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Westberlin, achtziger Jahre, Hausbesetzung, Punk, Aids, Tschernobyl: Heinz Bude, Bettina Munk und Karin Wieland schreiben den Roman einer Generation."No Future": Unter dieser Parole besetzt eine Gruppe junger Leute Anfang der Achtzigerjahre ein Haus in Kreuzberg. Aufbruchsstimmung wechselt mit inneren Streitigkeiten unter der ständigen Bedrohung durch die Staatsgewalt. Bis bei einem Unfall eine Besetzerin ums Leben kommt. Was sie hier erzählen, haben Heinz Bude, Bettina Munk und Karin Wieland so oder ähnlich erlebt. Aufprall spielt in einer Welt von Punk, Straßenschlachten, AIDS, Drogen, rauer Kunst und wilden Theorien, bloßem Sex und tiefer Zuneigung, zu einer Zeit, die keine Kompromisse kannte. Als hinter dem besetzten Haus die Mauer fällt sind die Achtziger vorbei. In diesem großen, impulsiven Roman leben sie noch einmal auf.

Produktdetails

Erscheinungsdatum
21. September 2020
Sprache
deutsch
Seitenanzahl
384
Autor/Autorin
Heinz Bude, Bettina Munk, Karin Wieland, BudeMunkWieland
Illustrationen
Mit Abbildungen
Verlag/Hersteller
Produktart
gebunden
Abbildungen
Mit Abbildungen
Gewicht
540 g
Größe (L/B/H)
147/212/34 mm
ISBN
9783446267664

Portrait

Heinz Bude

Heinz Bude, geboren 1954, studierte Soziologie, Philosophie und Psychologie. Von 2000 bis 2023 war er Professor für Makrosoziologie an der Universität Kassel. Seit 2020 Gründungsdirektor des documenta Instituts in Kassel. Er lebt in Berlin. Im Carl Hanser Verlag erschien zuletzt: »Adorno für Ruinenkinder. Eine Geschichte von 1968« (2018), »Solidarität. Die Zukunft einer großen Idee« (2019) und, gemeinsam mit Bettina Munk und Karin Wieland, »Aufprall« (2020) sowie »Abschied von den Boomern« (2024).

Bettina Munk, geboren 1960, studierte Kunst in Berlin und London. Nach einem längeren Aufenthalt in New York seit 2001 wieder in Berlin, Lehraufträge an verschiedenen Hochschulen. Ausstellungen in Europa und den USA. Seit 2011 Lines Fiction auf linesfiction. de, Plattform für Zeichnung und Animation. Zuletzt »Aufprall« (2020), »Das bewegte Bild Das Bild bewegt« (Wien, 2018), »Fiction Or Not« (Berlin 2016). www. munkmovies. de

Karin Wieland, geboren 1958, studierte Politische Wissenschaften an der Freien Universität Berlin. Sie lebt als Schriftstellerin in Berlin. »Dietrich & Riefenstahl« (2011) war Finalist für den National Book Critics Circle Award 2015. Im Carl Hanser Verlag erschienen zuletzt: »Das Geschlecht der Seele. Hugo von Hofmannsthal, Bert Brecht und die Erscheinung der modernen Frau« (2017) und »Aufprall. Roman« (2020, zusammen mit Heinz Bude und Bettina Munk). www. karinwieland. de

BudeMunkWieland sind Heinz Bude, geboren 1954, von 2000 bis 2023 Professor für Makrosoziologie an der Universität Kassel, seit 2020 Gründungsdirektor des dortigen documenta Instituts. Er lebt in Berlin. Bei Hanser erschien zuletzt »Abschied von den Boomern« (2024). Bettina Munk, geboren 1960, studierte Kunst in Berlin und London. Nach einem längeren Aufenthalt in New York lebt sie wieder in Berlin und lehrt an verschiedenen Hochschulen. Ausstellungen in Europa und den USA, zuletzt »Zeichnungen Berlin 1980« (Jahn und Jahn, München 2021); »In Your Face« (Vincenz Sala, Berlin 2024). Karin Wieland, geboren 1958, studierte Politische Wissenschaften an der Freien Universität Berlin, wo sie als Schriftstellerin lebt. Zuletzt erschien bei Hanser: »Das Geschlecht der Seele. Hugo von Hofmannsthal, Bert Brecht und die Erscheinung der modernen Frau« (2017). Als Autorinnen-und Künstlerkollektiv veröffentlichten BudeMunkWieland »Aufprall« (2020).

Pressestimmen

"Vergangenheit wird aktualisiert. Das klingt spröde, ist aber, auch und gerade im Abgründigsten und Kühlsten, oft glühend lebendig weit mehr als so manches Geschichtsbuch, das von dieser Zeit berichtet." Beate Tröger, Frankfurter Hefte, 3/2021

"Der mehrstimmige Versuch der drei Autoren, ihr Leben exemplarisch zu reflektieren, ist höchst gelungen." Ulrich Khuon, Herder Korrespondenz, 24. 02. 21

"Die Mentalitäts- und Ideengeschichte einer Generation. Leichtfüßig verbindet das Buch die Widrigkeiten von Ofenheizung und Außentoilette mit Debatten über den Poststrukturalismus." Ralph Bollmann, Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 06. 12. 20

"Ein zu Diskussionen anregendes Buch, das zwischen Desillusionsroman, politisch intellektueller Chronik der Bundesrepublik und dokumentarischer Milieustudie changiert. Ein Patchwork wie das Leben derer, von denen es handelt" Jochen Rack, BR2 Diwan, 15. 11. 20

"Das Buch erzählt ohne Sentimentalität, mit dem richtigen Maß an Szenejargon und mit nicht zu viel Pathos davon, dass es Zeiten gab, in denen Teile einer vom Kreuzberger Mikroklima beeinflussten Generation alles infrage stellten und viel aufs Spiel setzten." Thomas Edlinger, Falter, 23. 10. 20

"Ein geistreiches Buch. . . . Wie Bude, Munk und Wieland die Stimmung der frühen achtziger Jahre heraufbeschwören, hat den Sog des unwiederbringlichen Ausnahmezustands." Katharina Teutsch, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 21. 10. 20

"'Aufprall' ist mehr als ein Denkmal für eine nicht mehr existente Stadt, in der alles und nichts möglich war. . . . Ein Porträt einer Generation, die an die Kraft des Kollektivs geglaubt hat und die bis heute von diesen Erfahrungen profitiert." Jens Uthoff, Die Tageszeitung, 16. 10. 20

Munk, Wieland und Bude schauen auf die besonderen Jahre ohne zu verklären, ohne zu deformieren, ohne sich und ihre Figuren zu schonen. Ihr Buch, dessen Story mit dem Mauerfall endet, reicht in seiner Relevanz bis ins Heute. Der Aufprall` sticht in seiner hybriden Form aus anderen sachlich dokumentarischen oder rein persönlichen Memoiren heraus. Trotz des Blicks zurück ist sein Thema brandaktuell. Jenni Zylka, WDR 5 Scala, 30. 09. 20

"'Aufprall' schafft es, die Motive und Attitüden der Besetzerjahre zu rekonstruieren und dabei dem Horizont sowohl der Erzählzeit wie auch der erzählten, erlebten Zeit gerecht zu werden." Christoph Bartmann, Süddeutsche Zeitung, 02. 10. 20

"In 'Aufprall' wird ein Bild der Widerständigkeit gezeichnet, zu deren 'Coolness' wir dieser Tage vielleicht gut beraten wären zurückzukehren." Katharina Brienne, Die Welt, 26. 09. 20

"Ein aufregendes Debüt Es ist ja wahr: Der Wahn und die existenziellen Energien von einst ergeben noch im Scheitern eine starke Geschichte. Alexander Cammann, Die Zeit, 17. 09. 20

Besprechung vom 22.10.2020

Geordnete Rebellion mit Putzfrau

Im Trio schreibt sich's besonders harmonisch: Heinz Bude, Bettina Munk und Karin Wieland erzählen in "Aufprall" aus dem West-Berlin der achtziger Jahre.

Die Ouvertüre zu diesem Buch von drei West-Berliner Hausbesetzern über ihre West-Berliner Hausbesetzerzeit ist wohlgesetzt. Vier junge Menschen fahren durch eine "seltsam märchenhafte" Landschaft in Nordböhmen. Sie kommen von einem Prag-Besuch zurück. Wir schreiben das Jahr 1982. Der Eiserne Vorhang ist schwer und greulich und nur mit Hindernissen zu durchdringen. Eine Studentin sitzt am Steuer der geliehenen Mercedes-Limousine. Daneben eine rundliche Italienerin, die in der Mauerstadt die Erinnerungen an ihre katholische Heimerziehung abschütteln will. Eine dritte junge Frau sitzt zusammen mit ihrem Mitbewohner auf dem Rücksitz und schläft. "Im entscheidenden Moment ihres Lebens hat sie geschlafen", schreibt Luise über sich.

Als sie das nächste Mal erwacht, liegt Luise in einem Krankenhaus in Ústí nad Labem, einer tschechoslowakischen Industriestadt nahe der Grenze zur DDR, und wird künstlich beatmet. Ein schrecklicher Unfall bei der Ausfahrt Theresienstadt hat sich ereignet, wovon der Leser aber erst später erfährt. Denn zunächst wird man ins Jahr 1980 zurückkatapultiert: in ein heruntergewirtschaftetes West-Berlin, das längst den Anschluss an die proper gewordene Bundesrepublik verpasst hatte. "Berlin war eine Frontstadt mit einer übrig gebliebenen Population. Keiner, der glaubte oder hoffte, eine Zukunft zu haben, ging damals nach Berlin." So setzt also jene Geschichte ein - geschrieben von drei Zeitzeugen, ehemaligen Hausbesetzern, Weltverbesserern, Systemverweigerern.

Um es vorwegzunehmen: Ein Roman ist daraus nicht geworden, obwohl es draufsteht. Dafür ist die Erzählweise zu anekdotisch. Dafür werden auch die Figuren zu wenig entfaltet, und es gibt keine innere Ästhetik, die der Erzählung die Steigbügel hält. Wieso, fragt man sich, flüchtet sich dieses geistreiche Buch dennoch in die Unverbindlichkeit der Gattungsbezeichnung Roman? Weil es eine Geschichte erzählt, die wie ein Roman klingt! Und weil viele der darin vorkommenden Personen vermutlich noch am Leben sind und fiktionalisiert werden mussten.

Tatsächlich ist dieses Buch eine Kompilation gestalteter Erinnerungen. Der Soziologe Heinz Bude, die Künstlerin Bettina Munk und die Sachbuchautorin Karin Wieland sahen die Notwendigkeit gekommen, das, was sie im geteilten Berlin erlebt und bewegt haben, aufzuschreiben. Als spät Geborener oder nur spät Zugezogener liest man mit wachsender Faszination vom Leben am Rande der Mauer. Im konkreten Fall hieß das: ein Leben in gekaperten Häusern, ein Leben zwischen punkiger Rebellion und politischem Untergrund, ein Dasein zwischen ästhetischer Zerstörungsekstase und real gelebter Frontstadtdepression. "Unser Haus überstrahlte nach wie vor das Kleinbürgerelend rechts und links", heißt es einmal im Buch. "Zu Ulis Balkon hing ein neues Transparent raus: ,Lieber unsere Jugend besetzt leere Häuser als fremde Länder'. Das von Vroni schien noch vom Winter übriggeblieben zu sein: ,Lieber Schamlippen küssen als sich lahm schippen müssen'." Der Tunix-Kongress als intellektuelle Brutstätte der jungen Sinnsucher kommt der Erzählerfigur Thomas, hinter der sich schwer verkennbar der alerte Sozialwissenschaftler Heinz Bude verbirgt, so vor: "Über das Sein im Nicht-Sein meditieren und ohne die Angst, nicht normal zu sein, das Polymorph-Perverse bei sich und anderen zu akzeptieren, konnte ein Ausweg sein."

Teile des Buchs sind aus der Perspektive von Thomas geschildert. Intellektuelle Initiationen bei Jacob Taubes an der FU, beim Merve Verlag und vorher beim Tunix-Kongress spielen hier die tragende Rolle bei der geistigen Profilbildung. Der andere Teil des Buchs nimmt die Position von Luise ein. Durch ihre Augen durchlebt der Leser noch einmal die vielen Häutungen einer sensiblen jungen Frau zur feministischen Künstlerin. Auf der Prag-Reise ist sie verunglückt und hat dabei doch Glück gehabt. Ihre Mitbewohnerin, die am Steuer saß, überlebt den Unfall nicht.

Sorayas Tod bringt die fröhliche Feiergemeinschaft im besetzten Haus an den S-Bahn-Gleisen, die später in ein Haus direkt an der Mauer wechselt, in Schieflage. So zufällig, wie man sich als Hausgemeinschaft zusammengefunden hatte, so schicksalhaft ist man nun miteinander verbunden. "Der Tod war in unserem revolutionären Alltag nicht vorgesehen", erinnert sich Thomas. Und doch wird er im Laufe der achtziger Jahre zu einer unübersehbaren Realität. Nicht jeder ist für den gesellschaftlichen Umsturz gemacht. Ein Teil der Gruppe radikalisiert sich und nimmt sich hierbei die RAF zum Vorbild. Ein anderer Teil will einfach nur kiffen und kommt unter die Räder.

Eine grundsätzliche Konfliktlinie trennt von Beginn an das Kollektiv in Verhandler und die Nichtverhandler. "Die einen wollten unbedingt Mietverträge und die anderen die ganze Welt in die Luft sprengen." Versammlungen wurden regelmäßig von wütendem Gebrüll unterbrochen: "Wichser!", "Senats-Ärsche!" und schön revolutionär machohaft "Verhandlerfotze!" - wie überhaupt, erinnert sich Luise, Frauen in der Szene häufig mit "Fotze" angesprochen wurden. Unvergessen hierzu ein Satz der Reporterin Marie Luise Scherer, die einmal über die Hausbesetzerszene schrieb: "Eine Frau darf scharf aussehen, den Pelz einer geschützten Tierart tragen und Gold auf den Lidern, wenn ihr darüber nicht das irisierende Moment von Sperrmüll abhandenkommt."

Es sind am Ende die Verhandler, die ihr Leben insofern in den Griff bekommen, als sie es im revolutionären Gewand zu einer bürgerlichen Existenz bringen. Helmut Kohl ist inzwischen das Gesicht Deutschlands. Mit Mietverträgen transformiert sich das Leben im besetzten Haus in eine geordnete Rebellion mit Putzfrau. Wer seine Miete nicht bezahlen kann, muss gehen. Das große Ausmustern hat spätestens Mitte der achtziger Jahre begonnen. Hinzu kommt das tragische Sterben langjähriger Weggefährten. Vroni, eine herzensgute Schmerzensfrau, geht anschaffen in einem Kiezbordell. Einem damals durchaus populären feministischen Narrativ zufolge sah sie das als Befreiung von Kleinbürgermoral an - mit guten Einkommensmöglichkeiten. Kurze Zeit später erkrankt Vroni. Wenige Wochen später ist sie dermaßen entkräftet, dass sie kaum mehr die Treppe hochkommt. Sie ist eines der frühen Aidsopfer.

Auch den Totalverweigerern ist jetzt klar: Die Zeiten der fröhlichen Anarchie sind vorbei. Wer jetzt keinen Plan hat, macht sich keinen mehr. Wer kann, geht. Luise zieht nach New York. Thomas arbeitet emsig an seiner akademischen Karriere, Uli wird Neurologe. Wieder andere helfen in ihrer westdeutschen Heimat im Geschäft der Eltern aus.

Wie Bude, Munk und Wieland die Stimmung der frühen achtziger Jahre heraufbeschwören, hat den Sog des unwiederbringlichen Ausnahmezustands. Es ist alles dabei: von Diskussionen, ob man das Haus eines jüdischen Spekulanten besetzen darf, über den Schrecken von Tschernobyl bis hin zu Lebensstilexperimenten rund um die Themen Liebe, Sex, Familie ("Wir mussten das Kunststück vollbringen, vollkommen desillusioniert über die Liebe zu denken, ohne sie überhaupt erlebt zu haben"). Das Autorenkollektiv berichtet aus einer Zeit produktiver und unproduktiver Unruhe, von der es oft heißt, wer wirklich dabei gewesen sei, könne sich nicht mehr daran erinnern. Von wegen!

KATHARINA TEUTSCH

Heinz Bude, Bettina Munk, Karin Wieland: "Aufprall".

Roman.

Hanser Verlag, München 2020. 384 S., geb.

© Alle Rechte vorbehalten. Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH, Frankfurt.

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