In Sextextsextett erwarten mich 71 kurze, pointierte Glossen und Geschichten, die mit Humor und Scharfsicht geschrieben sind. Jürgen von der Lippe seziert Alltagssituationen sowie gesellschaftliche Phänomene mit der Genauigkeit eines Chirurgen und dem Witz eines Entertainers. Dabei greift er gerne auf moderne Themen zurück, zieht aber auch bekannte historische Fakten heran, um seine Thesen zu untermauern.
So kann ich bei der Glosse Mach Siez meine Zustimmung kaum verbergen. Jürgen von der Lippe zeigt darin auf humorvolle Weise seine Haltung zur Duz-Kultur. Seine treffenden Beobachtungen und die amüsanten Schlussfolgerungen finde ich grandios. Er versteht es, mit pfiffigen Spracheffekten die Sprache genau unter die Lupe zu nehmen und dabei so charmant wie scharfsinnig zu sein. Seine Beschreibungen sind oft so lebendig, dass ich nicht selten laut lachen muss. Etwa bei der Idee, die Kalbsleberwurst prozentual nach dem Anteil des Kalbes zu bezahlen oder bei seiner fiktiven Beschriftung einer deutschen Bahn-Klotür.
Natürlich gibt es auch Stellen in Sextextsextett, bei denen die Pointen bei mir nicht ganz zünden. Hier scheint mir manchmal die Umgebung nicht ganz passend, denn wenn Jürgen von der Lippe seinen eigenen Humor nicht selbst zum Besten gibt, geht sein Charme und dadurch auch ein Talent, diese Überlegungen unterhaltsam vorzutragen, etwas verloren. Doch meistens gelingt es ihm, mich in seiner Welt voll witziger Gedanken und scharfer Beobachtungen abzuholen. In solchen Momenten kann ich mir den Altmeister lachend und lebendig vorstellen, und das macht mir großen Spaß.
Fazit:
Die bunte Mischung aus humorvollen Glossen und klugen Geschichten, die mit liebevollem Blick und einer treffsicheren Analyse auf den Alltag und die Gesellschaft geschrieben sind, bereiten mir viel Freude und bescheren mir etliche Lacher. Von mir gibt es eine Leseempfehlung.