Ethel M. Chadwick schreibt 1910 im 18. Band der »Dekorativen Kunst« über Arthur Rackham:
»In Rackhams Kunst ist seine unerschöpfliche Phantasie vielleicht am meisten zu bewundern. Er ist nie in Verlegenheit und niemals langweilig. Auch die unfehlbare Sicherheit der Hand und sein Vertrautsein mit allem, was in der weiten Natur lebt und webt, Kenntnisse, die er sich durch eifriges Studium in früher Jugend angeeignet hat, muß man anerkennen, und man freut sich immer wieder über den frischen Humor, der in vielen seiner Bilder steckt, der niemals derb wird, und der auch einen wesentlichen Zug in dem freundlichen Wesen des Meisters bildet. Seine Darstellungskraft verdient nicht weniger Lob als seine Erfindung. Alle seine Arbeiten zeigen eine technische Vollkommenheit und einen Gefühlsgehalt, wie sie nur den größten Künstlern eigen sind. Das gilt von allem, was Rackham macht, sei es nun Aquarell, Federzeichnung oder jene farbigen Zeichnungen, die er bei seinen Buchillustrationen mit besonderer Vorliebe und mit so großem Erfolge verwendet. Er hat es da zu jener technischen Höhe gebracht, die in jeder Kunst zu erreichen ist, und bei der der Künstler Hand und Auge so beherrscht, daß er jeden Gedanken, jedes Traumbild wiederzugeben weiß. Daran ist auch der wahre Meister zu erkennen, daß die Schwierigkeiten seiner Kunst, die doch immer zu überwinden sind, dem Auge des das fertige Werk betrachtenden Beschauers unsichtbar bleiben. Rackham verdankt dem gründlichen Naturstudium seiner Jugend die Erwerbung seiner erstaunlichen Technik; ohne diese tiefe Naturkenntnis wäre es ihm nie möglich gewesen, jene wunderbaren Grotesken zu erfinden, die in seiner Kunst eine so große Rolle spielen. Denn unter der Unglaublichkeit all dieser phantastischen Schöpfungen Rackhams ruht doch immer eine tiefe Naturtreue. Jene fabelhaften Elfen und Kobolde sind, außer in ihrer körperlichen Erscheinung, ja so wunderbar natürlich und mit so viel innerer Wahrhaftigkeit geschaffen, daß sie auch den Beschauer zu überzeugen vermögen. Das macht die Kunst Rackhams wahr und ernst; mögen seine Bilder, oberflächlich betrachtet, auch verrückt sein, und es wäre unrecht, in ihnen nur hübsche Bildchen zu sehen. Die Lebendigkeit der Bewegung und all die menschlichen Leidenschaften und Gemütsregungen, Freude, Schmerz, Glück, Trauer, Sehnsucht und was er sonst in seinen verzauberten Märchenbildern darzustellen liebt, verleihen diesen Geschöpfen seiner Phantasie inneres Leben, machen sie ewig wahr, ewig frisch und ewig schön. «