In unserer Gesellschaft werden zu wenig Kinder geboren. Das liest man immer wieder. Um die Kinder, die geboren werden, wird zu viel Kult aufgebaut - oder sie werden vernachlässigt. Auch dies liest man immer wieder. Wie soll eine Frau sich angesichts dessen für die Mutterschaft entscheiden, wenn sie doch nur scheitern kann? Und wenn sich die Frau dann entscheidet - wie wird sie sich fühlen wenn es nicht klappt? Wenn ihr Körper (Gehäuse?) kein Kind wachsen lässt?Dies alles ist ein Thema, das ausgiebig in den Dossiers von Frauenzeitschriften und Magazinen ausgebreitet und diskutiert wird.Dieses Buch nähert sich dem Thema literarisch. Die Gratwanderung, keinen weiteren Ratgeber zu schreiben schafft die Autorin durch zwei Aspekte: Erstens durch rein subjektive Beschreibungen der seelischen und körperlichen Zustände seiner Protagonistin auf dem langen Weg der Enttäuschung. Und zweitens durch das Einbinden von Traum-Beschreibungen und Bildern, die diesen Weg der Enttäuschung fast besser beschreiben als der Rest des Textes.Ich habe selbst ein (leibliches) Kind. Und ich kann die Kritik der Autorin an diesem Mutterkult sehr gut nachvollziehen. Diese Ansicht, jede Mütter wüsste, was das Beste für ihr Kind ist - bloß weil es 9 Monate im Bauch heranwächst - Schwachsinn. Keiner lernt das Eltern-Sein, jeder macht Fehler, Und eine natürliche Eingebung, wie man Kinder erzieht kommt sicherlich nicht durch die Schwangerschaft sondern durch die eigene Sozialisation. Die Autorin verweist hier nicht ohne Grund auf die vielen Eltern, die ihre Kinder vernachlässigen. Hier greifen die Ämter viel zu oft viel zu spät ein. Aber die Eltern, die sich für eine Adoption entscheiden - die werden geprüft und geröntgt. Und doch sind sie für viele nur eine Art Eltern-zweiter-Klasse. In meinem persönlichem Umfeld merke ich das zwar nicht - aber diesen Kult, diese ewigen Spielplatz-Gespräche um nichts anderes als Brei und Windeln - das habe ich erlebt. Manche Mütter scheinen vor dem Kreißsaal ihre Intelligenz abzugeben. Als die Protagonistin sich ihren Kinderwunsch durch eine Adoption erfüllt, gerät sie auch in diesen Mütter-Spielplatz-Zirkel. Und wieder fühlt sie sich ungenügend. Vielleicht weil sie denkt, dass wieder etwas nicht "normal" ist? Es dauert, bis sie sich durch Wut und Enttäuschung und Unsicherheit durchgearbeitet hat und ihren eigenen Weg findet.Dieser Weg wird in einem schmalen Buch beschrieben. Sehr ergreifend und aufschlussreich. Und nicht nur interessant für Frauen, die keine Kinder bekommen können.