In einem kurzen Nachwort erfahren wir, dass schon Hans Pfitzner erklärte: "Die anschauliche Kongruenz der Bilder mit den Noten ist auch pädagogisch ein sehr glücklicher Gedanke". Carl Orff urteilte: "In Idee und Ausführung wohl gelungen". Und Richard Strauss schrieb: "Ich bin von dieser neuen Form entzückt!" Es liegt nicht nur am Lob dieser Komponisten, dass diese "Liederfibel" das erfolgreichste Liederbuch der letzten 70 Jahre wurde, denn wahre Qualität ist zeitlos. Die Idee, die Illustrationen zu den bekanntesten Kinderliedern als Notenschrift zu gestalten, ist so genial wie nahe liegend. Selbst das ganz kleine Kind kann, während es singt, mit dem Fingerchen die Figuren nachfahren und so die Höhen und Tiefen der Melodie sinnlich nachempfinden. Bei "Ein Männlein steht im Walde" sind es natürlich Pilze, die den Wiesenberg hinauf und hinunterklettern, und das "Häschen in der Grube" versucht zunächst herauszuklettern - und am Ende hüpft es. So kann man auch als Erwachsener auf einen Blick sehen, wie passend sich die Melodie zum Text verhält, dass sozusagen die Noten die Geschichte wiedergeben. Daran sollten vielleicht einmal moderne Liedermacher gemessen werden, oder besser nicht! Wer weiß, ob es dann noch neue Lieder gäbe. Hier jedenfalls ist der Phantasie keine Grenze gesetzt, man wird sogar buchstäblich herausgefordert, selber tätig zu werden, denn bei der "Vogelhochzeit" gibt es zwar 12 Strophen Text, aber Illustrationen nur zur ersten Zeile. Man sollte also ein paar Buntstifte und Notenpapier zur Hand nehmen und weitermalen. Nur bei "Der Hahn ist tot", muss man den harten Fakten ins Auge blicken: Da liegt auf dem Bild nur ein toter Hahn. Dabei darf es dann auch bleiben - man stelle sich vor, es wimmelte von toten Hähnen. Dann hätte Josef Haas sicher nicht gesagt: "Die Liederfibel ist das Bezauberndste und Beglückendste, was deutsche Verlage an musikalischen Kinderbüchern hervorgebracht haben!" Und weil trotzdem viele junge Eltern viele der hier vorgestellten siebzig Lieder nicht mehr kennen, gibt es dazu zwei CDs, auf denen alle Lieder zu hören sind. Sie werden von Kindern so gesungen, dass man die Texte gut verstehen kann, und die instrumentale Begleitung findet ohne großes Orchester statt, und zwar so, dass die zuhörenden Kinder sich durchaus eingeladen fühlen können, selber mitzumachen. (Rezension von Gabriele Hoffmann aus dem Libri-Fachkatalog Harry & Pooh 2008/2009)