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Klapper

Roman | 'So berührend, so lustig, so absurd, und so gut geschrieben. Die Geschichte  von Klapper und Bär ist ein Schatz.' Caroline Wahl

(163 Bewertungen)15
220 Lesepunkte
Buch (gebunden)
22,00 €inkl. Mwst.
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Ausgezeichnet mit dem Debütpreis der lit. COLOGNE

»Ein absolut überwältigendes Debüt. « Clemens Setz, FAS

»Ein feiner Roman, ein lustiger Roman, der, gerade wenn man glaubt, alles daran verstanden zu haben, noch mal komplett die Richtung wechselt. « Süddeutsche Zeitung

Sommer 2011. Klapper ist sechzehn und hat die Sommerferien alleine vor seinem Computer verbracht. Am ersten Schultag kommt plötzlich Bär in seine Klasse - und setzt sich neben ihn. Groß, stark und absolut unbeeindruckt von sozialen Normen, ist sie die Einzige, die Klapper, den blassen Nerd mit langen Haaren und knackenden Gelenken, nicht wie einen Außenseiter behandelt. Und genau wie er liebt sie das Zocken. Klapper merkt immer mehr, dass er sich in Bärs Gegenwart unverwundbar fühlt. Doch während seine Gefühle genau wie ihre Freundschaft wachsen, steuern sie gemeinsam auf den Tag zu, der alles ändert.

Zitroneneistee, Counter-Strike, Kollegah-Punchlines - KLAPPER erzählt von Freundschaft, Verlust, toxischer Männlichkeit und davon, wie anstrengend das Erwachsenwerden zwischen Online- und Offline-Realitäten ist. Eine eindringliche, fesselnde und liebevolle Geschichte über eine lebensverändernde Begegnung.

»Kurt Prödels hinreißender Debüt-Roman erzählt von dieser so besonderen Zeit, in der wir uns selbst suchen, um stattdessen dann die Welt zu finden. Und plötzlich ist jemand tot und die Kindheit vorbei - und dass man trotzdem auf jeder Buchseite lachen muss, ist natürlich auch ganz geil. « Benjamin von Stuckrad-Barre

Produktdetails

Erscheinungsdatum
30. Januar 2025
Sprache
deutsch
Untertitel
Roman | 'So berührend, so lustig, so absurd, und so gut geschrieben. Die Geschichte von Klapper und Bär ist ein Schatz. ' Caroline Wahl. 3. Auflage.
Auflage
3. Auflage
Seitenanzahl
256
Autor/Autorin
Kurt Prödel
Verlag/Hersteller
Produktart
gebunden
Gewicht
360 g
Größe (L/B/H)
208/133/33 mm
ISBN
9783988160249

Portrait

Kurt Prödel

Kurt Prödel, geboren 1991 und aufgewachsen in Nordrhein-Westfalen, ist Künstler und Autor. Er drehte Rap-Musikvideos, produzierte Hörbücher und trat in der Late-Night-Show Studio Schmitt auf. Er ist Schlagzeuger der Punkband The Screenshots. KLAPPER ist sein literarisches Debüt. Er lebt und arbeitet in Köln.


Pressestimmen

»Kurt Prödel erzählt in seinem Roman von einer unmöglichen und gerade deshalb so hinreißenden Freundschaft [ ]. « Christoph Amend, Zeit Newsletter - Was für ein Tag

»Die Lektüre ist trotz ernsten Themen dank Prödels skurrilem Humor, seinen originellen Formulierungen und der Situationskomik überraschend unterhaltsam. « Birgit Weiss, Tagblatt

»Unterhaltsam und wahrhaftig ist die Coming-of-Age-Geschichte über den 16 Jahre alten Zocker Klapper, der sich in seine Computerspiele flüchtet. « Ranjo Doering, Heilbronner Stimme

»Der Roman ist wie das echte Leben: komisch, schmerzhaft, aber auch nicht selten wirklich überraschend. « Hannah Siebert, Lift

»Es ist ein Buch für jeden Menschen, der ein Herz hat und eine Teenagerzeit durchlebt hat. « Samira El Ouassil, SRF Literaturclub

»Das Erstlingswerk von Kurt Prödel schenkt uns Erinnerungen an krümeligen Zitroneneistee auf der Zunge, lange Nächte vor dem Gaming-PC und fast vergessene Emotionen aus der Teenagerzeit. « Carola Weinberg, rushBfast. com

»Kurt Prödels Debütroman Klapper bringt einen zum Weinen und zum Lachen - häufig auch gleichzeitig. « Ruhr Nachrichten

»Dieser erfrischende Coming-of-Age-Roman feiert die Figur des nerdigenZockers auf ausgesprochen sympathische Weise. « Oliver Pfohlmann, Rhein-Neckar-Zeitung

»Klapper ist ein coming-of-Age-Roman, der viel Verständnis für seine Figurenaufbringt, aber ihre Jugend nicht romantisiert. « Christian Werthschulte, Kölner Stadtrevue

»Die Anfang der 10er-Jahre angesiedelte Freundschaftsgeschichte des titelgebenden Schul-Outsiders mit Klassen-Neuzugang Bär ist gleichermaßen berührend wie irrwitzig. « Stephan Rehm Rozanes, Musikexpress

»Prödel schafft es, digitale Medien als fundamentalen Bestandteil jugendlichen Lebens literarisch zu erschließen, wie es im deutschprachigen Raum sonst nur Oliver Uschmann [. . .] schafft. « Stefan Gohlisch, Neue Presse

»Klapper ist ein mitreißender Debütroman, der die richtige Mischung aus Pointenreichtum und Tiefgang gefunden hat [. . .]. « Amira Ben Saoud, Der Standard

»Ein origeneller Coming-of-Age-Roman über Freundschaft, Verlust und die Suche nach sich selbst. « Elisabeth Mittendorfer, woman. at

»Selten begegnet man in einem Debütroman einer Szene, in der mit derartfeinem Gespür die Mehrdimensionalität einer Situation festgehalten wird. « Clemens Setz, FAS

»Er lässt die schmerzhafte, chaotische Phase der Pubertät lebendig werden. Fast zärtlich entwickelt er seine Figuren. « Peter Scharf, WDR Westart

»Mit Klapper hat Kurt Prödel einen erfrischenden Coming-of-Age-Roman vorgelegt, der der Figur des nerdigen Zockers und Gamers ein sympathisches Denkmal setzt. « Oliver Pfohlmann, SWR

»In einem mühelos erscheinenden Detailreichtum lässt Kurt Prödel eine Zeit zwischen Killerspiel-Debatte, Kollegah-Lines und Mixery-Bier wiederauferstehen, über der eine dunkle Wolke aus Kleinstadt-Mief und jugendlicher Melancholie. « schwebt. Jan-Malte Wortmann, Funke Mediengruppe

»Doch am meisten verbunden hat mich der nahbare Schreibstil, mit dem Kurt Prödel die sanfte, aber fragile Freundschaft zwischen Klapper und seiner neuen Mitschülerin Bär einfängt. « Selina Jüngling, emotion

»Galt Prödel auf Twitter lange als Vorreiter einer neuen Internetsprache, vereint er mit diesem so gut beobachten und tragisch-komischen Coming-of-Age-Roman die digitale mit der analogen Welt, lässt seine beiden fehlerhaften Held:innen im Zeitkolorit aufgehen und erzählt nur mittels eines geschenkten Kugelschreibers die ganze Geschichte einer dysfunktionalen Familien-Beziehung. « Felix Eisenreich, Kulturnews

»Ein hervorragender Coming-Of-Age-Roman, der sowohl Erwachsene als auch Jugendliche ab 16 Jahren in seinen Bann zieht. « Nehle Biedermann, Wo am Sonntag

»Kurt Prödel erzählt auf einfühlsame Art von Klapper und Bär. Beide sind Außenseiter. Beide leben in einer aus ihrer Sicht kaputten Erwachsenenwelt. Sie retten sich auf ihre Art gegenseitig. « Wolfgang Meyer, WDR

»Ein Jugendroman, der vom Sound und Gamer-Slang der Nullerjahre geprägt ist, und der gerade wegen seiner scheinbar einfachen Machart beeindruckende Tiefe erreicht [. . .]. Ein durchwegs gelungener Erstling. « Simon Leuthold, SRF Buchzeichen

»Insgesamt hat der Prödel einen gewitzten, auch durchaus berührenden Take auf ein eigentlich durchgespieltes Genre gefunden. « Steffen Greiner, Deutschlandfunk Kultur Tonart

»Unter dem unterhaltsamen, oft witzigen Grundton schwebt ein Schatten von Depression. Die Verlorenheit der Teenager in Klapper ist greifbar. « Danny Marques, NDR Kultur

»Kurt Prödel fängt das Erwachsenwerden zwischen Online- und Offlinewelten eindrücklich ein. [ ] Dabei erzählt der Roman Klapper leise, einfühlsam und witzig von der Suche nach Orientierung. « Corinne Orlowski, WDR5 Scala

» Klapper [. . .] ist ein Volltreffer: ganz wunderbar geschrieben, lebensnah, warmherzig und liebevoll, man möchte am liebsten jede einzelne auftauchende Figur in eine tröstende Umarmung ziehen. « Dani Fromm, laut. de

»Er hat mit Klapper etwas völlig Eigenes geschaffen. « Daniela Abels, Kölnische Rundschau

Besprechung vom 23.03.2025

Verstärkung im Leben

Ein Mädchen kommt neu in die Klasse und setzt sich neben Klapper. Sie kommunzieren über Counter-Strike und in Kollegah-Zitaten. Über Kurt Prödels absolut überwältigendes Debüt

Von Clemens J. Setz

Man verzeihe mir, wenn ich mit einer etwas wichtigtuerischen Anekdote beginne. Ich hatte vor Jahren einmal das Vergnügen, mich mit Kurt Prödel zu unterhalten. Da lobte ich seine Twitterpoesie und schwärmte ihm vor, wie extrem super es wäre, wenn einmal ein Buch von ihm erscheinen könnte. Er schien damals von der Idee gar nicht viel zu halten. Aber nun ist genau das passiert, ein Roman ist erschienen (und was für einer!). Und das bestätigt meine quasireligiöse Überzeugung, dass Erzählungen, und gerade lange Erzählungen, so etwas wie ein wesenhaftes Eigenleben führen, zu dessen Entfaltung wir Menschen erst unter den richtigen Bedingungen die Rolle eines geeigneten Wirtskörpers übernehmen. Man denkt jahrelang nicht daran, einen Roman zu schreiben, aber dann, nach Ablauf einer geheimnisvollen Frist, ist es, bumm, plötzlich das Allernaheliegendste. Und so stelle ich mir vor, dass die Geschichte um die rätselbeladene Freundschaft zwischen einem Jungen namens Klapper und einem Mädchen namens Bär für eine lange Zeit im Autor auf den rechten Moment gewartet haben muss, so stark und handwerklich souverän und empathisch ausgereift ist das Ergebnis.

Gut, ich wusste ja bereits, dass Kurt Prödel ein Meister deutschsprachiger Sätze ist. Schon der erste Satz des Buches lautet: "Die Sonne ballert." Bei Samuel Beckett klang das, übrigens ebenfalls in dessen erstem Roman, noch so: "The sun shone, having no alternative, on the nothing new." Daran sieht man, dass es selbst im Bereich der Literatur gelegentlich so etwas wie Fortschritt gibt.

Aber nun zum Buch. Der sechzehnjährige Klapper, der seinen Rufnamen seinem ständig in den Gelenken knackenden, gebrechlich wirkenden Körper zu verdanken hat, ist eine durchaus typische Figur der zeitgenössischen Literatur. Er ist, wie man sagen könnte, eher außenseiterisch veranlagt, verbringt viel Zeit vorm Computer und hat, als er sich vorm Spiegel einmal durchs Haar fährt, plötzlich eine ganze Strähne in der Hand. Die Frühvergreisung junger Menschen scheint eines der vorherrschenden Motive der Literatur unserer Zeit zu sein, ähnlich wie das zweite zentrale Thema des Buches: das Übernehmen der Elternrolle durch junge Menschen, weil die realen Eltern kompetenztechnisch einfach plötzlich zusammenklappen. Teenager müssen Mutter-Vater-Hybridwesen für ihre jüngeren Geschwister abgeben oder einen plötzlich unauffindbaren Elternteil suchen gehen, und oh Gott, wie sehr habe ich meine eigene Kindheit in der Beschreibung dieser Art von Suche wiedererkannt . . .

Jedenfalls erhält Klapper eines Tages unverhoffte Verstärkung im Leben. Ein neues Mädchen kommt in die Klasse. Sie heißt Vivi-Marie, lässt sich aber Bär nennen, was wohl mit ihrer imponierenden Körpergröße und Stärke zu tun hat. Sie setzt sich direkt neben ihn: "Dafür gab es keine rationale Erklärung." Der scheue Junge und die selbstsichere Neulingin freunden sich an, sie verteidigt ihn sogar einmal körperlich gegen übergriffige Schlägertypen. Aber hier das Wohltuende: Die zwei fahren nicht gemeinsam weg, erleben keine coolen Abenteuer. Nein, kein Roadmovie. Was stattdessen geschieht, ist die Entdeckung einer gemeinsamen Sprache.

Diese Sprache setzt sich aus zwei Komponenten zusammen: Counter-Strike und Kollegah-Lyrics. Durch diese beiden Medien, die traditionell eher nicht als Quellen von Zartheit und scheuer Annäherung gelten, kommunizieren diese eigentlich meilenweit voneinander entfernt existierenden Wesen miteinander. Klapper baut in Counter-Strike seit einiger Zeit seine eigene Schule nach. Dies weckt vielleicht auf den ersten Blick Assoziationen an den Columbine-Attentäter Dylan Klebold, über den ebenfalls erzählt wurde, er habe seine High School als Doom-Level nachgebaut (was allerdings niemals bestätigt werden konnte). Aber Klappers Nachbauprojekt hat gar nichts mit Amoklauf zu tun. Das Level ist, obwohl er das selbst lange gar nicht begreift, für jemanden gemacht. In einer hinreißenden Szene lässt er Bär die Map der nachgebauten Schule durchspielen. Sie schießt liebevoll und beeindruckt auf alle von ihm geschaffenen Oberflächen und Objekte. Schließlich geht sie in der Map genau bis zu dem Platz in ihrem Schulzimmer, wo sie beide nebeneinandersitzen.

Selten begegnet man in einem Debütroman einer Szene, in der mit derart feinem Gespür die Mehrdimensionalität einer Situation festgehalten wird. Jemand sitzt neben dir, kommt dir emotional entweder näher oder rückt von dir ab, das ist noch unklar, und zugleich sind Leute im Stock unter dir im selben Haus mit unklaren Dingen beschäftigt, die das Zusammensein hier im Zimmer in eine eigene Art von gravitationsartiger Fernwirkung einbetten, und dann geschehen auch noch pausenlos die eigenen Gedanken, die den eigenen Interessen und Wünschen entgegenwirken.

Ebenso erstaunlich ist das erschütterungssichere Taktgefühl, mit dem der Autor einen Besuch von Klapper bei seiner in der Klinik aufs medikamentös richtig Eingestelltwerden wartenden Mutter Conny schildert, bei dem die Mutter ihrem Sohn zum sechzehnten Geburtstag gratuliert, was der Situation gemäß zuerst unbeholfen und awkward, aber dann doch alles andere als würdelos abläuft, ja sogar mit sich deutlich übertragendem elterlichen Stolz auf den bald erwachsenen Sohn. So eine Szene mit derart geschmackvoller Zurückhaltung zu erzählen, ohne all die sich aufdrängenden Effekte und Störgeräusche (Psychiatrie!), das verlangt eine Seelenruhe, die nicht viele Erstromanciers besitzen.

Oder denken wir an die wunderbare Szene, in der Bär ihren Geschwistern zum Einschlafen Janoschs Geschichte "Oh, wie schön ist Panama" vorliest (ob sie ihren Spitznamen vielleicht von dem kleinen Bären aus diesem Buch bezogen hat?) und über die angeschwemmte Bretterkiste mit der verheißungsvollen Aufschrift "PANAMA" nachgrübelt, auf die unwiderstehliche Verheißung dieses Zauberwortes. Allein in dem Verweilen auf dieser Kindheitskonstante der meisten deutschsprachig Aufgewachsenen liegt ein Ausdruck solcher Fürsorge, solch bangem Vorausfühlens auf die Welt, die die Geschwister noch nicht ganz kennen, aber vielleicht sehr rasch betreten werden müssen, dass es einem beim Lesen die Schultern ganz eng macht.

Natürlich bedroht die Wirklichkeit, so wie sie das immer macht, die zarte Freundschaft von Klapper und Bär von allen Seiten. Sogar die Map der Schule wird von der Counter-Strike-Community gelangweilt abgelehnt: "Einige gaben der Map gnadenlose null Punkte, und viele waren persönlich enttäuscht von ihm. Sie fragten sich, wie jemand wie er, jemand mit einem Ruf in der Community, der bereits ein paar solide Maps gebaut hatte, so einen Müll abliefern konnte. Seine Schule als Map? Peinlich. Das war so was von 2004 - vielleicht damals nach den Amokläufen an den Schulen noch irgendwie spannend, aber 2011 damit anzukommen? Hängen geblieben. Einer schrieb sogar Datenmüll, und das tat besonders weh."

Schon seit gut zwei Jahrzehnten versuche ich, eine lange Erzählung über die in meiner Jugend zentrale Erfahrung von Ego-Shooter-Spielen zu schreiben. Bei mir wäre es halt Doom und nicht Counter-Strike. Ich hab Tausende Seiten mit Versuchen. Aber jetzt, nach der Lektüre von Klapper, sehe ich: Besser als das, mit mehr Tiefe und verblüffender Frische als hier, kann man dieses Motiv nicht erzählen. Hätte ich dieses Buch doch schon mit fünfundzwanzig lesen können.

Mit jedem Kapitel wird die Geschichte leuchtender und zugleich bedrohlicher, ganz zuletzt kippt das Geschehen sogar ins Tragische, in den unumkehrbaren Verlust eines Menschen, aber die Spannung ergibt sich dabei niemals aus künstlich aufgebauten und ebenso künstlich gleich wieder überwundenen Hindernissen, sondern rein aus der in starksehnig muskelspielender, virtuos durch alle Register springender Sprache festgehaltenen Textur dieses jungen, noch schmerzhaft ungeformten Lebens. Nur eines an dem Buch ist falsch. Tatsächlich nur eine Sache. Der Titel. Das Buch hätte "Bär" heißen müssen. Gab es als Titel vielleicht schon, keine Ahnung. Aber man benennt Bücher doch nicht nach jenem Element der Handlung, das am Ende übrig bleibt. Nein, Literatur ist doch Gespensterkunde. Ihre Sache ist das Unwiederbringliche, so wie Bär, die zwar für immer verloren, aber durch das Buch lebendig und besuchbar bleibt.

Kurt Prödel: "Klapper". Roman. Verlag Ullstein , 256 Seiten

Alle Rechte vorbehalten. © Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH, Frankfurt am Main.

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Von Sophia am 24.07.2025

Übers Erwachsenwerden, Freundschaft und Zitroneneistee - großartiger Debütroman!

Der sechzehnjährige Thomas, von allen nur "Klapper" gennant, weil seine Gelenke knacken, wenn er sich bewegt, ist ein Außenseiter und verbringt die gesamten Sommerferien vor dem Computer in seinem abgedunkelten Zimmer. Voller Hingabe erstellt er Maps für das Spiel "Counter Strike". Am ersten Schultag kommt Vivi, die "Bär" genannt werden möchte, neu in die Klasse. Resolut und selbstbewusst setzt sie sich neben Klapper. Zwischen den beiden entsteht ganz langsam eine Art Freundschaft und sie spielen und programmieren auch gemeinsam das Computerspiel, das Bär ebenso liebt. Trotz wachsender Freundschaft steuern die beiden auf ein Ereignis zu, dass das Leben von Klapper für immer verändern wird. Das Cover hat mich total angesprochen, der Klappentext lässt allerdings nicht darauf schließen, was für eine gewaltige und tolle Geschichte sich dahinter verbirgt. Die Handlung spielt auf zwei Zeitebenen: im Jahr 2011, als Klapper 16 Jahre alt ist und 2025, als er 30 ist. Diese Erzählweise gefällt mir sehr gut. Direkt zu Beginn wird der Leser ins Jahr 2025 geworfen, wo Klapper immer noch alleine vor dem Laptop sitzt. Schnell wird klar, dass in der Vergangenheit etwas passiert sein muss, denn Bär ist seit über 4800 Tagen nicht mehr mit ihrem Counter Strike-Account eingeloggt gewesen. Mit diesem Cliffhanger tauchen wir ein ins Jahr 2011 und begleiten Klapper in seinem Alltag. Und das beschreibt Kurt Prödel so detailliert und präzise, dass ich mich selbst oft wieder gefunden habe in den Beschreibungen, ich selbst war damals nur wenige Jahre älter als der Protagonist. Mit einer ganz eigenen Erzählweise zeichnet er einen Jugendlichen, wie es ihn überall auf der Welt gibt: den typischen Außenseiter, der nur vor dem Computer sitzt und mit ungewaschenen Haaren und Metalband-T-Shirts herum läuft. Man hat als Leser weder Mitleid mit Klapper, noch wirkt er unsympathisch, man verfolgt sein Leben einfach mit. Auch die Nebenfiguren wie seine und Bärs Eltern werden unglaublich gut und realistisch dargestellt. Kurt Prödel hat seinen ganz eigenen Erzählstil, der sowohl zum Zeitgeist von damals als auch zu den Charakteren passt. Er baut gekonnt eine unglaublich realistische, aber auch sich stetig aufbauende Spannung auf. Die Freundschaft von Klapper und Bär ist oft einseitig von Klapper ausgehend, als Leser weiß man oft nicht so recht, woran man bei Bär ist. Toll ist auch der für die 90er und 00er Jahre typische "Zitronenkrümeleistee", der als wiederkehrendes Element zur Freundschaft und der Geschichte gehört. Kurt Prödel baut in seine Geschichte gekonnt viele wichtige Themen ein: Freundschaft, Erwachsenwerden, (toxische) Männlichkeit, aber auch psychische Probleme und Trauer werden hervorragend beschrieben. Gerade die Probleme im Elternhaus der beiden werden auf subtile Weise beleuchtet ohne ins Detail zu gehen. Einzig der abgedruckte Kommentar Benjamin von Stuckrad-Barres unter dem Klappentext verrät meiner Meinung nach zu viel und hätte anders formuliert sein müssen um nicht zu spoilern. "Klapper" ist ein unglaublich toller, gewaltiger Roman, man darf sich nicht von den jugendlichen Protagonisten abschrecken lassen. Ein toller Debütroman, unbedingt lesen!
LovelyBooks-BewertungVon Sophia-liest am 24.07.2025
Übers Erwachsenwerden, Freundschaft und Zitroneneistee - großartiger Debütroman!
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