Annett erhält einen Anruf aus dem Krankenhaus. Ihre Tochter erlitt einen Schwächeanfall und wurde nach einer Ohnmacht eingeliefert. Um sich zu erholen, zieht sie bei ihrer Mutter an der Nordsee ein. Doch was als Rekonvaleszenz beginnt, wird zu einem kompletten Umbruch. Linn kündigt ihre Wohnung in Berlin, übernimmt einen Teilzeitjob beim Bäcker im Ort und verkriecht sich viel in ihrem Zimmer.
Annett erzählt uns diese Geschichte und sie macht sich natürlich Sorgen um ihre Tochter. Sie sieht sich allerdings auch mit ihrer eigenen Enttäuschung konfrontiert, denn Linn erfüllt ihre Erwartungen nicht. Es war nicht einfach für Annett als Alleinerzieherin, denn Linns Vater ist verstorben, als diese Fünf war. Das Studium der Tochter zu finanzieren, hat ein großes Loch ins Budget gerissen und nun will die Tochter ihren Weg nicht weitergehen.
Ein bisschen kann ich Annett ja verstehen. Doch Annett schafft es, ihre Erwartungen immer wieder in Frage zu stellen. Sie hört die Stimme ihres Mannes, der ihr zu Geduld und Nachsicht rät und kann sich somit selbst in Zaum halten. Dieser kleine Kniff hat mir gut gefallen. Und so nähern sich Mutter und Tochter als Erwachsene langsam an und beginnen jeweils Verständnis für die andere Aufzubringen. Annett lässt sich in die Welt ihrer Tochter einführen, die als für die Umwelt kämpft und dabei auszubrennen droht und Linn beginnt zu verstehen, wie schwer es für Annett war, nachdem sie ihre Liebe verloren hatte.
In leisen Tönen lesen wir hier einen Generationskonflikt, der eher wunschwellig ausgefochten wird und dabei den Horizont beider Frauen erweitert. Das Buch hat keinen Spannungsbogen, es passiert nichts bahnbrechendes und noch ist es eine schöne Geschichte, die aufzeigt, wie gut es sein könnte, wenn man mal versucht das Leben aus der Perspektive des jeweils Anderen zu sehen.
Mich konnte Kristine Bilkau mit dieser Geschichte berühren.