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Sprache und Sein

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Kübra Gümüsay beschreibt wie Sprache unser Denken prägt und unsere Politik bestimmt. "Ein beeindruckendes Buch, poetisch und politisch zugleich." Margarete Stokowski

Dieses Buch folgt einer Sehnsucht: nach einer Sprache, die Menschen nicht auf Kategorien reduziert. Nach einem Sprechen, das sie in ihrem Facettenreichtum existieren lässt. Nach wirklich gemeinschaftlichem Denken in einer sich polarisierenden Welt. Kübra Gümüsay setzt sich seit langem für Gleichberechtigung und Diskurse auf Augenhöhe ein. In ihrem ersten Buch geht sie der Frage nach, wie Sprache unser Denken prägt und unsere Politik bestimmt. Sie zeigt, wie Menschen als Individuen unsichtbar werden, wenn sie immer als Teil einer Gruppe gesehen werden - und sich nur als solche äußern dürfen. Doch wie können Menschen wirklich als Menschen sprechen? Und wie können wir alle - in einer Zeit der immer härteren, hasserfüllten Diskurse - anders miteinander kommunizieren?

Produktdetails

Erscheinungsdatum
27. Januar 2020
Sprache
deutsch
Seitenanzahl
208
Autor/Autorin
Kübra Gümüsay
Verlag/Hersteller
Produktart
gebunden
Gewicht
320 g
Größe (L/B/H)
210/134/25 mm
ISBN
9783446265950

Portrait

Kübra Gümüsay

Kübra Gümüsay, geboren 1988 in Hamburg, ist eine der einflussreichsten Journalistinnen und politischen Aktivistinnen unseres Landes. Sie studierte Politikwissenschaften in Hamburg und an der Londoner School of Oriental and African Studies. 2011 wurde ihr Blog Ein Fremdwörterbuch für den Grimme Online Award nominiert. Sie war Kolumnistin der tageszeitung und stand mehrfach auf der TEDx-Bühne. Die von ihr mitbegründete Kampagne #ausnahmslos wurde 2016 mit dem Clara-Zetkin-Frauenpreis ausgezeichnet. Nach Jahren in Oxford lebt sie mit ihrem Mann und ihrem Sohn wieder in Hamburg.

EXKLUSIV INTERVIEW:
Macht der Sprache

ZUGEGEBEN, "Das Tuch" hat immer wieder für Aufregung gesorgt - als gleichnamige Kolumne und als Kopfbedeckung. Nicht jeder vermutet in der Trägerin eine der 2016 gekürten "25 Frauen, die unsere Welt besser machen". So weiß Kübra Gümüsay, wie schnell Menschen auf Kategorien reduziert werden. Das zu ändern, hat die preisgekrönte Journalistin, Bloggerin und politische Aktivistin zu ihrer Mission gemacht - für ein gleichberechtigtes Miteinander und einen Austausch auf Augenhöhe durch eine neue Sprachkultur.
Ob "Humankapital" 2004, "Herdprämie" 2007, "Opfer-Abo" 2012 oder "alternative Fakten" 2017: Seit 1991 wird in einer von dem Sprachwissenschaftler Horst Dieter Schlosser ins Leben gerufenen Aktion das "Unwort des Jahres" ermittelt. Wie würde Ihr aktueller Favorit für dieses Negativ-Ranking lauten?
"(Linkes) Meinungskartell" wäre ein guter Kandidat. Das Wort suggeriert, dass es nur eine begrenzte Reihe an Meinungen geben dürfe ¿ und alles außerhalb des Kartells würde ausgeschlossen werden.

Pressestimmen

Inspirierend und wegweisend: Eine durchweg bereichernde Lektüre, von der man sich nur wünschen kann, Entscheidungsträger:innen in Politik, Medien und Co. würden sie lesen, verstehen und beherzigen. Janine Napirca, Frankfurter Neue Presse, 04. 08. 23

"Gümü ays Thesen sind ein Weckruf." Ciani-Sophia Hoeder, Die Dame, 08. 10. 20

Ein hochaktuelles Buch, unbedingt lesenswert. Tilmann Warnecke, Tagesspiegel, 23. 06. 20

"Ein persönliches und frisches Plädoyer dafür, den eigenen Blick auf die Welt nicht als gegeben hinzunehmen und andere Perspektiven weder abzulehnen noch zu fürchten." Bettina Baltschev, MDR Kultur, 20. 05. 20

"Ein Pamphlet für eine Gesellschaft, deren Mitglieder trotz wachsender Unterschiede miteinander reden können." Jury der Sachbuch-Bestenliste Die Zeit, 26. 03. 20

"Ein lebendiges Plädoyer für mehr Verständnis und eine gerechtere Gesellschaft. WDR Westart, 07. 03. 20

" Sprache und Sein` entschlüsselt unsere Gegenwart und macht deutlich, was uns verbindet, nämlich die Sehnsucht danach, so frei sprechen zu können, wie als wir die ersten Worte lernten." Nils Minkmar, Der Spiegel, 07. 03. 20

"Wer Gümüsays Buch . . . liest, sieht manches eigene Verhaltensmuster, manche Gedankenlosigkeit anders. Die Stärke des Buches leigt in dieser Zumutung einer anderen Perspektive und der Erschütterung der eigenen." Martin Ebel, Tages-Anzeiger, 22. 02. 20

"Kübra Gümüsay erzählt, argumentiert, zitiert Sprache und Sein` mit solch einer Dringlichkeit, Fantasie und furchtloser analytischer Schärfe, dass jede Seite ein Hochgenuss ist. Man hört, spricht anders danach und will das Buch in die Schulen tragen." Barbara Weitzel, WELT am Sonntag, 16. 02. 20

"Ein kluges, klares, sehr persönliches Buch . . . mit einer wichtigen Botschaft." Pascal Fischer, SWR lesenswert, 12. 2. 20

"Eine Streitschrift für eine neue Sprache im öffentlichen Diskurs. Eine Streitschrift allerdings, die dem Kampfgetöse entgegenwirkt durch einen persönlichen Ton und eine zum Dialog einladende Geste." Paul Stoop, Deutschlandfunk, 10. 02. 20

"Eine leidenschaftliche Verteidigungsrede kultureller Vielfältigkeit. . . . 'Sprache und Sein' ist frisch wie der Morgentau. Das liegt daran, dass es den Versuch unternimmt, mit guten Argumenten und anschaulichen Beispielen um eine bessere Welt zu ringen." Katharina Teutsch, Die Zeit, 30. 01. 20

"Der Kampf um Individualität, um die eigene Sprache, der Kampf darum, den Graben zu schließen, zwischen dem, was sie sich entschieden hat zu sein, und dem, worauf sie festgelegt wird - und zwar der kollektive Kampf aller Marginalisierten und im Speziellen ihrer Generation: Kübra Gümüsays Buch ist dafür ein kraftvolles, mit vielen interessanten Verweisen und Zitaten gespicktes Manifest." Ambros Waibel, taz, 29. 01. 20

"'Sprache und Sein' ist aufschlussreich und engagiert. . . . Es wäre wünschenswert, dass sich möglichst viele Leserinnen und Leser, die möglichst verschieden von Gümüsay sind, autobiografische Berichte wie ihren möglichst genau durchlesen und eine Inventur dessen vornehmen, was sie als selbstverständlich erleben dürfen." Hanna Engelmeier, Zeit Online, 29. 01. 20

"Am stärksten, wenn die Autorin am eigenen Beispiel zeigt, wie sie als Benannte unter Unbenannten an ihrem Traum von einer Gesellschaft, in der alle gleichberechtigt sprechen und sein können` festhält. Ihr demokratisches Anliegen, die Sprache zu einem Zuhause für alle zu machen, vertritt sie klug und leidenschaftlich." Ralph Gerstenberg, Deutschlandfunk, 27. 01. 2020

"Der Buchtitel 'Sprache und Sein' klingt nach Heidegger, handelt aber keinesfalls vom Geworfensein in unsere sprachliche Gegenwart, sondern vom Auftrag, sie zu gestalten." Marc Reichwein, Die Welt, 27. 01. 20

"Die von Gümüsay angesprochenen Themen sind wichtig: das Bewusstsein für die Macht der Sprache, die gegenwärtige Diskursverschiebung nach Rechts, das Plädoyer dafür, Menschen auch außerhalb von Kategorien sprechen zu lassen." Azade Pesmen, Deutschlandfunk Kultur, 27. 01. 20

"Dieses Buch ist ein Befreiungsschlag und ein kluger Essay von literarischer Qualität und politischer Kraft."
Martina Läubli, Neue Zürcher Zeitung, 26. 01. 20

Frankfurter Allgemeine Zeitung - RezensionBesprechung vom 08.03.2020

Die falsche Freundin oder Wie böse sind die Deutschen wirklich?
Rassismus, Feminismus, Sprache nach der Methode Kübra Gümüsay

Sie ist "die Anti-Feministin", "Feministin", "Islamistin", ein "wunderbarer Mensch". Das sagt das Internet, wenn man es nach einem Namen fragt, nach Kübra Gümüsay. Doch warum fragt man überhaupt? Weil man ihr Buch liest, die vielen Widersprüche liest, den Sätzen schnell nicht mehr vertraut und nach Erklärungen sucht.

Kübra Gümüsay, geboren in Hamburg 1988, ist Bloggerin, ist Online-Aktivistin. Das ungefähr steht auf dem Einband von "Sprache und Sein". Die kleine große Ironie: Im Buch mit diesem ausgerechnet heideggerhaft-angehauchten Titel stehen Zitate vieler toter Juden. Doch dazu später.

Zuerst zum Buch. Es fängt schön an, vielleicht wie ein Film von Fatih Akin: ein Hafen im Südwesten der Türkei, Sommer, Nacht, Frauen, die Sonnenblumenkerne essen und çay trinken. Nein, natürlich fängt so nie ein Film von Akin an, denn seine Filme haben weniger Klischees. Die literarische und schöne Szene erzählt Gümüsay nur, um ein Wort zu erklären, ein türkisches, das keine deutsche Übersetzung hat: Yakamoz beschreibt die Spiegelung des Mondes auf dem Wasser. Das Leuchten erkennt sie erst, als sie das Wort lernt: "Denn Sprache verändert unsere Wahrnehmung." Das stimmt. Und im Buch stimmt noch mehr: Ihre Beobachtung der Ausgrenzung, ihre Beschreibung des Gefühls, als Anderer, Fremder andauernd inspiziert zu werden. Wenn man das liest und selbst keine echte Deutsche ist, geboren in einem anderen Land, bekannt mit Fäusten deutscher Deutscher, dann nickt man oft. Doch öfter schüttelt man den Kopf. Denn die Autorin spricht von einem "wir", wenn sie von Anderen spricht. In ihrem "wir" will man aber nicht eingeschlossen sein.

Warum? Da ist zuerst ihre seltsame, strenge Idee vom Feminismus. In Deutschland sieht sie ein Problem, es heißt: generisches Maskulinum. Es ginge besser ohne, weil Sprache ja Wahrnehmung bilde, impliziert sie, nennt Sprachen, die keinen Genus haben: Usbekisch, Finnisch, Türkisch beispielsweise. Als nicht so deutsche Leserin hat man, klar, überall Cousinen und Cousins, auch in Usbekistan, weiß deshalb, wie Frauen da so leben: nicht besser als in Deutschland. In Finnland stimmt's vielleicht. Und was ist los in der Türkei? Keine persönliche Erfahrung. Nur unpersönliche Statistiken, der Frauenmorde beispielsweise: 474 im Jahr 2019. Was daraus folgt? Dass eine Sprache ohne Genus das Leben von Frauen nicht automatisch besser macht.

Doch Gümüsay schreibt nichts darüber, schreibt lieber böse über Deutsche. Als Leserin, die, wie gesagt, nicht deutsch ist, macht man natürlich ab und an auch Deutschenbashing, aber nicht auf die Art von Gümüsay, die keine Argumente kennt. Als ihr einmal, so wie der Text nahelegt, anscheinend eine Deutsche sagt, dass das generische Maskulinum nicht so schlimm sei, denkt Gümüsay über die Frau: "Vielleicht kann sich ein Mensch, der noch nie gegen eine Mauer gelaufen, der noch nie hart auf den Boden der Machtlosigkeit (. . .) geschlagen ist - vielleicht kann so ein Mensch sich die Mauern, die sich tatsächlich durch unsere Gesellschaft ziehen, gar nicht vorstellen." Das heißt: Den deutschen Frauen geht es zu gut, sie kennen keinen Schmerz. Was selbstverständlich falsch ist. Es ist diese Idee vom Feminismus, die andere ausschließt - Privilegiertere, die keinen Rassismus kennen. Misogynie aber kennt jede Frau!, schreit man gegen die Seiten, beruhigt sich und liest weiter.

Dann geht es darum, dass manche Sprachen Prestigesprachen in Deutschland seien, manche nicht: "Türkisch lernt man nicht, Türkisch verlernt man." Unschöne, deutsche Wahrheit, ja, man nickt. Bis Gümüsay dann fragt: Was wäre, wenn man neben Goethe in Schulen andere Autoren unterrichtet hätte? Und sie nennt Namen. Auch den von Necip Fazil Kisakürek. Ihn kann man kennen. 2016 schrieb Deniz Yücel über ihn, den "Antisemiten, der dazu aufrief, Aleviten "wie Unkraut auszureißen und wegzuwerfen"." Und was sagt Gümüsay dazu? Entschuldigung. Auf Facebook: "Im Laufe der Monate kamen und gingen Namen aus dieser Liste, weil wir versuchten mehrere Sprachräume zu repräsentieren, um für eine vielseitige Beschäftigung mit Literatur aus aller Welt zu werben. (. . .) Leider hatte ich eine kritische Recherche in dieser Richtung zuvor nicht angestellt. Das war ein Fehler."

Wie halbaufrichtig so eine Entschuldigung in Wahrheit ist, sieht man erstens an ihrem ersten "wir", als ob ein Lektor ihr den Namen vorgeschlagen hätte. Zweitens muss man nun keine "kritische Recherche" machen, um zu verstehen, wer Kisakürek war. Drittens: Sie hatte Zeit, das zu verstehen. Denn schon 2010 schrieb sie seinen Namen im gleichen Atemzug mit Goethe. Der Text im Buch ist nämlich nur ein leicht geänderter, der damals in der "taz" erschien. Er steht im Internet. Und da steht auch noch mehr von Gümüsay. Auf ihrem Blog zählt sie Vorwürfe auf, die sie so hört. Um "Millî Görüs" geht es unter andrem, mit der sie angeblich sympathisierte. Was diese islamistische Bewegung macht? Auf Facebook Werbung für Kisakürek-Bücher, Gedenkaufrufe für den toten Gründer Erbakan, der selbstverständlich auch ein Judenhasser war. Diese Bewegung "will eine ,Gerechte Ordnung' auf der Grundlage des Islams begründen, die langfristig alle anderen, als ,nichtig' erachteten politischen Systeme ablösen soll", sagt der Verfassungsschutz von Baden-Württemberg. Und was sagt Gümüsay, die 2016 bei "Millî Görüs" einen Vortrag hielt? "Wenn ich zu islamischen Organisationen eingeladen bin, dann übe ich selbstverständlich Kritik, spreche über Missstände in den Gemeinden", sagt sie zum Beispiel. Okay, wenn irgendwer mit Rechten reden will - es gibt auch rechte Ausländer -, dann bitte. Doch ist in der Erklärung Gümüsays ein Fehler. Denn indirekt nennt sie da "Millî Görüs" eine einfache islamische Organisation, mehr nicht. Weiter erklärt sie sich zu Erdogan. Seit Jahren wird ihr vorgeworfen, was sie vor Jahren schrieb: "Also, on a personal note: I currently don't see any alternative to AKP in Turkey. So, we need constructive criticism!" Das war ein Tweet, 2013, die Zeit der Gezi-Park-Proteste, in der die Menschen vom Tränengas erblindeten. Gümüsay sagt, dass der Tweet aus dem Kontext rausgerissen sei. Dass sie viel Kritisches zu Erdogan geschrieben habe, was wahr ist.

Doch: "Jedes Wort hat Wirkung." Das schreibt sie selbst in ihrem Buch, das man jetzt weiterliest. Das alte Zweifelhafte an Kübra Gümüsay versucht man aus dem Kopf zu sperren, weil man aufs gute Neue wartet. Aber da steht nichts Neues. Da steht: Ausländer, ihre Enkel, ihre Kinder und andere Minderheiten haben es schwer in Deutschland. Stimmt. Und: Sprache hat Macht. Stimmt auch. Um das auf vielen Seiten zu erklären, zitiert Gümüsay aus ihren alten Texten und schreibt andauernd das Wort "Demut". Es ist ihr kleiner Trick, um zu beweisen, dass sie viel besser ist als Deutsche, dass "wir" viel besser sind: "Weil ich ein Bewusstsein für die Grenzen meines Wissens und meiner Wahrnehmung besitze. Wir Anderen erlernen diese Fähigkeit." Wie schon gesagt: Als Andere will man in so einem "wir" nicht sein. Will raus. Will, dass es endet.

Doch vor dem Ende muss Gümüsay noch schnell gerührt den Dichter Ghayath Almadhoun zitieren. Sucht man dieses Gedicht im Internet, findet man ein paar Zeilen vor den zitierten diese: "ich habe Partei ergriffen für die Indianer gegen den weißen Mann, für die Juden gegen die Nazis, für die Palästinenser gegen die Israelis". Ja, das ist die vorbildlichste Art, Nazis mit Israelis gleichzusetzen. Ja, das zitiert Gümüsay dann nicht. Obwohl sie so oft die zitiert, die Nazis überlebten: Martin Buber, George Steiner, Paul Celan, Abraham Joshua Heschel, Theodor W. Adorno, Victor Klemperer und Kurt Tucholsky, der keine Lust mehr hatte, die Nazis überleben zu müssen. Wozu aber die alten Juden sprechen lassen, wenn man einem Mann zustimmt, der sagt, dass neue Juden Nazis sind? Es geht um Opferaura und mehr nicht. Es geht ihr, der Muslima, die viel zu viele Ausgrenzungen erfahren musste, darum, die schlimmen Erfahrungen neben das größtmögliche Leid, das der Schoa zu stellen, um so ihre Erfahrungen größer aussehen zu lassen, schmerzhafter. Das wiederum ist so durchsichtig, dass es am Ende übersehen wird. Denn Gümüsay wird überall und laut gelobt; von Kritikern, Kulturmenschen, Politikern.

Aber warum? Das Prinzip Gümüsay läuft gut im deutschen Jetzt, weil es nach sehr bekannten Regeln läuft: Das sagen, was ohnehin schon offensichtlich ist. Andere angreifen mit Emotionen, nicht mit Argumenten. Verschweigen, was man offenbar in Wahrheit denkt. Manchmal doch auf der Tastatur ausrutschen. Dann sagen: Das wurde nicht verstanden, aus dem Zusammenhang gerissen, bösartig wurde einem Böses unterstellt. Und fertig.

Mit Demut sitzen wir, die Anderen, vor diesem Buch, vor diesem ach so populistischen Prinzip und haben nichts verstanden. Oder alles.

ANNA PRIZKAU

Kübra Gümüsay: "Sprache und Sein". Hanser Berlin, 208 Seiten

© Alle Rechte vorbehalten. Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH, Frankfurt.

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Sehr wertvolles und komplexes Buch. Ab der Mitte fehlte mir teikweise der Bezug zur Sprache.
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Ein tolles Buch über die Macht von Sprache und wie diese unsere Realität formt. Empfehlenswert für interessierte Personen!
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