Es gibt Bücher, die bieten mehr als das unmittelbar auf Papier Sichtbare und Lesbare. So auch dieses Buch. Es führt uns hinein in ganz alltägliche Situationen und Erfahrungen von Streiten und Sich-Versöhnen. Das genau tun nämlich die drei Protagonisten dieses wunderbaren Buches. Der Dachs, der Bär und der Fuchs sind wohl eigentlich Freunde, sie haben jedenfalls zusammen einen eindrucksvollen, riesigen Steinturm gebaut. Jetzt liegt er zerstört am Boden, und die Frage ist: Wer war's? Wir Leser werden aber nicht nur Zeuge eines heftigen Streits, sondern wir dürfen alle Aspekte des Geschehens aus der Perspektive jedes Einzelnen erfahren. Warum? Weil sich jeder rechtfertigen will? Oder vielleicht, um einander die jeweilige Sicht der Dinge klar zu machen? Das führt am Ende, nein vorläufig, zu einem großen, wilden Durcheinanderbrüllen und offener Feindschaft. Glücklicherweise hat auch das kluge Eichhörnchen alles gesehen und kommt, um den Zerstrittenen etwas von Zuhören- und Sich-Verstehen-Können zu erzählen. Dadurch entsteht nicht jene Friede-Freude-Eierkuchen-Lösung, sondern eine tolerante Gemeinschaft, wie wir sie alle suchen, in der jeder er selbst sein darf und sich den anderen in seinem Sosein auch verständlich machen kann. Nur darum lohnt es sich wahrhaft zu streiten, dass letztlich der Boden bereitet wird, auf dem wahre Freundschaft gedeihen kann. Das Wunderbare an diesem Buch ist aber nicht nur die tiefsinnige Geschichte, sondern es sind auch die Bilder. Sie zeigen die vier Tiere, wie sie sich winden und drehen, sich echauffieren, produzieren und sich plötzlich zurücknehmen, um aufmerksam zuhören - und um schließlich auch miteinander lachen zu können. Das regt an, mitzumachen und das Ganze nachzuspielen. Genauso wirkt auch der Text: Es kann nicht nur beim Vorlesen bleiben. Jedes Kind wird sofort miterzählen, was es wann und wo selbst erlebt hat. Was will man mehr? (Rezension von Gabriele Hoffmann aus dem Libri-Fachkatalog Harry & Pooh 2008/2009)