Den Hollywood-Film über das Leben der Trapp-Familie haben beinahe 2 Milliarden Menschen weltweit gesehen. Ein Wahnsinn eigentlich, nach Einspielergebnissen gerechnet, zählt dieser Film zu einem der zehn erfolgreichsten Filme in der Geschichte. Die beiden Autoren Gerhard Jelinek, Jurist, Journalist und Sachbuchautor sowie Birgit Mosser-Schuöcker, ebenfalls Juristin und Journalistin, wollten der wahren Geschichte hinter dem Mythos auf den Grund gehen. Was steckt wirklich hinter dem verkitschten Zauber des Familienchors?
Das Buch gibt einen Einblick in die Geschichte Anfang des 20. Jahrhunderts, spannt den Bogen von der Zeit der Habsburg-Monarchie, als Österreich noch einen Meerzugang hatte und eine Marine, erzählt von den Umbrüchen des 1. Weltkrieges, von der Weltwirtschaftskrise, dem Aufstieg Adolf Hitlers, dem 2. Weltkrieg und dem Neuanfang in den USA.
Manche Kapitel sind sehr umfangreich beschrieben, beispielsweise liest man über die U-Boot-Angriffe und die dahinterliegende Strategie des Kapitäns Georg von Trapp sehr detailliert. Trotzdem finde ich, lesen sich auch diese Abschnitte sehr interessant (ein wenig Geschichtsinteresse ist natürlich von Vorteil). Störend fand ich eher so manche Wiederholungen, öfters wird innerhalb weniger Seiten mehrmals das Gleiche erzählt.
Interessant ist die Darstellung der finanziellen Schwierigkeiten der Familie, von ihren daraus erfolgten Umzügen, von der ersten Begegnung mit der 2. Frau von Trapp, die sich später nur "Baronin" nennen lässt. Toll auch, dass die Abstimmung über die freiwillige Ausreise nach Amerika anscheinend im Familienrat beschlossen wird - entweder gehen alle oder niemand, das Zusammenbleiben steht hier im Vordergrund.
Das Singen ist bereits jahrelang ein Teil der Familientradition, schon lange bevor bei Wettbewerben mitgemacht wird - und auch lange vor der Übersiedelung in die Neue Welt.
Das Buch erzählt auch einiges über das Musical und die Kinofilme, die Verschleierung der Wirklichkeit. Ebenfalls werden einige "Ungereimtheiten" aus Maria von Trapps Lebenserinnerungen entkräftet, so waren die von Trapps vor der Ausreise nach Amerika noch nicht Teil der Salzburger Festspiele, auch einige persönliche Daten der "Baronin" sind aus der Luft gegriffen und offenbar bewusst gefälscht. Ihr etwas spezieller Charakter wird in dem Buch klar hervorgehoben, einerseits singt sie mit den Kindern, dann bekommt sie wieder einen Wutanfall und schlägt die Kinder. Eigenartig auch, dass der jüngste Sohn nach dem Tod seines Vaters nichts erbt.
Ein informativer Ausflug in die Welt der Tatsachen, die einiges an dieser Scheinwelt klarstellen. Ergänzend sind noch einige Fotos enthalten. Alles in allem ein gut recherchiertes Buch, dem ich gerne 4 Sterne gebe.