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Produktbild: Im Wahn | Klaus Brinkbäumer, Stephan Lamby
Produktbild: Im Wahn | Klaus Brinkbäumer, Stephan Lamby

Im Wahn

Die amerikanische Katastrophe

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Nach vier Jahren einer fatalen Präsidentschaft sind die USA eine wütende, nur noch im Hass vereinte Nation - und erleben in der gegenwärtigen Weltkrise eine multiple Katastrophe. Der ehemalige Chefredakteur des SPIEGEL Klaus Brinkbäumer und der preisgekrönte Dokumentarfilmer Stephan Lamby berichten von den zahlreichen Fronten. Ihr Buch ist eine investigative Reportage über ein zerfallendes Land, das seinen Kompass und seine Wahrheiten verloren hat.

Die amerikanische Demokratie galt einstmals als unzerstörbar. Sie hat die Sklaverei und den Bürgerkrieg überlebt, den Vietnamkrieg, die Kuba-Krise und Watergate. Heute befinden sich die Vereinigten Staaten mitten in einem neuen Bürgerkrieg, der mit den Waffen der Mediengesellschaft ausgetragen wird. Auf Jahre hinweg scheint die Lage ausweglos, weil die unterschiedlichen politischen Lager ihre diplomatischen Beziehungen abgebrochen haben. Die Kombattanten sind das Weiße Haus, Fox News, rechte Trolle und ultrakonservative Radiomoderatoren auf der einen, CNN, New York Times, Washington Post und progressive Blogger auf der anderen Seite. Apokalyptische Szenarien, wahnhafte Verdrehungen und permanente Attacken gegen den Feind bestimmen den politischen Alltag.
Die beiden Spitzenjournalisten Klaus Brinkbäumer und Stephan Lamby begannen im Juni 2019 mit ihren Recherchen, als Donald Trump seine Kampagne für die Wiederwahl eröffnete. Sie waren beim Vorwahlkampf der Demokraten dabei und beim Amtsenthebungsverfahren gegen Präsident Trump. Immer wieder recherchierten Brinkbäumer und Lamby im Weißen Haus und trafen die Stars der amerikanischen Medienwelt von heute. Sie spürten zudem auf, wie sich die USA seit Jahrzehnten von ihren eigenen Idealen entfernten, und warum aus der ehemals so angesehenen Nation ein Land wurde, das so viele Feinde hat. Von Januar 2020 an verfolgten sie die Ausbreitung des Corona-Virus in den USA und wurden schließlich Zeugen, wie der gewaltsame Tod des Afroamerikaners George Floyd bei einem Polizeieinsatz eine landesweite Protestwelle gegen Rassismus und Polizeigewalt auslöste. Ihr Buch ist das Zeugnis einer gesundheitlichen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Katastrophe, einer Glaubwürdigkeitskrise von Medien und Politik - und das alles unter einem Präsidenten, der ums politische Überleben kämpft und zu allem bereit ist.

Inhaltsverzeichnis

Prolog

1. Verfeindete Staaten

«Sie sind hinter euch her»
Der ältere Herr Biden
Der Korrespondent
Worte und Taten
Ursünde

2. Senderkrieg
Das Monster nährt sich selbst
The Enemy of the American People
Drei Goldgräber und eine Goldgräberin

3. Parteienkrieg

Ein Telefonat
Gewaltenerosion

4. Hurensöhne und Einbrecher
Nixons Tricks
Die Madman-Strategie
Der Kampfsport Politik
Dirty Job
«Spiel es hart»

5. Stellvertreterkrieg
Rückkehr der Alphamänner
Ein aufrechter Republikaner
Patrioten

6. Sweet Tweets
Boom Breaking News!
Agendasetting 2020
Die Toreintreter

7. Die Stunde der Amateure

Drohnenschlag
Echt oder unecht, Hauptsache Rolex
«Hängt sie auf!»
Winners and losers
Schatten
Es gibt sie doch, die eine Wahrheit

8. Outbreak

Viele Spitzen vieler Eisberge
Netflix-Politik
Worum es geht
Ein Wunder
Wer entscheidet, was stimmt?
Methode Attacke
Im Weltkrisenzentrum
Der Doktor und die Trump-Show
Bruderliebe
Besuch bei «The Donald»
Säuberung
Freiheitskämpfer
Das Netzwerk
Führungskraft

9. Trauma
Im Weltkrisenzentrum II
-gate
«Sie waren wir»
«I can t breathe»
Das Schlachtfeld
Kollaborateure

10. Duell
Aufmacher
Lähmungszustände

11. Wenn Demokratien sterben

Unabhängigkeitstag
Eheprobleme
Buddha, Gandhi, Obama, Trump
Der atlantische Graben
Genuin katastrophal

12. Epilog

Dank
Register
Bibliographie
Editorische Notiz

Produktdetails

Erscheinungsdatum
17. November 2020
Sprache
deutsch
Untertitel
Die amerikanische Katastrophe. mit 24 Farbabbildungen im Tafelteil.
Seitenanzahl
391
Autor/Autorin
Klaus Brinkbäumer, Stephan Lamby
Illustrationen
mit 24 Farbabbildungen im Tafelteil
Verlag/Hersteller
Produktart
gebunden
Abbildungen
mit 24 Farbabbildungen im Tafelteil
Gewicht
650 g
Größe (L/B/H)
226/152/32 mm
ISBN
9783406756399

Portrait

Klaus Brinkbäumer

Klaus Brinkbäumer ging 2007 als Korrespondent des SPIEGEL nach New York. Von 2015 bis 2018 war er Chefredakteur des SPIEGEL. Er gewann u. a. den Egon-Erwin-Kisch-Preis, den Henri-Nannen-Preis und wurde 2016 Chefredakteur des Jahres. Seit 2018 schreibt er für DIE ZEIT und den Tagesspiegel. Zu seinen Büchern zählen " Der Traum vom Leben - Eine afrikanische Odyssee" , " Nachruf auf Amerika" und " Das kluge, lustige, gesunde, ungebremste, glückliche, sehr lange Leben" (zusammen mit Samiha Shafy). Er lebt in New York.

Stephan Lamby ist Fernsehautor und Produzent und war als freier Journalist in New York tätig. Er hat mit zahlreichen ARD-Dokumentationen das politische Deutschland abgebildet, darunter " Nervöse Republik" , " Im Labyrinth der Macht" , " Die Notregierung" . Er wurde vielfach ausgezeichnet, u. a. mit dem Deutschen Fernsehpreis, der Goldmedaille der New York Festivals, der Goldenen Kamera und als Journalist des Jahres 2018. Ein Teil seiner Familie lebt in Amerika.

Pressestimmen

" Klaus Brinkbäumer und Stephan Lamby haben über ein Jahr lang recherchiert, mit vielen Insidern gesprochen und kommen zu dem Ergebnis: In Trumps Amerika kann man beobachten, wie es ist, wenn eine Demokratie stirbt.
ttt - titel, thesen, temperamente Joachim Gaertner

" Spannend, erhellend und beunruhigend.
OE1, Christina Höfferer

" Eine investigative Reportage über ein zerfallendes Land, das seinen Kompass und seine Wahrheiten verloren hat.
rbb radioeins

" Ein fakten- und einschätzungsdurchtränkter Insider-Report zur derzeitigen US-Lage.
der Freitag, Richard Zietz

Eine lohnende Lektüre (. . .) Wie berechtigt die Sorge um die amerikanische Demokratie ist, verdeutlicht dieses Buch.
Abendzeitung, Dominik Petzold

" Wer verstehen will, wie Trumps Amerika überhaupt Trumps Amerika werden konnte, der liegt mit diesem Buch richtig. Am Ende schlagen die beiden Autoren sogar einen Zehn-Punkte-Rettungsplan vor.
Bremen Zwei, Markus Foppe

" Analysiert packend die Spaltung der USA.
NEWS

" Die Autoren (bieten) großartige Einblicke in die Medienwelt der Vereinigten Staaten.
Frankfurter Allgemeine Zeitung, Michael Hochgeschwender

" An vielen Beispielen belegen sie, wie die Gesellschaft, aufgespalten in Feindbilder, seit den 1980er Jahren angetrieben von polarisierenden Talk-Radios und später Fox News, nicht mehr funktionieren kann.
rbb Inforadio, Ute Büsing

" Detailreich und brillant.
General-Anzeiger, Dieter Kaltwasser

" Eine Lektüre lohnt unbedingt.
Goslarscher Zeitung

Hier wird nichts schön geredet. Lesenswert.
Münchner Merkur

" Das Buch prägen zwei Besonderheiten, die seinen Wert vermehren und es über Momentaufnahmen erheben. Eingehender als andere Analysen beschäftigen sich die Autoren mit den tiefen Umbrüchen in der Medienlandschaft. ( ) Ergänzend zur Reportage-Ebene sucht das Duo den verallgemeinernden Blick.
Neues Deutschland, Reiner Oschmann

" Glänzend geschrieben, spannend. "
Kölner Stadt-Anzeiger

Besprechung vom 31.10.2020

Das Evangelium des Wohlstands

Seine Wähler sind keine Spinner: Drei Bücher fragen nach der Rolle Donald Trumps für die Polarisierung von Gesellschaft und Politik in den Vereinigten Staaten.

Je näher der amerikanische Wahltermin rückt, umso intensiver wird das Interesse daran, zu ergründen, was in den vergangenen vier Jahren unter Donald Trump geschehen ist. Es dürfte kein Zufall sein, dass sich neben Politikwissenschaftlern insbesondere Journalisten dieser Reflexion widmen und dabei die mediale Mitverantwortung an dem einräumen, was den Vereinigten Staaten unter Trump, aber auch schon zuvor zugestoßen ist.

Ohne die medial konstruierten und selbstreferentiellen Resonanzräume, so eine von allen Autoren der drei vorliegenden Bücher mehr oder minder geteilte These, wäre es kaum zu der Polarisierung von Politik und Gesellschaft in den Vereinigten Staaten und darüber hinaus gekommen. Jedoch sind die Bücher mehr als bloßer Ausdruck einer déformation professionelle, sich am liebsten mit der eigenen Bedeutung zu beschäftigen. Sie bieten tiefe Einblicke in die aktuellen Geschicke Amerikas, mitunter sogar profunde Analysen der Ursachen gegenwärtiger Problemlagen.

Elmar Theveßens gut lesbare und höchst informative Darstellung profitiert von seinen langen Reisen durch die amerikanische Provinz, in das "Herzland" der Vereinigten Staaten. So gelingt es ihm, Verständnis für die Nöte jener Amerikaner zu entwickeln, die aus unterschiedlichen Gründen - nicht zuletzt aus Furcht vor Bevormundung durch ungeliebte akademische Eliten - Donald Trump vor vier Jahren ihre Stimme gegeben haben. Der ZDF-Journalist verzichtet auf eine übereilte moralische Bewertung. Bei ihm sind die Trump-Wähler nicht schon vorab rassistische, waffenstarrende Spinner. Sie gehören zu einer pluralistischen Gesellschaft ebenso unabdingbar wie ihre Widerparts in den bürgerlichen Vierteln der Universitätsstädte an der Ostküste oder die ethnischen Minderheiten in den Quartieren der zerfallenden Großstädte.

Theveßen macht aus seiner tiefen Verachtung für Präsident Trump kein Hehl, bleibt sprachlich aber stets dezent und soliden Fakten verpflichtet. Das ist womöglich die größte Errungenschaft dieses schmalen Bandes: Schritt um Schritt zerlegt er Trumps Phrasen und demontiert seinen Anspruch, in allem der Größte und Beste gewesen zu sein.

Im Vergleich zu Theveßens systematischer und präziser Herangehensweise ist das Buch der beiden "Zeit"-Journalisten Klaus Brinkbäumer und Stephan Lamby flotter geschrieben, aber auch sprunghafter und weniger durchdacht in der Entwicklung der Argumentation. Der eher indirekte Vergleich Trumps mit Richard Nixon etwa wirkt deplaziert und wenig fruchtbar, unter anderem weil Henry Kissingers Rolle dabei viel zu positiv ausfällt. Dafür bieten die Autoren großartige Einblicke in die Medienwelt der Vereinigten Staaten. Dies gelingt ihnen, weil sie amerikanische Kollegen als Zeitzeugen ausführlich zu Wort kommen lassen, unter anderem Mitarbeiter von Fox News und den rechtskonservativen Radiomoderator Sebastian Gorka. Deren Fanatismus kommt gut zur Geltung, weil man ihre Worte meist kommentarlos für sich sprechen lässt. Wer über einen längeren Zeitraum verfolgte, wie sensationalistisch CNN bereits über den Trump-Wahlkampf von 2016 berichtet hatte, wo belanglose Auftritte des damaligen Kandidaten aufgeregt zu Breaking News hochstilisiert wurden, weiß, was gemeint ist.

Möglicherweise hätte man, dies gilt auch für Theveßen, mit CNN ebenso kritisch umgehen können wie mit Fox News. Ein verzeihlicher Fehler hat sich in das ansonsten informative Buch dann doch eingeschlichen. Paula White, die "geistliche Beraterin" des amerikanischen Präsidenten, ist weder evangelikal noch Priesterin. White und Trump hängen dem Gospel of Prosperity und dem Positive Thinking an, zwei beinahe schon heidnische, wortmagische Strömungen, die von sämtlichen orthodoxen Pfingstchristen und Evangelikalen als häretisch angesehen werden. Diese religiöse Prägung Trumps hätte man durchaus vertiefen können, da sie seine Unterstützung durch das evangelikale und pentekostale Lager in den Vereinigten Staaten noch begründungsbedürftiger macht.

Das profundeste Werk hat indes Ezra Klein von der linken Nachrichtenseite Vox vorgelegt. Obwohl auch er es versteht, eingängig zu formulieren, verbindet er reportagehafte Momente mit politikwissenschaftlichen, politikpsychologischen und historischen Analysen, dank derer es ihm gelingt, die Trump-Jahre in eine langfristige Perspektive zu rücken. Insbesondere verzichtet er auf jeden Alarmismus. Anders als bei vielen liberalen Kommentatoren und obwohl er den aktuellen Zustand der Vereinigten Staaten ausgesprochen kritisch beschreibt, klammert er pejorativ-generalisierende Zuschreibungen wie "systemischer Rassismus", "autoritäres Regime" oder gar "Faschismus" konsequent aus. Auch die Rede von einem möglichen Bürgerkrieg spart er sich.

Unpolemisch, aber tiefgründig beschreibt er die politisch-soziale und identitäre Polarisierung in den Vereinigten Staaten. Dabei zeigt er auf, wie beide Lager politische Korrektheit und Identitätspolitik in ihrem Interesse benutzen, ohne dass dies als solches schon verwerflich ist. Vorrangig will er zeigen, warum Menschen unter divergierenden Identitätskonstruktionen so handeln, wie sie es tun.

Gleichwohl ist seine Sicht der politischen Korrektheit verkürzt, weil er nicht über Fragen kultureller Hegemonie und ihrer Durchsetzung nachdenkt. Obendrein lässt seine an sich überzeugende Analyse von Identitätspolitik den Aspekt vermissen, inwieweit plurale Identitäten in einer Person an universalistische oder partikularistische Grundüberzeugungen rückgebunden sind. Schließlich können die Ergebnisse der Hirnforschung, auf die Klein sich bezieht, nicht vollständig überzeugen, weil sie auf eine Natur des Menschen, nicht jedoch auf die gegebene Situation rekurrieren. Wie die beiden anderen Titel kann auch Kleins Buch Anspruch auf eine große Leserschaft anmelden.

MICHAEL HOCHGESCHWENDER

Klaus Brinkbäumer und

Stephan Lamby: "Im Wahn".

Die amerikanische

Katastrophe.

Verlag C. H. Beck,

München 2020.

391 S., Abb., geb., 22,95 [Euro].

Ezra Klein: "Der tiefe

Graben". Die Geschichte der gespaltenen Staaten von Amerika.

Aus dem Englischen von

Katrin Harlaß.

Verlag Hoffmann & Campe, Hamburg 2020. 384 S., geb., 19,99 [Euro].

Elmar Theveßen:

"Die Zerstörung Amerikas". Wie Donald Trump sein Land und die Welt für

immer verändert.

Piper Verlag, München 2020. 320 S., geb.

© Alle Rechte vorbehalten. Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH, Frankfurt.

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LovelyBooks-BewertungVon Gwhynwhyfar am 30.07.2021
Letztendlich ist das Thema die gespaltene Gesellschaft der USA, daraus folgend die Auswirkungen für die Welt - amerikanische Geschichte "Auf Jahre hinweg scheint die Lage ausweglos, weil die unterschiedlichen politischen Lager ihre diplomatischen Beziehungen abgebrochen haben. Die Kombattanten sind das Weiße Haus, Fox News, rechte Trolle und ultrakonservative Radiomoderatoren auf der einen, CNN, New York Times, Washington Post und progressive Blogger auf der anderen Seite. Apokalyptische Szenarien, wahnhafte Verdrehungen und permanente Attacken gegen den Feind bestimmen den politischen Alltag."Die deutschen Journalisten, Stephan Lamby und Klaus Brinkbäumer haben die Zeit des Trump-Wahlkampfes zur Wiederwahl genau beobachtet und analysiert. Sie gehen auch zurück zu Richard Nixon, ziehen Vergleiche - welche Macht hätte Nixon gehabt, hätte er die technischen Möglichkeiten gehabt? Es geht zurück zu Trumps Anfängen in Geschäft und Politik, zu seinem Werdegang. Letztendlich ist das Thema die gespaltene USA, daraus folgend die Auswirkungen für die Welt. "Polarisierung bedeutet in Amerika, dass zwei Hälften in diesem Land nicht mehr miteinander reden können". Es kommen eine Menge Menschen zu Wort, die die Journalisten interviewt haben. Bundesaußenminister Heiko Maas; Sebastian Gorka, ein amerikanischer Politikwissenschaftler, bis 25. August 2017 Deputy Assistant für das Executive Office of the President of the United States; Anthony Scaramucci, der ehemalige Kommunikationschef des Weißen Hauses; Jill Lepore, Harvard-Historikerin; Jim Acosta, Journalist der CNN; Susan Glasser von The New Yorker und viele andere."... das Geständnis aus dem Zentrum der Macht. ¿Wir machen das ständig¿, sagte Mick Mulvaney. Der Stabschef im Weißen Haus des Präsidenten Donald Trump erklärte am 17. Oktober 2019 explizit und auf mehrfache Nachfrage, dass Trumps Regierung fast 400 Millionen Dollar zurückgehalten habe, damit die ukrainische Regierung Ermittlungen gegen Joe Biden, Trumps politischen Gegner, aufnehme. ¿Ja¿, sagte er erneut auf die Frage, ob diese Darstellung stimme. Und: ¿Get over it¿, kriegt euch wieder ein." Im Klappentext steht: "Die amerikanische Demokratie galt einstmals als unzerstörbar. Sie hat die Sklaverei und den Bürgerkrieg überlebt, den Vietnamkrieg, die Kuba-Krise und Watergate. Heute befinden sich die Vereinigten Staaten mitten in einem neuen Bürgerkrieg ..." Komisch. Ich habe mich zeitlebens gefragt, ob die USA nicht eine Pseudo-Demokratie sind. Ein Land, das eine Verfassung mit Menschenrechten schreibt, dabei die Ureinwohner systematisch umbringt, sich Slaven aus Afrika hält - gut, die Sklaverei wurde abgeschafft. Aber noch zu meiner Kindheit hatten Schwarze juristisch weit weniger Rechte als Weiße! Zu meiner Kindheit wurden Martin Luther King und Malcolm X abgeknallt, zwei schwarze Bürgerrechtler. Sacco und Vanzetti, zwei Gewerkschaftler, wurden nach einem fingierten Prozess 1927 zum Tode verurteilt, um sie loszuwerden, erst im Jahr 1977 durch den Gouverneur von Massachusetts Michael Dukakis rehabilitiert. Nichtweiße haben in den USA heute auf dem Papier gleiche Rechte, faktisch werden sie weiterhin diskriminiert. Ein Sozialdemokrat gilt in weiten Teilen der USA bis heute als Kommunist, was gleich Feind bedeutet. Die Wahlgesetze verschärfen sich Jahr um Jahr - mal ganz davon ab, dass diese aus den Zeiten des Wilden Westens stammen und nicht mehr in die heutige Zeit passen - es werden Nichtweiße und arme Menschen in ihrem Wahrecht systematisch immer weiter ausgegrenzt. Die sozialen Gesetze und das Finanzsystem sind für Reiche gestrickt. Die USA hat sich ständig in andere Länder eingemischt, deren Regierungen ihnen nicht passten, geholfen, Präsidenten zu stürzen und Militärs finanziert. "Es gibt einen Spruch, der Präsident Franklin D. Roosevelt zugeschrieben wird. In den dreißiger Jahren soll er über den nicaraguanischen Diktator Somoza gesagt haben: ¿Er ist ein Hurensohn. Aber er ist unser Hurensohn." Als Beispiel Allende in Chile - und das Massaker, das durch Pinochet an Sozialisten angerichtet wurde: US-Botschaftler sollten chilenische Kongressabgeordnete bestechen, 250.000 Dollar standen zur Verfügung, um Salvador Allende nicht zum Präsidenten zu wählen. Doch das klappte nicht. Ein CIA-Killerkommando entführte dann General Schneider, der dummerweise dabei verletzt wurde und verstarb. Das allerdings stützte ebenfalls Allendes Macht, der Chiles Unabhängigkeit von den USA anstrebte. Nun folgten eine Menge Aktionen durch die CIA in Chile, die die Wirtschaft ins Wanken brachten, 8 Mio. Doller standen zur Verfügung um Unruhe zu stiften - Allende blieb im Sattel. Das Militär wurde nun unterstützt und ihnen wurde seitens der USA Zusammenarbeit zugesagt. General Pinochet stürmt den Präsidentenpalast, Allende wurde erschossen (von wem auch immer). Dann folgte die Machtübernahme durch die Junta, die ein wahres Massaker durchführte: Sozialisten flohen nach Europa - zehntausende Linke pferchte die Militärjunta in Fußballstadien, folterten die Menschen bestialisch - später gab es Massenexekutionen, die Leichen wurden heimlich in versteckten Massengräbern verscharrt. Die Verfolgung der Allendeanhänger hätten Nixon und Kissinger verhindern könnten! Henry Kissinger versucht, sich heutzutage herauszureden, und Alexander Haig sagt noch heute, dass daran nichts Unredliches war: "Er war ja ein Linker." (Allende) Das Interview mit Kissinger ist sehr interessant in diesem Buch. "Die CIA destabilisierte aus reinem Machtkalkül demokratische Regierungen und lieferte Geld und Waffen an Diktatoren und Drogenkartelle." Lateinamerika leidet bis heute darunter. Es folgte der Nahe Osten, der heute total destabilisiert ist. Deshalb frage ich mich stets, was jemals an den USA rein demokratisch war? "Der Bundesstaat New York hat 19 Millionen Einwanderer, Kalifornien fast 40 Millionen. ...  Der Bundesstaat Wyoming hat 575.000 Einwohner, North Dakota 762.000. Nicht jedes Klischee stimmt, und immer gibt es Ausnahmen, doch in diesem amerikanischen Landesinnern wird republikanisch gewählt, mehrheitlich. Das verursacht eine dreifache Ungerechtigkeit: 50 Bundesstaaten schicken jeweils zwei Senatoren nach Washington, D.C.; es gibt keine Abstufung nach Größe der Staaten. Eine Stimme aus Wyoming hat also, umgerechnet auf die Einwohnerzahl, 69 Mal so viel Gewicht wie eine Stimme aus Kalifornien. 30 Senatoren aus bevölkerungsreichen Staaten wie New York oder Kalifornien stehen für 70 Prozent der Bevölkerung, und umgekehrt: 70 Senatoren, die weites, einsames Land vertreten, stehen für nur 30 Prozent der Bevölkerung. Dieser windschief aufgestellte Senat ernennt nun Richter auf Lebenszeit, hat Budgethoheit, er ist so mächtig wie wichtig. Ist das noch Demokratie?"Die Autoren sagen, für Republikaner existiert der Klimawandel nicht, Migration ist lebensbedrohlich für Amerikaner (und wo kommen die Amerikaner her?), Steuern sind sozialistisches Gedankengut (damit die Faulen nicht arbeiten müssen), Abtreibung muss gesetzlich verboten werden, jeder Amerikaner hat das Recht auf Waffen im Haus, CNN und The New Yorker lügen. Jetzt mal ehrlich - was ist daran neu? Ich kenne die USA nicht anders. Gut, der Ton ist schärfer und es gibt heute noch mehr Lügen  - aber grundsätzlich ist das nicht neu. Das Wahlrecht ist so alt wie der Wilde Westen, dazu gehört auch das "Electoral College" bei der Präsidentenwahl, bei dem jeder Bundesstaat Wahlleute stellt, die den Präsidenten wählen. Natürlich sind auch hier die Staaten im Landesinnern bevorteilt, weil es auch hier nicht nach Einwohnerzahl geht. Das alles erklären die Autoren, um zu erläutern, wie Trump Präsident werden konnte. Denn eins ist neu: Dieser Präsident brachte in seinen ersten 1267 Amtstagen 20.055 Lügen und Unwahrheiten auf den Tisch, statistisch 16 pro Tag, die alle von der Washington Post gelistet sind. Aber nicht nur das, der gesamte Stab machte hierbei mit und Trump-Regierung schaffte sich eine eigene Wahrheit. Das ist wirklich neu in der amerikanischen Geschichte. "Die andere Partei wurde zum ¿Feind¿, deren Politiker wurden ¿Verräter¿ und ¿Verbrecher¿, die ¿unser Land nicht lieben¿, und Präsident Bill Clinton sollte in einer Art politischer Treibjagd erlegt werden."Newton Leroy "Newt" Gingrich, ein Republikaner der von 1979 bis 1999 als Kongressabgeordneter des Bundesstaates Georgia und von 1995 bis 1999 als Sprecher des Repräsentantenhauses agierte, wird als Schlüsselfigur der amerikanischen Geschichte angeführt, weil er die Zusammenarbeit im Kongress mit den Demokraten beendete. Es gab plötzlich kein Verhandeln mehr, massive Feindbilder gegen die Demokraten wurden aufgebaut. Ein aggressiver, rauer Ton wurde angeschlagen und erstmals Medien zum Zweck eingesetzt. Ob jemand lügt, interessiert nicht - Hauptsche, man trifft den Gegner hart. George W. Bush: "Wir sind ein Imperium. Wenn wir handeln, erzeugen wir unsere eigene Wirklichkeit." Genauso ging Trump mit der Coronakrise um. Ein Virus, das nicht schlimm ist, leicht zu handeln. "Der Erfolg Donald Trumps ist indirekt auf die Neuausrichtung des AM-Radios zurückzuführen." Der Medienwissenschaftler Brian Rosenwald ist der Meinung, dass die riesige Konkurrenz der Radiosender Trump bei der Wahl geholfen hat, auch das wird von den Autoren erklärt. In den ländlichen Gebieten sind diese Radiosender extrem konservativ in ihrer Ausrichtung und oft das einzige, was man empfangen kann. Die Medien haben sich konzentriert. "Von 1970 bis 2016 sind 500 Zeitungen eingestellt worden." Eine neutrale Presse, die Lügen und ethische Verstöße aufzeigt, wird immer weniger gelesen. Unterhaltung und News vermischen sich. Ein pöbelnder Trump hat eben einen hohen Unterhaltungswert. Und wenn der Präsident etwas sagt, dann muss dies stimmen. Die Medien berichten darüber, ohne Fakten zu checken: Der Präsident hat gesprochen. Für Trump sind alle geisteskrank, deren Handeln ihm nicht passt: "crazy Democrats, Thunberg als geisteskrankes Kind, Nancy Pelosi ist eine sehr kranke Person, diese Leute sind alle krank." Und dieser Frame funktioniert, je mehr er ihn wiederholt. Ein Kapitel in diesem Buch behandelt die Coronakrise, einen Virus, den Trump schlicht ignorierte. Der gewaltsame Tod des Afroamerikaners George Floyd wird angesprochen und das Problem von Rassismus. Nur leider kommt hier kein Schwarzer zu Wort - Schade. Auch Frauen haben in diesem Sachbuch nicht viel zu sagen. Kritisiert wird der alte weiße Mann - aber wer schreibt hier - und wie schreiben die beiden Journalisten? Das ist für mich hochinteressant. Warum kommen hier kaum Frauen zu Wort und warum nur weiße Männer? Alles, was hier beschrieben ist, in Interviews gesagt wird, ist eigentlich bekannt. Doch wenn man das es komprimiert noch einmal vor Augen hat, kribbelt es auf der Haut. Und man ist beruhigt, dass Joe Biden am Ruder ist. Trump ist Geschichte - hoffentlich. Ein interessantes Sachbuch über amerikanische Geschichte, die Trump Ära, den Medienkrieg in den USA und die gesellschaftliche Spaltung.Klaus Brinkbäumer ging 2007 als Korrespondent des SPIEGEL nach New York. Von 2015 bis 2018 war er Chefredakteur des SPIEGEL. Er gewann u.a. den Egon-Erwin-Kisch-Preis, den Henri-Nannen-Preis und wurde 2016 Chefredakteur des Jahres. Seit 2018 schreibt er für DIE ZEIT und den Tagesspiegel. Zu seinen Büchern zählen "Der Traum vom Leben - Eine afrikanische Odyssee", "Nachruf auf Amerika" und "Das kluge, lustige, gesunde, ungebremste, glückliche, sehr lange Leben" (zusammen mit Samiha Shafy). Brinkbäumer lebt in New York.Stephan Lamby ist Fernsehautor und Produzent und war als freier Journalist in New York tätig. Er hat mit zahlreichen ARD-Dokumentationen das politische Deutschland abgebildet, darunter "Nervöse Republik", "Im Labyrinth der Macht", "Die Notregierung". Er wurde vielfach ausgezeichnet, u.a. mit dem Deutschen Fernsehpreis, der Goldmedaille der New York Festivals, der Goldenen Kamera und als Journalist des Jahres 2018. Ein Teil seiner Familie lebt in Amerika.https://literaturblog-sabine-ibing.blogspot.com/p/im-wahn-von-klaus-brinkbaumer-und.html
LovelyBooks-BewertungVon Seehase1977 am 09.01.2021
Nach vier Jahren einer fatalen Präsidentschaft sind die USA eine wütende, nur noch im Hass vereinte Nation - und erleben in der gegenwärtigen Weltkrise eine multiple Katastrophe. Der ehemalige Chefredakteur des SPIEGEL Klaus Brinkbäumer und der preisgekrönte Dokumentarfilmer Stephan Lamby berichten von den zahlreichen Fronten. Ihr Buch ist eine investigative Reportage über ein zerfallendes Land, das seinen Kompass und seine Wahrheiten verloren hat(Quelle: Klappentext)Meine Meinung:Am 6. Januar 2021 verfolgt die ganze Welt, wie die amerikanische Demokratie, durch den Angriff von wütenden Trump-Anhängern auf das Kapitol, in ihren Grundfesten erschüttert wird. Ein beispielloses Ergebnis einer fatalen und gefährlichen Präsidentschaft. Bereits im Juni 2019 begannen die Autoren Klaus Brinkbäumer und Stephan Lamby ihre Recherchen. In ihrem Buch "Im Wahn: Die amerikanische Katastrophe" schildern sie das wirtschaftliche, gesellschaftliche und politische Fiasko, in der die USA stecken. Ein investigatives, spannendes wie erschütterndes Werk über das Land der - leider in jeglicher Hinsicht - unbegrenzten Möglichkeiten.Egal ob Sklaverei, Vietnamkrieg oder Watergate die USA haben bereits mehrere dunkle Krisen standhaft überlebt und überwunden. Die Demokratie des Landes galt als robust und beständig. Doch heute ist Amerika tief gespalten, nicht nur die politischen Lager der Demokraten und Republikaner, vor allem auch die Bevölkerung. Sie alle werden geführt von einem narzisstischen Präsidenten, dem Macht über alles geht, der Verlieren nicht akzeptieren kann und will und der um sein politisches Überleben kämpft und dafür zu allem bereit ist. Die Recherchen zu diesem Buch begannen, als Donald Trump seine Kampagne für die Wiederwahl eröffnete. Im Mittelpunkt steht ganz klar die Präsidentschaft von Donald Trump und seinen Mitkämpfern, die nicht nur im Weißen Haus, in der republikanischen Partei, sondern auch beim Sender FoxNews zu finden sind. Nicht nur Trump schürt mit seiner Rhetorik die Gewalt im Land. Vor allem die Berichterstattung von ultrakonservativen Moderatorinnen und Moderatoren, mit ihren Attacken und Verdrehungen der Wahrheit feuert die aufgeheizte Stimmung weiter an. Sogenannte "Fake News" verbreiten nach Meinung des Präsidenten und seiner Anhänger jedoch nur die andere Seite der Medienwelt, wie z.B. CNN, New York Times etc.Natürlich nimmt auch die Corona-Pandemie einen wichtigen Part ein. Die Ausbreitung des Virus, die das Land ebenfalls schwer trifft, ebenso wie der gewaltsame Tod von George Floyd, der bei einem Polizeieinsatz ums Leben kam und dadurch landesweit Black Live Matter-Demonstrationen ausgelöst hat. Doch die Autoren blicken auch zurück in Vergangenheit der USA, beleuchten u.a. die Amtszeit von Nixon, die Watergate-Affäre und einige andere, unglaubliche Machenschaften aus dieser Zeit. Man muss schon am Ball bleiben, konzentriert lesen, damit man alles versteht, vor allem die vielen unterschiedlichen Personen, die im Buch genannt werden, sind nicht einfach zu behalten und zuzuordnen.Die Recherche der beiden Autoren endet im August 2020, ca. drei Monate vor den Präsidentschaftswahlen am 3. November. Am Ende Ihrer Ausführungen legen sie einen 10-Punkte-Rettngsplan für Amerika vor. Es bleibt zu hoffen, dass Amerika wieder zusammenfindet und innerlich geheilt werden kann. Ein langer und äußerst schwieriger Weg für den neu gewählten Präsidenten Joe Biden.Mein Fazit:Ein wirklich interessantes, detailreiches und spannendes politisches Sachbuch das gut erklärt, wie Amerika zu Trumps Amerika werden konnte und das erschütternde und beunruhigende Tatsachen offenbart. Lesenswert!
Klaus Brinkbäumer, Stephan Lamby: Im Wahn bei hugendubel.de. Online bestellen oder in der Filiale abholen.