Dieses Buch ist zum ersten Mal 1968 erschienen, und vermutlich hat sich damals ein Kind, das heute in der Kinderbuchredaktion eines Verlages arbeitet, so sehr in diese Geschichte und ihre Bilder verliebt, dass dieses Buch nun in neuer Ausgabe vor uns liegen kann. Es ist wirklich unwiderstehlich, und schon beim ersten Blättern weiß zumindest jeder Kinder- und Katzenfreund, dass er es nicht wieder hergeben will. Das liegt daran, dass es ganz unprätentiös ist. Da sitzt die kleine Sophie nachmittags mit ihrer Mutter beim Tee, als es an der Tür klingelt. Vor der Tür steht niemand Geringeres als ein sehr freundlicher, höflicher, wohlerzogener, aber riesiger Tiger, der ebenfalls gerne Tee trinken würde. Hunger hat er übrigens auch, sehr großen Hunger sogar, und sein Durst ist kaum zu löschen - am Ende trinkt er sogar die ganze Wasserleitung leer. Doch wer kann ihm böse sein? Seine Liebenswürdigkeit ist absolut überzeugend und für seine Gastgeber ausschließlich erfreulich, auch wenn die Mama ein ganz klein wenig ratlos wirkt. Wie diese Geschichte ausgeht, wird hier nicht verraten, nur so viel: Man kann aus allen Erfahrungen einen Nutzen ziehen, und Humor ist eine gute Hilfe, wenn man meint, mit einer Situation nicht angemessen umgehen zu können. Und: Man sollte immer eine große Dose Tigerfutter im Vorratsschrank haben - für alle Fälle, falls mal ein Tiger zum Tee kommen sollte. Gabriele Hoffmann (Leanders Leseladen, Heidelberg)