Bücher versandkostenfrei*100 Tage RückgaberechtAbholung in der Wunschfiliale
NEU: Das Hugendubel Hörbuch Abo - jederzeit, überall, für nur 7,95 € monatlich!
Jetzt entdecken
mehr erfahren
Produktbild: Tödliche Transparenz | Lilia Hassaine
Produktbild: Tödliche Transparenz | Lilia Hassaine

Tödliche Transparenz

Roman

(0 Bewertungen)15
260 Lesepunkte
Buch (gebunden)
Buch (gebunden)
26,00 €inkl. Mwst.
Zustellung: Fr, 19.09. - Mo, 22.09.
Sofort lieferbar
Versandkostenfrei
Empfehlen
Frankreich im Jahr 2049. Der Fall Royer-Dumas bedeutet eine harte Bewährungsprobe für die ehemalige Polizistin Hélène und ihren Kollegen Nico: Der Schüler Milo und seine Eltern sind spurlos verschwunden. Ein unvorstellbares Ereignis in einer harmonischen Gesellschaft, die sich der absoluten Transparenz verschrieben hat. Zwanzig Jahre zuvor hatte ein Mehrheitsbeschluss in den sozialen Medien zu einer Revolution geführt. Städte wurden umgebaut, alle Hausmauern durch Glas ersetzt. Konsequent geschaffene Transparenz sollte Sicherheit und Schutz für alle garantieren und sämtliche Arten von Verbrechen und häuslicher Gewalt verhindern. Die gemeinsam gelebte soziale Kontrolle verfolgte das Ziel, für Glück und Wohlbefinden zu sorgen. Hélène und Nico lassen sich in ihren intensiven Bemühungen um Aufklärung des mysteriösen Verschwindens nicht beirren. Ihre Ermittlungen in Milos Schule und der wohlhabenden Nachbarschaft der Familie führen in die Abgründe der Beziehungswelt der Menschen. Die Brüchigkeit des brutalen gläsernen Paradieses wird entlarvt.

Produktdetails

Erscheinungsdatum
02. September 2025
Sprache
deutsch
Seitenanzahl
249
Reihe
Lenos Polar
Autor/Autorin
Lilia Hassaine
Übersetzung
Anne Thomas
Verlag/Hersteller
Originaltitel
Originalsprache
französisch
Produktart
gebunden
Gewicht
260 g
Größe (L/B/H)
186/117/21 mm
ISBN
9783039250479

Portrait

Lilia Hassaine

Lilia Hassaine, geboren 1991, ist eine französische Journalistin, Schriftstellerin und Redakteurin. Nach einem Literaturstudium schloss sie 2015 am Institut français de presse mit einem Diplom ab. Sie arbeitete für arte, TMC, Le Parisien und Le Monde. Seit 2024 präsentiert sie die Literatursendung "Etcétéra" im Radio. 2019 veröffentlichte sie ihren ersten Roman, "L'Œil du paon". Ihr zweiter Roman, "Soleil amer" (deutsch: "Bittere Sonne", Lenos 2024), wurde mit dem Prix littéraire de la Ville de Caen ausgezeichnet und schaffte es in die Vorauswahl für den Prix Goncourt.

Pressestimmen

"Dieser faszinierende und intelligente Roman wirft einen kompromisslosen Blick auf unsere Fehler und Exzesse. Eiskalt und genial." (Le Parisien)

"Ein exzellenter Zukunftsthriller, sanft wie eine Fabel und messerscharf wie ein Pamphlet." (L'Obs)

"Wenn die Utopie zur Hölle wird." (France Info)

Besprechung vom 01.09.2025

Die Lüge der Utopie
Lilia Hassaines überzeugende Dystopie

Die unschöne neue Welt, die Lilia Hassaine in ihrem dritten Roman "Tödliche Transparenz" (im Original "Panorama", 2023) entwirft, spielt in den Jahren 2049/50. Zwanzig Jahre sind vergangen, seit es in Frankreich zu einer Neuen Revolution kam. Diese mündete in den Umbau zu einer transparenten Gesellschaft. Der Preis ist allerdings eine "Revenge Week", eine Woche der Vergeltung, in der alte Rechnungen beglichen werden. Vergewaltiger, Pädophile, Frauenmörder werden von Opfern oder ihren Angehörigen abgeschlachtet, Selbstjustiz mit Zustimmung der Community und im Namen der Transparenz. Die politische Klasse wird verjagt, die Bewegung "Bürgertransparenz" übernimmt, die Täterinnen kommen mit einer Amnestie davon.

Nun regiert mit der Transparenz ein unerbittlicher Moralismus, man hat nichts zu verbergen, spricht "wertschätzend und respektvoll" miteinander, doch Kinder sind im Alter von sieben Jahren strafmündig. "Wut wird heutzutage nicht gern gesehen." Der Architekt Viktor Jouanet wird zum Baumeister der Revolution, errichtet gläserne Häuser, sogenannte Vivarien, in denen nichts verborgen bleibt. Privatsphäre gibt es nur in Sarkophagbetten, falls es zu sexuellen Aktivitäten kommen sollte.

Soziale Kontrolle versteht sich von selbst, eine Nachbarschaftspatrouille hilft nach, dem Verbrechen wurde der Garaus gemacht. Als die Mauern verschwanden, entstand eine neue Klassengesellschaft: "Die Communitys aus den sozialen Netzwerken haben in der Realität Gestalt angenommen. Unsere virtuellen Freunde, die uns ähnlich sind und unsere Überzeugungen teilen, sind nun unsere Nachbarn. Das Miteinander ist einem Miteinander-unter-sich-Bleiben gewichen."

Neben Paxton, dem Quartier der Neureichen, gibt es sozial gemischtere Viertel und Randzonen mit Häusern aus Stein, die Sicherheitsrisiken darstellen. In Grillons drucken sie sogar noch eine Zeitung, "Das Schwert". Die Polizei ist fast überflüssig geworden: "Seit der Revolution ist es schwierig geworden zu ermitteln. Wir müssen handeln, ohne zu handeln, müssen zu ungewöhnlichen, sogar ungesetzlichen Mitteln greifen, sonst können wir unsere Arbeit nicht machen. Das ist das große Paradox dieses Systems: Die Utopie einer Gesellschaft ohne Geheimnisse zwingt uns zur Lüge." Sagt Hélène Dubern, die sich Sicherheitsbeauftragte nennen muss. Sie und ihr Kollege Nico sollen einen Fall klären, den es eigentlich gar nicht geben dürfte.

Am 17. November 2049 verschwindet die dreiköpfige Familie Royer-Dumas aus ihrer Wohnung in Paxton. Der Tisch gedeckt, ein Blutstropfen im Bad, der Rest ist Leere. Niemand hat etwas bemerkt, wie kann das sein? Hélène Dubern muss ihre alten Polizistinnen-Instinkte reaktivieren, ihr Privatleben ist belastet von einem ehebrecherischen Gemahl und einer pubertierenden Tochter, die das Äußerste gibt, um ihrer Mutter das Leben schwer zu machen.

Die französische Journalistin und Schriftstellerin Lilia Hassaine, Jahrgang 1991, findet für ihre Dystopie einen passgenauen, nüchternen Ton, der glaubwürdig zwischen heutiger Gewissheit und erahnter Zukunft operiert. Die Geschichte hat durchgehend Zug. Auf der klassischen Länge von 250 Seiten fungiert Hélène im Wechsel mit einer auktorialen Erzählstimme als Ich-Erzählerin. Man folgt ihr bereitwillig, weil sie nicht transparent operiert.

Je tiefer sie und Nico im Umfeld des verschwundenen Paares und dessen achtjährigen Sohnes graben, desto undurchsichtiger das Tableau. A priori verdächtig sind Menschen, die analog fotografieren und Gedichte lesen. Und welche Rolle spielt Olga, die finanziell von ihrer Schwester Rose und deren Mann Miguel abhängig war? Sie macht sich verdächtig, weil sie zu schnelle Antworten hat. Nach der Befragung geht sie "mit gesenktem Kopf davon, wie ein Schulmädchen, das eine brillante mündliche Prüfung hingelegt und im letzten Moment den Schluss vergeigt hat".

Der Fall wird eingestellt, bis sieben Monate später zwei Leichen gefunden werden, vergraben auf einem Kinderspielplatz. Letzten Endes exhumieren die Sicherheitsbeauftragten die Wahrheit mit illegalen Methoden, und sie zahlen dafür einen hohen Preis. HANNES HINTERMEIER

Lilia Hassaine: "Tödliche Transparenz". Roman.

Aus dem Französischen von Anne Thomas.

Lenos Verlag, Basel 2025. 249 S., geb.

Alle Rechte vorbehalten. © Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH, Frankfurt am Main.

Bewertungen

0 Bewertungen

Es wurden noch keine Bewertungen abgegeben. Schreiben Sie die erste Bewertung zu "Tödliche Transparenz" und helfen Sie damit anderen bei der Kaufentscheidung.