Als Kinder waren sich Anne und ihr älterer Bruder Kai sehr nah. Gemeinsam kümmerten sie sich jahrelang um ihre chronisch kranke Mutter, obwohl sie dafür noch viel zu jung waren. Doch das fröhliche, von Musik und Gesang erfüllte Familienleben zerbrach schließlich an der Krankheit. Mittlerweile ist Anne Anfang dreißig und Pharmavertreterin. Kontakt zu Kai hat sie keinen mehr - eigentlich hat sie zu niemandem so richtig Kontakt, abgesehen von den Ärzten in ihrem Reisegebiet, mit denen sie lange Gespräche über das Thema Schmerz führt. Denn Anne hat ein Ziel: Sie will umsteigen, von Beruhigungsmitteln auf das hochwirksame, aber umstrittene Schmerzmittel Fentanyl. Da meldet sich auf einmal Kai und bittet sie, ihn aus einer Entzugsklinik abzuholen. Zwischen den beiden ungleichen Geschwistern kommen nach jahrelangem Schweigen Dinge zur Sprache, die nicht nur die Vergangenheit, sondern auch Annes Traum, den Schmerz zu besiegen, in ein völlig neues Licht rücken. Kann Anne endlich verzeihen - ihrem Bruder und sich selbst?
Janine Adomeit gelingt das Kunststück, mit beeindruckender Leichtigkeit von Schmerz, Einsamkeit und Verlust zu erzählen, weil sie nie die Gegenstücke - Fantasie, Wärme, Fürsorge - aus dem Blick verliert. Eine hinreißende Bruder-Schwester-Geschichte!
Janine Adomeit, geboren 1983 in Köln, studierte in München Literatur- und Sprachwissenschaft. Nach Veröffentlichungen in Zeitschriften und Anthologien sowie der Teilnahme an der Schreibwerkstatt der Jürgen-Ponto-Stiftung und der Autorenwerkstatt Prosa des Literarischen Colloquiums Berlin erschien 2021 ihr Debütroman »Vom Versuch, einen silbernen Aal zu fangen«, der mit dem Preis Debüt des Jahres des Literaturwerks Rheinland-Pfalz/Saar ausgezeichnet wurde. Janine Adomeit lebt mit ihrer Familie in Flensburg, wo sie auch als Literaturvermittlerin tätig ist und die Lesereihe TRANSIT gegründet hat.
Pressestimmen
»Ein berührender und auch tröstlicher Roman, der leicht und sehr gut lesbar ist. «Kulturette Kulturette
»Ein tröstlicher Roman, zutiefst emotional und feinfühlig. «Cornelia von Forstner, Evangelischer Buchberater Der evangelische Buchberater
»Janine Adomeits Roman Die erste halbe Stunde im Paradies macht auf berührende Art das ganze Dilemma deutlich, wenn Angehörige und erst recht Kinder die schwere Krankheit einer Person auffangen wollen oder vielmehr auch gezwungenermaßen auffangen müssen. «Manuela Braun, booknerds. de booknerds
»Ein einfühlsames und ein lesenswertes Buch! «Sylvia Paschert, Ruhr Nachrichten Ruhr Nachrichten
»Janine Adomeit erzählt mit lakonischer Klarheit, bis an den Rand der Satire. Und sie schafft es, in den Kindheitsszenen das Schöne und dessen Unmöglichkeit berührend auszubalancieren. «Ruth Bender, Redaktionsnetzwerk Deutschland Redaktionsnetzwerk Deutschland RND
»Der Roman geht darauf ein, was passiert, wenn man jemanden pflegt, der einem nahesteht. Das wird so vorsichtig, behutsam, aber so eindringlich und realistisch erzählt. Und gleichzeitig ist es die Geschichte von Geschwistern, das hat mir an dem Buch sehr, sehr gut gefallen. «Margarete von Schwarzkopf, Domradio Köln Domradio
»Ein Roman, der nachdenklich macht, der berührt, ohne zu dramatisieren. Ein Roman um eine eigentlich glückliche, weil voller Liebe steckende Familie, die dann aber doch an den Verhältnissen, an der Erkrankung der Mutter zerbricht. Unbedingt lesenswert. «Renas Wortwelt Renas Wortwelt
»Die Sprache von Die erste halbe Stunde im Paradies ist nüchtern, aber voller Wärme und feinem Humor. Trotz des ernsten Themas gibt das Buch Trost und schafft es, dass du dich in den Figuren wiederfindest. Ein außergewöhnlicher Roman, der lange nachhallt. «Johanna Steinschulte, Hörzu Hörzu
»Janine Adomeit erzählt ihre Geschichte berührend und ohne Pathos, dafür mit feinem Humor und tiefem Mitgefühl für ihre Figuren. «Stephan Moser, Freiburger Nachrichten Freiburger Nachrichten
»Eine feinfühlige Geschwistergeschichte über alte Fehler und Verbundenheit. «Für Sie Für Sie
»Bewegend und ohne Kitsch erzählt, voller Wärme und leisem Witz. «Danny Marques Marcalo, NDR Kultur NDR Kultur
»Die erste halbe Stunde im Paradies ist bei allem Leid auch ein tröstliches Buch. Man versteht sehr gut, was die Figuren durchmachen, und dadurch fühlt man sich auch selber ein bisschen verstanden und gesehen. Das macht diesen Roman außergewöhnlich. «Danny Marques Marcalo, NDR Kultur NDR Kultur
»Auf verschiedenen Zeitebenen und in raffiniert aufeinanderfolgenden Episoden rekapituliert Janine Adomeit, was es heißt, in jungen Jahren zu viel Verantwortung übernehmen zu müssen. «Christian Baron, ver. di Publik ver. di PUBLIK
Ihr müsst keine Angst haben. Ich bin nicht sterbenskrank. Es ist nur - also, meine Hände, die zittern manchmal, das ist euch bestimmt schon aufgefallen. Und meine Füße, in denen kribbelt es. Dann stolpere ich. Irgendwann könnte es dazu kommen, dass ich nicht mehr so gut Treppen steigen und keine weiten Strecken mehr laufen kann.
Anne ist 8, ihr Bruder Kai sechs Jahre älter, als ihre Mutter die Diagnose Multiple Sklerose erhält. Nur zwei Jahre später verschlechtert sich der Zustand der Erkrankten rapide, doch statt sich Hilfe zu holen, beansprucht diese Mutter die Hilfe und Pflege, die sie benötigt, von ihren Kindern. Und damit meine ich alle Pflege, die jemand benötigt, der nicht mehr mobil ist, seinen Körper nicht mehr selbst pflegen kann, eigentlich gar nichts mehr machen kann.
Anne und Kai, die nicht den gleichen Vater haben und auch keinen oder nur sehr wenig und sporadischen Kontakt zu Selbigen haben, lieben ihre Mutter sehr und folgen ihrem Apell der Zusammenhalt und Verantwortung füreinander tragen beschwört, ohne die Situation auch nur im Geringsten in Frage zu stellen. Immer wieder stellt sie auch in den Raum, dass Anne vom Jungendamt geholt wird, sollte etwas von ihrer Erkrankung nach außen dringen.
Dass die Kinder damit an Grenzen stoßen, die sie gar nicht kennen sollten, ist klar.
Doch es ergab keinen Sinn, ihr das zu sagen, meine Gefühle waren angesichts ihrer Krankheit und ihrer Einschränkungen klein und unwichtig.
Beide haben großen Halt aneinander, Anne sieht zu Kai auf, der wiederum kümmert sich um das Mädchen, das die Aufgaben einkaufen, kochen und waschen übernommen hat. Er begleitet die Mutter zum Arzt, übernimmt das Duschen und Toilettengänge, nimmt erste Jobs an, als das Geld knapp wird und schreibt nebenbei Abitur.
Der Roman beginnt 20 Jahre später. Anne, die Ich-Erzählerin, ist Pharmareferentin und gerade auf einer Tagung, als sie einen Anruf von ihrem Bruder erhält, zu dem sie seit vielen Jahren keinen Kontakt mehr hatte. Er bittet sie, ihn aus einer Entzugsklinik in Pellworm abzuholen und für eine Nacht zu beherbergen. Sie zögert, denn sie wütend auf ihn und das, was damals passiert ist ...
Er ist einmal alles für mich gewesen - alles, worauf ich mich verlassen und woran ich glauben konnte. Für mich hat er die ganze Welt zusammengehalten. Und dann ist er aus ihr herausgefallen und auf einem fremden Planeten gelandet, während ich zurückgeblieben bin."
Auf diesen zwei Zeitebenen erzählt Janine Adomeit ein eindringliches Porträt zweier Geschwister, einer eigentlich sehr liebevollen Familie und ihrem Zusammenhalt und dem tragischen Zerbrechen aller beteiligten Personen durch eine wirklich sehr komplexe Dynamik.
Das wird ganz ohne Drama, ohne Pathos erzählt, im Ton sogar recht nüchtern - aber auch sehr einfühlsam. Kapitel für Kapitel dröselt sich auf, was damals passiert ist und was aus Anne und Kai und ihrer Mutter geworden ist. Durch die Zeitwechsel ist das sehr spannend und ich bin nur so durch die Seiten gerauscht - auch wenn's mich sehr mitgenommen hat.
LovelyBooks-BewertungVon CorinaPfam 26.04.2025
Eine Geschichte die aufzeigt wie die Kindheit dein komplettes Leben beeinflusst
Inhalt:Anne will in ihrem Beruf aufsteigen, durch eine Präsentation könnte sie das auch schaffen, doch dann meldet sich ihr Bruder. Mit diesem hatte sie schon Jahre lang keinen Kontakt und jetzt soll sie ihn aus der Entzugsklinik abholen. Durch den Anruf beginnt Anne an ihre Kindheit zu denken und an ihre kranke Mutter. Schreibstil:Ich kam sehr schlecht in die Geschichte hinein. Doch als die Sicht aus Annes Kindheit kamen, kam ich besser mit der Geschichte klar. Die Gegenwart war für mich leider nicht so intressant. Das Ende mochte ich und ich fand auch sehr gut gelungen. Es wurde auch nach und nach emotional. Protagonistin:Ich fand Anne am Anfang sehr kühl und ich habe keine wirkliche Beziehung aufbauen können. Durch die Sicht der Vergangenheit wurde das aber gut geklärt. Sie hat sich und ihr Leben danach reflektiert und das fand ich toll. Ich habe nachdem ich das Buch beendet habe auch Annes Taten und Gedanken besser nachvollziehen können.Fazit:Ich mochte das Buch und ich habe es auch gerne gelesen. Die Gegenwart war für mich nicht eher langatmig, doch die Sicht aus der Kinder Sicht fand ich toll gelungen. Von mir eine Leseempfehlung
Janine Adomeit: Die erste halbe Stunde im Paradies bei hugendubel.de. Online bestellen oder in der Filiale abholen.