die vielen Ereignisse, die Clara sich ausdenkt und inszeniert, um Ben zu testen. Ein wenig Probleme hatte ich mit der esoterischen Seite des Buches, mir fehlt da der Zugang zu dieser Lebenseinstellung. Die Geschichte bietet auf dieser Ebene einiges, worüber es sich lohnt nachzudenken. Der Sinn des Lebens und der Liebe spielen ebenfalls eine Rolle.
Die Neuinterpretation vom berühmten Don Quijote und Sancho Panza fand ich dagegen spannend. Wer hat die Geschichte eigentlich komplett im Original gelesen? Ein neuer Aspekt von Sancho Panza fand ich besonders interessant, Auf Seite 269 sagt Clara: "Durch die Figur Sancho Panza führt Cervantes seinen Lesern vor, wie manche Menschen sich für Macht, Ruhm und Geld verbiegen." Wahrscheinlich muss man Don Quichote nach diesem Buch nochmal lesen. Und auch wenn das Ende für mich ein wenig too much wirkte, war es ein stimmiges, passendes Ende für eine irrwitzige Reise.
Ich empfehle das Buch für Leser, die sich auf irrwitzige Wendungen, überraschende Ereignisse, kulturelle Interpretationen und ein wenig Übersinnliches einlassen können.