Ich habe mir Ein tadelloses Glück geholt, weil ich dachte, das sei ein Liebesroman mit feiner Gesellschaft und bisschen Skandal. Und ja das ist es. Aber eben auch ein klug gebautes Biopic mit literarischem Tiefgang. Heinrich Breloer sonst eher als Fernseh-Maestro meiner Sonntagabende bekannt haut hier ein Buch raus, das irgendwo zwischen Historienroman, Reality-Drama und feinem Kammerspiel tanzt.
Thomas Mann als junger, verklemmter, hochbegabter Karrieretyp, der sich durch Münchens Salons stolpert, auf der Jagd nach Anerkennung, Ansehen und Katia. Dabei liegt zwischen ihm und dem Familienglück so viel gesellschaftliches Parkett, dass einem fast schwindlig wird. Aber hey, das macht Spaß. Denn Breloer schreibt das alles mit so viel Wissen, Leidenschaft und einem leisen Augenzwinkern, dass man sich glatt wie ein Voyeur auf einer besonders guten Party fühlt. Mit Frack. Und innerem Drama.
Manchmal wirkt die Sprache dabei fast filmisch kein Wunder, das ist halt Breloer. Ich habe das ein oder andere Mal geschmunzelt, gelegentlich laut "Aha!" gesagt, und bei gewissen Szenen mit Thomas' innerem Kampf fast die Luft angehalten.
Ein Stern Abzug? Ja, gibts. Weil manche Passagen doch sehr detailverliebt um historische Genauigkeit kreisen da wurde selbst mir als Mann-Fan kurz mal schummrig. Aber hey: Wenn schon Bildungslektüre, dann bitte so. Elegant, bissig, und mit genug menschlicher Tiefe, um sogar einer Biografie-Roman-Muffel-Front Freude zu machen.
Fazit: Eine feine Mischung aus Feuilleton, Herz, Hirn und einem Hauch Wahnsinn. Ich bin ziemlich glücklich damit. Tadellos? Fast.