Jina Khayyer, in Deutschland geboren, mit iranischen Wurzeln, lebt in Paris und der Provence. Sie ist Schriftstellerin, Dichterin, Malerin und Journalistin und legt mit "Im Herzen der Katze" nun ihr eindringliches Romandebüt vor.
Worum gehts?
Ausgangspunkt ist der Tod von Jina Mahsa Amini im September 2022. Als die Erzählerin die Nachricht liest, ist es, als würde ihr eigener Name in die Schlagzeilen gerissen. In dieser Erschütterung öffnet sich ein Geflecht aus Erinnerung und Gegenwart: Begegnungen im Iran, Familiengeschichten, politische Proteste, Liebe, Verlust und das immer wiederkehrende Ringen um Freiheit. Die Erzählerin spannt den Bogen von der Grünen Bewegung 2009 bis zur Frau, Leben, Freiheit-Revolution und verwebt intime Erlebnisse mit kollektiver Geschichte.
Meine Meinung
Dieses Buch hat mich von der ersten Seite an ins Herz getroffen und am Ende war ich einfach überwältigt. Khayyer schreibt nicht, sie lässt einen fühlen. Fühlen, wie schwer es ist, Nachrichten aus der Heimat zu lesen, die einen selbst betreffen könnten. Fühlen, wie Erinnerungen an Essen, an Sprache, an kleine Gesten ganze Welten lebendig machen. Fühlen, wie mutig Frauen im Iran sind, wenn sie für Freiheit auf die Straße gehen trotz der Angst, trotz der Gewalt.
Ich musste mehrfach schlucken, manchmal sogar weinen. Besonders die Stellen, in denen Zärtlichkeit und Brutalität so dicht beieinanderliegen: wenn eine Mutter sagt Mögen deine Hände nicht schmerzen und wenige Seiten später das Schicksal von Frauen geschildert wird, die im Gefängnis gefoltert werden. Dieses Nebeneinander hat mich richtig zerrissen.
Was mich am meisten beeindruckt hat, war, wie Khayyer Sprache nutzt: Redewendungen wie Vom Fisch bis zum Mond oder Unsere Herzen sind eins tragen eine ganze Kultur in sich. Gleichzeitig ist ihre Sprache voller Bilder Iran als Katze, mit Wüste im Herzen und Flüssen als Lebensadern eine Metapher, die ich nie wieder vergessen werde.
Natürlich ist Im Herzen der Katze kein Wohlfühlbuch. Es ist schmerzhaft, brutal ehrlich, manchmal schwer zu ertragen. Aber genau deshalb so wichtig. Ich hatte das Gefühl, mit jeder Seite mehr zu verstehen und gleichzeitig noch deutlicher zu spüren, wie viel wir hier in Europa oft übersehen oder vergessen.
Am Ende blieb in mir ein Gefühl aus Trauer, Bewunderung und Hoffnung. Trauer über die vielen gebrochenen Leben. Bewunderung für die unerschütterliche Kraft der Frauen. Hoffnung, dass diese Stimmen gehört werden auch durch Bücher wie dieses.
Fazit
"Im Herzen der Katze" ist ein vielschichtiges, schmerzhaft schönes Debüt über Mut, Erinnerung und Solidarität. Ein Roman, der die Geschichten der Frauen im Iran hörbar macht und gleichzeitig universelle Fragen nach Zugehörigkeit, Körper und Freiheit stellt. Für mich ist es kein Buch, das man einfach liest es ist ein Buch, das einen begleitet, lange nachdem man die letzte Seite geschlossen hat.