Ich hätte nie gedacht, dass mir ein Fantasybuch so sehr ans Herz wachsen könnte, denn eigentlich lese ich Fantasy eher selten. Doch Die Wahrsagerin kleiner Schicksale hat mich vollkommen überrascht: sanft und wunderschön geschrieben, ist dieses Buch wie ein sanfter Spaziergang durch eine märchenhafte Welt.
Tao zieht mit nichts als ihrer Gabe und einem störrischen Maultier durchs Land. Ihre kleinen Vorhersagen sind vielleicht unspektakulär, aber oft voller Bedeutung. Ob Ernteglück oder verlorene Schlüssel: Sie sieht das, was wirklich zählt. Als sie mit zwei ungewöhnlichen Weggefährten zusammen weiterreist, nimmt das Schicksal seinen Lauf, der voller Wärme, Humor und sanfter Tiefe ist.
Was ich besonders fand, war die Ruhe, mit der diese Geschichte erzählt wird. Es gibt keine großen Schlachten, stattdessen sind die Charaktere liebevoll dargestellt. Jeder hat seine eigenen Narben und Geschichten und gemeinsam entsteht zwischen Reisen und Gesprächen eine Found Family. Die sanfte Entwicklung ihrer Beziehung hat mir sehr gut gefallen.
Julie Leongs Schreibstil ist ruhig und dennoch fesselnd. Sie hat es geschafft, Bilder in meinem Kopf entstehen zu lassen. Ihre Figuren haben von Anfang bis Ende echt und verletzlich aber auch auf ihre eigene Weise stark gewirkt. Sie hat Themen wie Zugehörigkeit sehr berührend in die Geschichte eingebunden, ohne dass diese überfordern. Besonders Taos innerer Konflikt war unfassbar gut dargestellt.
Obwohl ich sonst selten Fantasy lese, war ich traurig, als ich die letzte Seite umblätterte. Nicht weil etwas fehlte, sondern weil sich das Buch so schön angefühlt hat. Es hat mir gezeigt, dass Magie und Schicksal oft in kleinen Momenten des Lebens stecken. Ich freue mich schon jetzt auf alles, was Julie Leong noch schreiben wird und kann Die Wahrsagerin kleiner Schicksale nur wärmstens empfehlen selbst (oder gerade) für diejenigen, die sonst keine Fantasy lesen.
4,5/5 Sterne
Vielen Dank an den Verlag für die Bereitstellung des Buches. Dies hat meine Meinung jedoch nicht beeinflusst.